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Rhein-Neckar Löwen setzen Serie fort: Beeindruckender Erfolg in Hamburg (handball-world.com)

Spätestens nach dem heutigen Abend dürften die Rhein-Neckar Löwen als schärfster Konkurrent des THW Kiel gelten. Das Team von GudmundurGudmundsson zeigte beim HSV Hamburg eine Glanzleistung. An gleicher Stelle hatte Kiel zuletzt durch einen furiosen Endspurt die Begegnung noch gedreht, die Löwen hingegen dominierten die Begegnung von der ersten Minute an. Durch das 30:23 bleiben die Löwen weiterhin verlustpunktfreier Spitzenreiter vor dem THW, der HSV rutscht mit 12:8 Punkten auf den siebten Tabellenplatz. 

Gegen die offensive Deckung der Gäste fanden die ersatzgeschwächten Hamburger anfangs kein Durchkommen und lagen nach acht Minuten bereits mit 1:6 in Rückstand. Nachdem sich Spielmacher Michael Kraus kurz der Partie wegen einer Wadenverletzung auch noch abgemeldet hatte, standen Schwalb allerdings auch nur noch zehn Feldspieler zur Verfügung. 

Doch die Löwen wirkten am heutigen Abend einfach frischer und spielfreudiger als das in der Anfangsphase sehr unkonzentrierte HSV-Team. Nach dem 1:6 reagierte Martin Schwalb mit einer grünen Karte, die jedoch keine Wirkung zeigte. Das Team von Gudmunssonhingegen meldet sich aus der Auszeit mit zwei Treffern zurück, während der HSV erst durch Hans Lindberg per Siebenmeter – nach über achteinhalb Minuten – sein zweites Tor erzielen konnte. 

Der sichtlich unzufriedene Schwalb griff nun auch personell durch: Rückraumshooter Marcin Lijewski bekam in der Abwehr durch einen Wechsel mit Igor Vori seine Pausen, Frederik Peterson durfte auf Rückraummitte ran und Stefan Schröder kam für Lindberg auf Rechtsaußen. Auch Dan Beutler war wenige Minuten zuvor bereits ausgewechselt, er hatte kaum einen Ball angefasst. Anders Enid Tahirovic: Kaum im Kasten, parierte er einen Gegenstoß und zwei Würfe vom Kreis. Doch das änderte nichts an der Abschlussschwäche der Gastgeber – der dänische Nationalkeeper Niklas Landin ließ die HSV-Spieler auf der anderen Seite reihenweise verzweifeln. Es hätte nach zwanzig Minuten statt 4:9 auch Unentschieden stehen können, wenn die Hamburger auch nur einen Bruchteil ihrer Chancen verwertet hätten. 

In den letzten zehn Minuten war es weiterhin Tahirovic, der seine Mannschaft (noch) im Spiel hielt. Doch mehr als ein 7:11 war trotz aller Kraftanstrengung nicht drin, die Löwen konnten ihren Vorsprung verteidigen. Mit einem schönen Rückraumhammer machte Lijewski zwei Sekunden vor dem Halbzeitpfiff den Pausenstand von 10:14 perfekt. Doch solch überzeugende Momente waren in den ersten dreißig Minuten auf Seiten der Hamburger leider Mangelware. Die zweite Halbzeit ging dann auch genauso los wie die erste – die Löwen spielten, die Hamburger liefen dem Rückstand hinterher. Nach einer Beschwerde über eine Schiedsrichterentscheidung musste auch noch Tahirovic für zwei Minuten auf die Bank Platz nehmen. Diese Szene schien zuerst ein Weckruf zu sein: Der HSV zeigte sich aggressiver und konnte in der in der 39. Minute durch Duvnjak auf 15:17 verkürzen. 

Doch der überragende Uwe Gensheimer – mit zwölf Toren Haupttorschütze bei den Gästen –und seine Löwen ließen sich davon nicht verunsichern, fanden mit schnellen Toren die richtige Antwort und bauten ihren Vorsprung wieder aus. Der Rest des Spieles ist schnell erzählt: Die Löwen trafen, die Hamburger haderten mit sich und den Unparteiischen. Spätesten zehn Minuten vor Schluss war das Spiel beim Stand von 18:25 gelaufen. Der HSV hatte sich in sein Schicksal ergeben und so gab Schwalb den beiden Nachwuchsspielern Stefan Terzic und Keeper Max-Henri Herrmann noch die Chance, Bundesligaluft zu schnuppern. Der Endstand von 23:30 aus Hamburger Sicht war auch in dieser Höhe verdient. 

Vielleicht geht es zu weit, dem HSV ein Aufgeben zu unterstellen, doch gegen die siegeshungrigen Löwen fanden Martin Schwalb und sein Team an diesem Abend kein erfolgreiches Mittel. Das gab der HSV-Coach nach dem Spiel auch offen zu: „Wir waren heute über weite Strecken chancenlos. Niklas Landin hat natürlich sensationell gehalten und die Löwen haben zudem eine starke Abwehr gestellt. Die Rhein-Neckar Löwen zählen natürlich zu den Titelanwärtern.“ Darauf wollte Haupttorschütze Gensheimer sich jedoch nicht einlassen: „Der THW Kiel ist ganz weit weg und natürlich haushoher Favorit.“ Mit dem Spiel war der Nationalspieler jedoch genauso zufrieden wie Löwen-Trainer Gudmundsson: „Der HSV hat zwar viel versucht, aber wir hatten immer eine gute Antwort parat. Hier ist es nicht leicht zu gewinnen, aber heute haben wir es geschafft.“

Von Julia Nikoleit