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Rhein-Neckar Löwen: Ein Duell gegen Melsungen auf Augenhöhe? (RNZ)

Die Handballer der Rhein-Neckar Löwen reisen zum Spitzenspiel nach Melsungen

Es ist das Spitzenspiel der Handball-Bundesliga. Erster gegen Zweiter (nach Minuspunkten), Überflieger unter sich. Allerdings hätte mit dieser Konstellation wohl niemand gerechnet. Denn die Rhein-Neckar Löwen reisen nicht etwa nach Flensburg oder Kiel, nein, sie kreuzen am Samstag um 19 Uhr bei der MT Melsungen auf. Bei der Sieben von Michael Roth, dem Ex-Krösti, dem Handball-Urgestein aus Leutershausen.

Und der hat bei den Nordhessen ganze Arbeit geleistet. Seit 2010 bastelt er nun schon am Aufschwung und in diesem Jahr läuft es wie am Schnürchen. Zehn Siegen und zwei Unentschieden steht nur eine Niederlage gegenüber. Nikolaj Jacobsen, den Trainer der Löwen, überrascht der Höhenflug nicht: „Sie sind körperlich stark, stellen eine Super-Abwehr und laufen schnelle Gegenstöße“, lobt der Däne und legt nach: „Richtig erfolgreich macht sie aber noch etwas anderes: Melsungen ist einfach eingespielt, über Jahre gewachsen.“

Selbst Flensburg, der eigentliche Favorit auf den diesjährigen Bundesliga-Titel, wurde eiskalt erwischt. Mit 33:32 stürmte die MT die Flens-Arena. „Das“, pustet Jacobsen tief durch, „das hat mich schon ein wenig überrascht. Genau wie der Punktgewinn in Magdeburg.“

Vor dem Topspiel sieht Jacobsen den Gegner übrigens auch klar im Vorteil. Was mit dem Spielplan zusammenhängt. Und widersprechen kann man da nicht wirklich. Denn während die Badener am Sonntag in und am Mittwoch zuhause gegen Montpellier auf der Platte standen, konnte sich Melsungen eine Woche lang auf die Partie vorbereiten. Luxus pur, findet Jacobsen: „Sie spielen keinen Europacup, das ist der Unterschied. Und wir müssen schon am Dienstag wieder gegen Berlin ran. Das sind dann vier Spiele in acht Tagen.“

Ein Wahnsinnsprogramm, das eigentlich kaum noch intensive Trainingseinheiten zulässt. An spielfreien Tagen steht die Regeneration über allem. Verletzungen lassen sich aber trotzdem nicht vermeiden. Am Mittwoch gegen Montpellier erwischte es nun Harald Reinkind. Der Rückraum-Riese hat sich eine Bauchmuskel-Verletzung zugezogen. Wie lange er pausieren muss, ist unklar. Torhüter Mikael Appelgren rückt hingegen erstmals wieder zwischen die Pfosten. An seiner alten Wirkungsstätte soll der Schwede zum großen Rückhalt werden.

Und nicht nur dort. Die nächsten Wochen haben es nämlich in sich. Ein Highlight jagt das nächste. Flensburg und Kiel warten auswärts. Genau wie Szeged, der letztjährige Königsklassen-Stolperstein. „Das wird Extremsport“, schmunzelt Jacobsen, „es gibt wirklich viel zu tun.“

Sie werden es anpacken.

Von Daniel Hund