Grund zum extensiveren Auskosten des Richtung Meisterschaft führenden 32:25-Siegs bei der SG Flensburg-Handewitt hätten die Rhein-Neckar Löwen ja gehabt – aber eben keine Zeit, um in dieser Phase der Saison verpönte Feierrituale zu kultivieren. Ein spätes Mahl noch in der von ihnen zum dritten Mal hintereinander gestürmten Flens-Arena, dann die Fahrt nach Hamburg, Übernachtung in der Hansestadt und gestern Mittag allerbester Laune per Flieger und Bus zurück ins Badische. Und mit dem Kopf angeblich sonst wo, nur nicht bei einer erstmaligen Meisterfeier. „Bei uns denkt noch niemand an den Titel“, behauptete Kapitän Uwe Gensheimer, „wir müssen weitermachen.“ Auch ihr Vorsprung als Tabellenführer bei nun 30:2 Punkten beschäftige sie nicht. Der Abstand zu den Verfolgern muss die noch auf Platz zwei einsortierten Flensburger auch nicht mehr jucken, denn mit nun 25:7 Zählern hat sich der Mitfavorit aus dem Titelrennen praktisch ebenso verabschiedet wie die MT Melsungen (24:8).
Es läuft also wieder auf einen Zweikampf mit dem THW Kiel (24:6) um die Meisterschaft hinaus. Am Tag vor Heiligabend kommt es beim Titelverteidiger zum Showdown. Bis dahin haben die Löwen noch Bundesliga-Heimspiele gegen Gummersbach und Balingen-Weilstetten, empfangen Melsungen im Viertelfinale des DHB-Pokals und müssen einmal auswärts antreten: morgen (20.45 Uhr) in der Champions League bei Pick Szeged.
Noch auf der gestrigen Rückreise widmete sich Trainer Nikolaj Jacobsen per Videostudium der Aufgabe beim Vizemeister aus Ungarn, wohin die Löwen bereits heute aufbrechen. Zieht der Coach ähnlich richtige Schlüsse wie aus seiner Analyse der Flensburger Auftritte, sollten auch in der Königsklasse die nächsten Punkte fällig sein. Dem schnellen SG-Angriffsspiel war Jacobsen mit der Saisonpremiere einer 5:1-Abwehr begegnet, womit die Gastgeber gar nicht klar kamen. „Die erste Halbzeit war wohl die beste, seit ich Trainer dieser Mannschaft bin“, sagte Jacobsen und bilanzierte: „Auch wenn es in der zweiten Halbzeit ein bisschen eng wurde, haben wir verdient gewonnen.“