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Diese Leistung der Rhein-Neckar Löwen war schlicht meisterhaft (RNZ)

Die Rhein-Neckar Löwen waren beim Sieg in Flensburg dem Gegner auch taktisch überlegen

Die Zahlen waren eindeutig. 32:25 gewann Tabellenführer Rhein-Neckar Löwen beim Zweiten SG Flensburg-Handewitt. Das war eine Botschaft, ein klares Ausrufezeichen hinter für die Titel-Ambitionen der Badener. Ljubomir Vranjes nutzte die Pressekonferenz nach dem Spiel dennoch, um sich über die Leistung der Schiedsrichter aufzuregen. Die seien nicht gut genug für so ein Spitzenspiel gewesen, sagte der Trainer der SG Flensburg-Handewitt. Nicht gut genug waren aber auch seine Spieler, und ein bisschen auch er selbst.

Offiziell mochte es im Umfeld der Flensburger niemand sagen, aber hinter vorgehaltener Hand sprach es sogar ein Spieler der SG aus: „Wir waren den Löwen schon wieder taktisch unterlegen.“ Einen wichtigen Grundstein für den Sieg hatten die Badener, und vor allem ihr Trainer, schon vor dem Anwurf gelegt. Nikolaj Jacobsen hatte den richtigen Schlüssel gefunden, um den Flensburgern ihre größte Stärke zu rauben: das Tempospiel.

„Wir wollten es schaffen, dass die Flensburger mit Übergängen spielen und nicht mit drei Mann im Rückraum agieren“, erklärte der Löwen-Trainer den überraschenden Wechsel zur 5:1-Abwehr mit Hendrik Pekeler als vorgezogenem Spieler. Das Theoriemodell funktionierte in der Praxis. Auf diese Variante waren die SG Flensburg-Handewitt und ihr Trainer nicht vorbereitet – und fanden 60 Minuten lang keine passende Antwort darauf. Zum wiederholten Mal zahlte sich der Mut von Jacobsen aus, denn es war nicht ohne Risiko, nach nur zwei Trainingseinheiten mit dem neuen System in einem Spitzenspiel anzutreten.

Schon am heutigen Freitag Abreise nach Ungarn

Seit der Partie in Flensburg verfügen die Löwen mit dem 6:0-, 5:1- und 3:3-System über drei funktionierende Alternativen in der Verteidigung, was es für die Gegner noch schwerer machen wird, sich auf Duelle gegen sie vorzubereiten.

Auch während des Spiels hatte Nikolaj Jacobsen noch einmal das richtige Gefühl für die Situation, denn er nahm eine Auszeit, nachdem die SG Flensburg durch einen kleinen Lauf vom 14:22 auf 19:22 herangekommen war. Ruhig und sachlich schwor er sein Team darauf ein, sich wieder auf die wichtigen Dinge zu konzentrieren. Im richtigen Moment unterbrach er die Flensburger Lust auf eine Aufholjagd und gab seiner Mannschaft die kurz verloren gegangene Souveränität zurück. Und deshalb blieb das Spiel der Löwen in Flensburg in der Gesamtbetrachtung schlicht meisterhaft.

Nachdem die Löwen vor dem Duell in Flensburg fünf Tage lang kein Spiel hatten, geht es jetzt wieder im gewohnten Rhythmus weiter. Schon heute machen sich die Badener auf in Richtung Ungarn, wo morgen um 20:45 Uhr das Duell beim SC Szeged ansteht. Mit einem Sieg könnten die Jacobsen-Schützlinge in der Königsklasse einen direkten Konkurrenten distanzieren. Abzuwarten bleibt aber, ob die Spieler innerhalb von drei Tagen zu einer neuerlichen Gala in der Lage sind.

„Jetzt geht es normal weiter“, sagte Jacobsen und lächelte. Die ungewöhnliche Pause vor dem Duell in Flensburg kam ihm und seinen Spielern wie ein kleiner Urlaub vor, doch bis zum 26. Dezember wird sich das nicht mehr wiederholen. Erst dann, nach dem Heimspiel gegen den SC Magdeburg am zweiten Weihnachtsfeiertag, will sich der Löwen-Trainer äußern, wie wertvoll der Sieg in Flensburg auf dem Weg zum möglichen Meisterschaftsgewinn war. „Lass uns dann darüber reden“, wich er einer Einordnung am Mittwoch aus.

Der Bundesliga-Tabellenführer und ihr Trainer wollen sich nicht ablenken lassen von Eventualitäten – und einfach nur gewinnen. Spiel für Spiel.

Von Michael Wilkening