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Rhein-Neckar Löwen holen gegen THW Kiel einen „grandiosen Sieg“ (RNZ)

Rhein-Neckar Löwen besiegen Handball-Meister THW Kiel im Pokal-Viertelfinale mit 29:26 (15:14) und haben das Ticket zum Final Four in Hamburg gelöst

Mannheim. Es war gestern Abend um kurz vor 21 Uhr, als es in der Mannheimer SAP Arena unübersichtlich wurde. Menschen in gelben Trikots lagen sich in den Armen. Feierten, tanzten, lachten. Warum? Na, weil sie sich soeben ein verlängertes Wochenende in einer der schönsten deutschen Städte klargemacht hatten: in Hamburg, der Hansestadt. Vom 9. bis zum 10. Mai werden sie dort sein. Beruflich versteht sich. Als Hauptdarsteller beim Final Four, dem alljährlichen nationalen Pokal-Showdown. Also genau zu dem Event, bei dem auch der THW Kiel gerne dabei gewesen wären. Aber es reichte nicht. Letztlich fehlten den Nordlichtern vier Tore. 29:26 (15:14) stand es nach 60 dramatischen Handball-Minuten vor 12 070 Zuschauern. Für die Rhein-Neckar Löwen, gegen den Titelhamster.

„Das war ein grandioser Sieg“, jubelte Löwen-Co-Trainer Oliver Roggisch: „Es hat zwar nicht alles geklappt, was wir uns vorgenommen hatten, aber die Mannschaft hat sich belohnt. Wir sind wieder in Hamburg!“

Los ging es hektisch. Beide Seiten schenkten sich nichts. Es wurde ordentlich hingelangt. Schon in der vierten Minute kassierten die Löwen die erste Zwei-Minuten-Zeitstrafe. Berechtigt? Eher nicht. Und es sollte nicht die einzige fragwürdige Entscheidung des Schiedsrichtergespanns Robert Schulze/Tobias Tönnies gegen die Löwen bleiben. Aber an den Unparteiischen lag es nicht alleine, dass die Löwen nach acht Minuten mit 2:5 hinten lagen. Vielmehr an Andreas Palicka, der im Kieler Kasten mehrfach seine Extraklasse unter Beweis stellte.

Also tat Löwen-Trainer Nikolaj Jacobsen das einzig Richtige: Er bat zur Auszeit, zum einminütigen Krisengipfel. Und der zahlte sich rasch aus. Die Gelben kamen ran (4:5/12.). Nun war es ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Immer häufiger im Blickpunkt: Byarte Myrhol, der „Nahkämpfer“ am Kreis. Wuchtig setzte sich der Norweger immer wieder in Szene – und traf. Vorne ein Norweger, hinten ein Däne: Löwen-Keeper Niklas Landin lief ab Mitte der ersten Halbzeit zu Hochform auf, entschärfte einen Siebenmeter und meisterte mehrere Eins-gegen-Eins-Situationen. Mal im Spagat, mal im Flug. In Zahlen: In der 19. Minute führten die Badener erstmals wieder: 10:9. Und dieses knappe Polster retteten sie dann auch in die Pause. 15:14 stand es da. Nicht beruhigend, aber ein Mutmacher.

Dementsprechend marschierten Uwe Gensheimer und Co. dann auch wieder zurück auf die Platte: voller Selbstvertrauen, heiß ohne Ende. Mit pfeilschnellen Gegenstößen setzten sie sich auf 20:16 (40.) ab. Das „Ufo“ tobte. Und dann das: Innerhalb von nur ein, zwei Minuten glich der THW zum 20:20 aus. Ein kollektiver Blackout. Aber da war ja noch einer. Na, wer wohl? Landin natürlich. Der parierte in dieser schwierigen Phase seinen zweiten und seinen dritten Siebenmeter. In der 51. Minute folgte schließlich noch sein vierter Streich. Gegen Kiel. Unglaublich, aber wahr.

Ab da war’s dann nur noch Krimi. Ein Hin und Her. Bis zur 58. Minute als Alexander Petersson seinen fünften Treffer nachlegte. Es war das 29:26 – die Vorentscheidung. Wenig später machte sich Kiels Manager Thorsten Storm, der Ex-Löwe, auf den Weg in die Katakomben. Seine Schultern hingen, grinsen konnte er aber trotzdem noch. Sein Fazit: „Der Bessere hat gewonnen. Und Niklas Landin war der entscheidende Mann.“ Sagte es und stiefelte in die Löwen-Kabine: Zum Gratulieren.

Löwen: Schmid 3, Gensheimer 6/3, Groetzki 4, Petersson 4, du Rietz 5, Myrhol 6

Kiel: Duvnjak 3, Toft Hansen 3, Sprenger 2/1, Weinhold 3, Cañellas 2/1, Klein 5, Jicha 1, Vujin

Von Daniel Hund