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Rhein-Neckar-Löwen: Ein Handball-Fest in zwei Akten (RNZ)

Feierstimmung nach dem Sieg über Wetzlar – Am Sonntag müssen die Löwen in Celje ran

Mannheim. Die Ehrenrunde hat ja schon Tradition. Doch zuletzt fiel sie meist anders aus. Irgendwie glich sie eher einem Trauermarsch als einer Jubelarie. Mit hängenden Schultern schlichen die Rhein-Neckar Löwen durchs „Ufo“. Klatschten, lachten aber nicht. Wenn, dann nur gequält, pflichtbewusst. Und das wohlgemerkt nach Siegen. Aber eben keinen glanzvollen. Abwehr-Haudegen Stefan Kneer sagt: „Es gab wohl keinen in der Mannschaft, der mit den Auftritten so richtig zufrieden war. Den Anfang haben wir leider immer komplett verschlafen.“

Als er das am späten Mittwochabend sagte, lachte er – und zwar von Herzen. Mit stolzgeschwellter Brust. Denn kurz zuvor war das gelungen, was die Gelben schon seit Wochen herbeigesehnt hatten: Sie gewannen nicht nur, sie glänzten auch, verzückten 5657 Zuschauer beim 27:20-Sieg über Wetzlar mit einem Handball-Fest in zwei Akten.

Klar, dass da auch der Chef zufrieden war. Der schmunzelte: „Kompliment an meine Mannschaft, sie hat über 60 Minuten wirklich sehr gut gespielt.“ Erklärte Nikolaj Jacobsen, der dänische Trainerfuchs. Lediglich eins wurmte ihn ein wenig: die Chancenverwertung. Was nachvollziehbar war: Einige Hundertprozentige wurden verballert. Doch „Fahrkarten“ hin oder her, wichtig war, dass sich die Löwen überhaupt Chancen erspielten – zuletzt war das selten so. Angriff für Angriff hatten sie Lösungswege parat. Mal schepperte es über links, mal über rechts, mal über die Mitte. Wetzlar konnte einem da fast schon leidtun, immer wieder liefen die Mittelhessen ins Leere, wirkten wie Statisten.

Auf Augenhöhe waren lediglich zwei Gäste: Torhüter Andreas Wolff und Steffen Fäth, der Ex-Löwe. Wolff, weil er Uwe Gensheimer und Co. mit seinen Reflexen zur Verzweiflung brachte. Fäth, weil er kaum zu halten war, aus allen Lagen schoss und traf. „Es ist schon toll zu sehen, wie er sich entwickelt hat, er hat uns ja schon den einen oder anderen eingeschenkt“, lobte Löwen-Geschäftsführer Lars Lamadé den siebenfachen Torschützen.

So viel zur Bundesliga, weiter mit der Champions League. Der Löwen-Express rollt nämlich unaufhörlich weiter, macht nun in Celje halt. Dort soll am Sonntag ab 17 Uhr der nächste Coup in der Gruppenphase her. Celje? Da war doch was? Erst letzte Woche standen sich beide Mannschaften in St. Leon-Rot gegenüber. Im Harres behielten die Löwen mit 31:27 die Oberhand, wackelten phasenweise aber gewaltig. Jacobsen nickt: „Das ist ein richtig starker Gegner, der auch gegen Veszprem und Skopje nur knapp an einem Heimsieg vorbeigeschrammt ist.“

Der Respekt ist also da, aber auch Angst? „Nein“, sagt Jacobsen, „ich denke schon, dass wir in der Lage sein werden, auch dort etwas zu holen.“

 

von Daniel Hund