Veröffentlichung:

Rhein-Neckar Löwen in Kiel: Der Handball-Gipfel an der Ostsee (RNZ)

Die Rhein-Neckar Löwen müssen am Mittwoch beim ruhmreichen THW Kiel ran – Für die Heidelberger könnte das Spiel ein wichtiger Schritt in Richtung Titel sein

Diesmal ist es kein Spiel wie jedes andere. Es ist das Spiel der Spiele, der deutsche Handball-Gipfel. Am Mittwochabend schaut ganz Handball-Deutschland in die Kieler Sparkassen Arena. Dort empfängt der ruhmreiche THW Kiel ab 18.30 Uhr die Rhein-Neckar Löwen (live auf Sport1). Die Vorfreude auf das Knaller-Duell ist bei den Badenern riesig, die Anspannung aber auch. „Zuhause“, sagt Löwen-Geschäftsführer Lars Lamadé, „zuhause ist Kiel immer der Favorit.“ Angst schwingt vor dem Ostsee-Trip trotzdem nicht mit. Im Gegenteil: „Wir fahren selbstbewusst dort hin, da wir wissen, dass wir auch in Kiel etwas mitnehmen können.“ Schmunzelt Lamadé – und dazu hat er auch allen Grund. Beeindruckend war’s, was die Löwen im ersten Saison-Halbjahr zwischen den Kreisen gezündet haben. Ein XXL-Feuerwerk. 17 Siegen steht nur eine Niederlage gegenüber.

Meisterlich! Wobei Trainer Nikolaj Jacobsen das M-Wort nicht so gerne hört. Er hält den Ball lieber flach: „Selbst wenn wir dort gewinnen würden, ist das für mich noch lange keine Vorentscheidung im Titelrennen“, stellt der Däne klar. Ein dickes Polster wäre es aber allemal. Denn dann wären es bereits sechs Punkte, die zwischen den Löwen und den „Zebras“ liegen. Jacobsen nickt: „Kiel hat sicherlich deutlich mehr zu verlieren als wir.“

Druck verspüren vor dem Nord-Süd-Schlager trotzdem beide. Die erfolgsverwöhnten Kieler, weil man in der Meisterschaft nach dem Pokal-Aus die letzte realistische Titelchance hat. Die Löwen, weil sie in den letzten beiden Jahren schon am DM-Titel geschnuppert hatten, dann aber trotzdem jeweils noch abgefangen wurden. Oder anders: Es wird Zeit, dass Andy Schmid und Co. sich endlich selbst belohnen. Für sich aber auch für den Verein den Pott holen. Denn der Titel wäre möglicherweise das entscheidende Pfund am Verhandlungstisch auf der Suche nach einem neuen Hauptsponsor.

Wie auch immer, an der Tabellenkonstellation wird sich vor Weihnachten nichts gravierendes mehr ändern: Die Löwen sind an Heiligabend so oder so Spitzenreiter. „Das ist doch eine Super-Ausgangslage, die das Ganze ein wenig entspannt“, grinst Jacobsen, um kurz darauf wieder voll in den Topspiel-Tunnel einzubiegen: „Wir fahren dahin, um zu gewinnen und zwar nur deshalb.“

Und der nächste Coup ist den Besten aus dem Südwesten auch durchaus zu zutrauen. Gerade in den Spitzenspielen zeigen sie in der Regel nämlich ihr wahres Gesicht. So wie kürzlich, als Flensburg beim 32:25 förmlich aus der eigenen Halle gefegt wurde. Kurz darauf fegten diese Flensburger dann den THW Kiel mit 34:27 aus der heimischen Sparkassen Arena.

Egal, Jacobsen will sich von solchen Quervergleichen nicht blenden lassen. Er fordert Vollgas. 60 Minuten lang. Der Trainerfuchs: „Wir müssen hinten gut stehen, brauchen eine sehr gute Torhüterleistung und müssen vorne drin konzentriert abschließen.“ Und all das ohne den Kapitän: Uwe Gensheimer fällt bekanntlich wochenlang aus. Ist ja nur ein Außen, sagen die einen. Aber die verkennen die Lage. Gensheimer ist alles für die Löwen. Motivator, Anführer und Tormaschine zugleich. Jacobsen vermisst ihn jetzt schon. Immerhin steht Harald Reinkind wieder im Kader. „Allerdings reicht es nur für Kurzeinsätze“, verrät Jacobsen: „Harald befindet sich noch in der Aufbauphase.“

Zum Reiseplan: Heute geht es per Flieger nach Hamburg und dann mit dem Bus weiter in Richtung Kiel. Zum Spiel der Spiele.

Von Daniel Hund