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Probleme nur noch beim Satzbau

Mannheim. Aufgeben. Alles hinschmeißen. Einfach abhauen und die Flucht ergreifen. Man hätte es irgendwie verstehen können, wenn Carlos Prieto diesen Weg gewählt hätte. Als Abwehr-Ass hatten ihn die Rhein-Neckar Löwen vorgestellt, der Spanier sollte zu einer zentralen Figur beim badischen Handball-Bundesligisten werden. Doch dann kam alles ganz anders. Prieto durfte nicht das tun, was er am besten kann: Würfe blocken, Löcher stopfen, Bälle erkämpfen. Trainer Ola Lindgren hatte (zunächst) keine Verwendung für ihn, der eigentlich ausgemusterte Andrej Klimovets erhielt plötzlich den Vorzug – und Prieto schaute nur zu. Immer und immer wieder.

„Das war eine schwierige Situation für mich, die ich so nicht erwartet hatte. Andererseits kann keiner davon ausgehen, dass bei einem Wechsel immer alles perfekt klappt“, sagt der Kreisläufer, der vom spanischen Klub BM Valladolid zu den Gelbhemden wechselte und am Samstag (17 Uhr/live bei Eurosport) im Achtelfinal-Hinspiel der Champions League mit den Löwen bei seinem Ex-Verein antritt. „Wenn wir dort bestehen wollen, müssen wir eine sehr gute Leistung zeigen“, warnt der 30-Jährige davor, den Gegner zu unterschätzen: „Ich weiß am allerbesten, was auf uns zukommt.“

Der Spanier kann sich Hoffnungen machen, gegen seine Landsleute auf der Platte zu stehen. Denn die Zeiten haben sich geändert. Seit der Europameisterschaft kommt er regelmäßig zum Einsatz. Prieto nutzte seine Chance, die sich durch die Verletzung von Bjarte Myrhol ergab.

Stärken in der Abwehr

„Ich bin glücklich, dass ich jetzt spiele. Und ich hoffe, dass das so bleibt. Der Konkurrenzkampf ist groß. Aber ich finde, dass ich meine Aufgaben zuletzt ganz gut erledigt habe“, gibt sich der 2,03-Meter-Hüne selbstbewusst. Und das kann er auch sein: In den vergangenen Partien zeigte der Kreisläufer, dass eine konsequente Abwehrarbeit nicht immer gleichbedeutend mit unnötigen Zeitstrafen sein muss. Die Umstellung von der Liga Asobal auf die Bundesliga bereitet ihm kaum noch Probleme.

Seine Qualitäten will Prieto liebend gern auch gegen seine ehemaligen Kollegen für die Badener einbringen. Sein Abschied aus Valladolid ist schließlich erst ein paar Monate her. „Ich habe noch viel Kontakt zu den Spielern, Torwart José Manuel Sierra ist einer meiner besten Freunde. Er weiß, dass es für ihn gegen uns nicht einfach wird“, sagt der Rechtshänder, der fleißig an seinen Deutschkenntnissen arbeitet.

Wer sich mit ihm auf Englisch unterhält, wundert sich, dass sich immer wieder ein paar deutsche Worte in den Sätzen verirren. Und plötzlich stellt er komplett von Englisch auf Deutsch um. „Ich spreche mit den Jungs in der Kabine viel Deutsch. Das klappt auch ganz gut. Aber ich verstehe nicht alles. Und die Grammatik bereitet mir Probleme“, gibt der 30-Jährige zu und lacht: „Meine Lehrerin ist sehr streng. Ich sage immer, dass mich doch jeder versteht. Und dann schimpft sie und meint, ich solle richtiges Deutsch sprechen. Manchmal weiß ich nicht, welches Wort wohin gehört.“ Doch das soll sich bald ändern. Prieto gibt schließlich niemals auf.

Von Marc Stevermüer

 26.03.2010