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Rhein-Neckar Löwen gewinnen, als wäre nichts geschehen (RNZ)

Rhein-Neckar Löwen marschieren auch nach Uwe Gensheimers Abschieds-Ankündigung weiter: 30:18-Sieg in Kolding

Uwe Gensheimer wirkte irgendwie gelöst, so, als sei eine schwere Last von ihm gefallen. Als der Kapitän der Rhein-Neckar Löwen am Samstag bei einer Pressekonferenz im Kronauer Trainingszentrum seinen Abschied im kommenden Sommer persönlich bekannt gab, da hatte er die für ihn und den Tabellenführer der Handball-Bundesliga so wichtige Entscheidung schließlich bereits hinter sich gebracht. „Die letzten Wochen waren nicht einfach“, bekannte der weltbeste Linksaußen, „es ging mir viel im Kopf herum. Es war eine schwere Entscheidung, nach 13 Jahren den Verein, die Region und meine Heimat zu verlassen.“

Immerhin hätten seine Mitspieler seine Absicht nach Paris zum französischen Meister Paris St. Germain zu wechseln, mit Verständnis aufgenommen. „Ich hatte ein gutes Angebot der Rhein-Neckar Löwen, aber Geld war ein weniger großer Bestandteil der Überlegungen“, erklärte Gensheimer, der sich in seinem Leben auch in einem anderen Umfeld beweisen möchte. „Diese Lebenserfahrung möchte ich mitnehmen“, erklärte er. Der Vertrag mit Paris sei zwar noch nicht unterschrieben, dies werde aber wohl „in den nächsten Tagen“, geschehen.

Bevor Uwe Gensheimer jedoch in die französische Hauptstadt wechselt („Ich hatte in der Schule in Französisch eine 3-4“) stünden noch viele Spiele für die Löwen auf dem Programm und – erklärte der Torjäger – „wir haben in dieser Saison noch viel vor.“ In der Bundesliga scheint die Meisterschaft nach Patzern der Konkurrenz aus Kiel und Flensburg möglich und in der Champions League haben die Löwen gestern einen beachtlichen 30:18 (12:8)-Erfolg bei KIF Kolding Kopenhagen gefeiert.

Doch zunächst hatten die Löwen bei den Dänen im Angriff große Probleme, schafften in den ersten 15 Minuten gerade einmal drei Tore, ehe sie sich – wieder einmal – über eine herausragende Abwehr und mit Torhüter Mikael Appelgren aus der Umklammerung befreien konnten. Die Gastgeber wirkten ratlos.

Und obwohl Nikolaj Jacobsen im zweiten Durchgang sogar durchwechselte, gab es keinen Bruch im Spiel. „Ab der 15. Minute sind wir erst richtig ins Spiel gekommen und haben Selbstvertrauen getankt“, sagte Uwe Gensheimer. Und dies können sie bereits am Mittwoch (18.30 Uhr) gut brauchen, denn dann kommt nach dem FC Barcelona, der ja mit 22:21 besiegt wurde, mit KS Kielce ein weiterer Hockkaräter in die SAP Arena.

Viel Verständnis hat Trainer Jacobsen für Gensheimers Entscheidung in Ausland zu wechseln. Schließlich „bin ich auch ins Ausland gegangen und war sechs Jahre in Kiel. Ich kann verstehen, dass Uwe dieses Erlebnis haben will. Trotzdem bin ich traurig, dass er geht. Die Entscheidung geht in Ordnung,“ sagte der Trainer

Traurig zeigte sich auch Manager Lars Lamadé: Die Rhein-Neckar Löwen ohne Uwe Gensheimer kann man sich gar nicht vorstellen, aber wir haben in dieser Saison noch einiges vor und wollen den guten Start fortführen. Ich hoffe nur, dass die Mannschaft nicht geschockt ist,“ sagte der Geschäftsführer.

Das war gestern beim dänischen Meister überhaupt nicht der Fall. Die Löwen spielten sogar völlig befreit auf und sind nicht nur in der Bundesliga, sondern auch in der Champions League noch ungeschlagen.

Von Hasso Waldschmidt