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Riesenkampf, Riesenherz, Riesenmannschaft – Löwen belohnen sich mit dem ersten Titel

Badener schlagen im EHF-Cup-Endspiel HBC Nantes mit 26:24 und holen den Pott

Pfingstsonntag. 19. Mai 2013. An Tagen wie diesen…Die Rhein-Neckar Löwen triumphieren an einem perfekten Tag, die Badener krönen ein grandioses Wochenende: Endlich! Da ist das Ding! Punkt 19.38 Uhr war es soweit, der Briefkopf des Spitzenklubs aus der Metropolregion Rhein-Neckar ändert sich: EHF-Cup-Sieger 2013. Der erste Titel der Vereinsgeschichte ist auf der Habenseite. Auf den mussten sie lange warten. Entsprechend ausgelassen war bei den Badenern nach dem 26:24 (16:12)-Erfolg im Endspiel gegen den HBC Nantes die Stimmung.

Linksaußen Stefan Sigurmannsson wird seinen 23. Geburtstag wohl nie mehr vergessen: Als er an seinem persönlichen Ehrentag auch noch über den Pott jubeln durfte: „Das ist sensationell, das fühlt sich so gut an, ich könnte die ganze Welt umarmen“, sprach der junge Isländer seinen Teamkollegen aus dem Herzen und der Seele. Und genau das: Herz, Wille und Leidenschaft waren auch die 60 Minuten die bewährten Trümpfe, die die Löwen gegen das Team des französischen Ausrichters dieses Finalturniers in die Waagschale warfen. „Wir haben hier zwei fantastische Spiele gezeigt und sind verdient Sieger“, brachte es Trainer Gudmundur Gudmundsson auf den Punkt.

Zu Beginn der hitzigen Partie vor 5000 frenetischen Zuschauern im ausverkauften Palais des Sports de Beaulieu führten  die Löwen schnell mit 3:0 (6.). Eckdahl du Rietz und zwei Mal Myrhol hatten getroffen. Und die Franzosen brauchten gegen die bewegliche, kompakte Deckung der Badener über sechs Minuten für das erste Tor. Gensheimer bewies vom Strich kühlen Kopf – 4:1 (8.). Und auch beim 5:2 durch Petersson stand die ganze Löwen-Bank. Dann aber kassierte Roggisch eine Zwei-Minuten-Strafe – und der Ausrichter des Finalturniers nutzte die Überzahl mit einem 3:0-Lauf zum 5:5 aus (14.). Und beim 8:9 (19.) ging Nantes dann zum ersten Mal in Führung. Das Duell war gedreht und Dole setzte sogar noch einen Treffer obendrauf. Coach Gudmundsson unterbrach das Spiel. Auszeit Löwen. Danach rückte Stojanovic zwischen die Pfosten. Groetzki in Unterzahl zum Anschluss, Eckdahl du Rietz: Ausgleich.  Dabei vergaben die Badener sehr gute Möglichkeiten, scheiterten einige Male am HBC-Keeper Siffert. Aber Stojanovic auf der anderen Seite fügte sich bärenstark ein. Groetzki und Myrhol – 13:11 (26.). Die Partie war erneut gedreht. Und Gensheimer (2) sowie Petersson bauten die Führung bis zur Pause weiter aus. Die Löwen zeigten die Zähne, sie wollten diesen Titel mit aller Macht, kämpften um jeden Ball.

Zum Zuschauen verdammt: Rückraumspieler Zarko Sesum, der sich am Vortag im Halbfinale gegen Frisch Auf Göppingen am linken Knie verletzte. Eine MRT-Untersuchung in Heidelberg soll Aufschluss über die Schwere der Verletzung des Serben geben.

Noch ein kleiner Schritt. Die Hand war schon fast am Pokal. Noch eine Halbzeit. Nach dem Wechsel waren aber noch einige knifflige Situationen zu überstehen: Als Gensheimer einen Siebenmeter über den Kasten zog und Dole auch den nächsten Abpraller bekam – 17:15 (36.). Aber den nächsten Ball vom Strich zimmerte Gensheimer schon wieder in den Winkel: Marke „kalt wie eine Hundeschnauze“. Allerdings ließ sich Nantes nicht abschütteln, Bei Unterzahl (Gedeon Guardiola) netzte HBC zum 18:20. Allerdings ließ die Antwort der sehr diszipliniert agierenden Löwen nicht lange auf sich warten: Erneut Gensheimer und Myrhol – beide unnachahmlich. 22:18. Noch eine knappe Viertelstunde. Auszeit HBC. Danach gab die Anzeigetafel für einige Minuten ihren Geist auf. Aber von all dem ließen sich die Badener nicht beeindrucken. Obwohl sie immer wieder in Unterzahl waren. Dann  schwächte sich Nantes selbst. Nach Felihos Zwei-Minuten-Strafe bekam auch Trainer Anti eine Zeitstrafe. Noch neun Minuten. Gensheimer verwandelt zum 24:20 (52.) – der achte Treffer des Kapitäns. Dann scheitern Petersson und Groetzki nacheinander an Siffert. Die Badener konnten den Sack einfach nicht zumachen. Maqueda gelingt das 21:24 (55.). Was für eine Nervenschlacht. Aber wieder Gensheimer. So traumhaft sicher. Der Ball tanzt in die lange Ecke. 25:21 (56.). Aber wieder hält Siffert und wieder Unterzahl. Dole zum 25:23. Noch 90 Sekunden. Schmid scheitert. Noch 58 Sekunden. Auszeit Löwen. Das hält keinen mehr auf seinem Sitz. Der Nervenkrimi erreicht seinen Höhepunkt. 36 Sekunden vor dem Ende trifft Schmid, aber Nantes antwortet prompt. Zwölf Sekunden vor dem Ende jubeln die Löwen. Wir haben das Ding! Endlich.

Manager Thorsten Storm konstatierte: „Dieser Europacup hat für uns, hat für unseren Klub einen unglaublichen Wert. Damit haben wir uns nicht nur für eine grandiose Saisonleistung, sondern auch für großes Durchhaltevermögen belohnt. Auch, wenn sich dieser Pott, was Aufwand, Kosten und gerade schwerwiegende Verletzungen angeht, nicht rechnet.“ Und der 48-Jährige fügte strahlend an: „Nun müssen wir uns erstmal eine Vitrine zulegen. Bislang haben wir die ja noch nicht gebraucht.“

Pfingsten 2013. Außergewöhnlich. Und einfach nur geil für die Löwen.

 

Der Jubel aus Sicht der Spieler im Video: 

 

HBC Nantes: Siffert, Maggaiez; Maqueda (6), Nyateu (4), Dole (4), Jonsson (3), Sayad (3), Rivera (2/2), Fernandez (2), Feliho, Vujic, Gharbi, Skatar (n.e.), Tournat (n.e.), Camarero (n.e.) 

Rhein-Neckar Löwen: Stojanovic, Landin-Jacobsen; Gensheimer (10/4), Myrhol (6), Schmid (2), Groetzki (2), Petersson (2), Ekdahl Du Rietz (2), G. Guardiola, Sigurmansson (1), Roggisch, I. GUardiola, Djozic (n.e.), Kretschmer (n.e.), Schmidt (n.e.)

Trainer: Thierry Anti – Gudmundur Gudmundsson

Schiedsrichter: Oscar Raluy Lopez und Angel Sabroso Ramirez (Spanien)

Zuschauer: 5.000 (ausverkauft), Palais de Sports Nantes

Strafminuten: Gharbi (2), Feliho (4), Dole (2), Maqueda (2), Fernandez (2) – Gensheimer (2), Roggisch (4), Myrhol (2), G. Guardiola (2), Petersson (2), Ekdahl Du Rietz (4)

Siebenmeter: 2/2 – 4/5

Rhein-Neckar Löwen: Gensheimer scheitert an Maggaiez

Zeitstrafen: 6 – 8

Spielfilm: 0:2 (5.), 2:5 (10.), 6:6 (15.), 10:9 (20.), 11:13 (25.), 12:16 (HZ); 14:17 (35.), 16:20 (40.), 18:21 (45.), 19:23 (50.), 21:24 (55.), 24:26 (EN)

Beste Spieler: Siffert, Maqueda – Stojanovic, Gensheimer, Myrhol