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Rückspiel im Achtelfinale der VELUX EHF Champions League
Löwen wollen am Ostersonntag ins Viertelfinale
Die Ausgangslage könnte schlechter sein. Durch den 24:23 (10:12) Erfolg in der vergangenen Woche nehmen die Löwen einen knappen Vorsprung mit ins entscheidende Rückspiel des Achtelfinales der VELUX EHF Champions League am morgigen Ostersonntag gegen den kroatischen Serienmeister RK Zagreb. Anwurf in der SAP Arena ist um 19:30 Uhr (SKY überträgt live), Eintrittskarten gibts noch an der Abendkasse.
Löwen-Trainer Nikolaj Jacobsen geht nach dem Hinspiel vom vergangenen Wochenende zuversichtlich in das morgige Rückspiel, der knappe Auswärtssieg von Zagreb stimmt den Trainer unabhängig von der Höhe positiv. „Für uns gibt es Selbstvertrauen, dass wir das Hinspiel auswärts gewonnen haben.“ Auf dem knappen Vorsprung kann sich seine Mannschaft ohnehin nicht ausruhen. „Ein Tor ist im Handball natürlich überhaupt nichts, unser Vorsprung ist minimal, wir müssen noch einmal richtig Vollgas geben, damit es mit dem Viertelfinale klappt, da wollen wir nämlich hin. Aber auch Zagreb hat den Kampf sicher noch nicht aufgegeben, die Kroaten sind auch stark genug bei uns zu gewinnen, wenn wir nicht zu unserem Spiel finden“, so der Däne abschließend, der genau wie Rückraumspieler Mads Mensah auf die Unterstützung der Zuschauer hofft, damit es am Ostersonntag für die Löwen wirklich mit dem Sprung unter die besten acht Mannschaften Europas klappt. „Wir haben im Hinspiel gesehen, welchen Druck eine große Zuschauerkulisse ausmachen kann, und jetzt hoffen wir auf die Unterstützung unserer Zuschauer im Rückspiel“, so Mads Mensah. Fast 13.000 Zuschauer unterstützen die morgigen Gäste der Löwen beim Heimspiel, Zagreb ist vor allem zu Hause eine Macht. Gerne erinnern sich die kroatischen Handball-Fans an den Anfang der 90er Jahre zurück. RK Zagreb dominierte damals in Europa, gewann 1992 gegen Santander und 1993 gegen Wallau-Massenheim die beiden letzten Finalspiele im Europapokal der Landesmeister, der danach durch die Champions League ersetzt wurde. Eine Notiz am Rande: 1993 agierte ein gewisser Tonci Peribonio zwischen den Pfosten, sein Sohn Roko stand früher bei den Rhein-Neckar Löwen unter Vertrag und läuft nun für die TSG Friesenheim in der Zweiten Bundesliga auf.
Nach dem Triumph von 1993 erreichte Zagreb noch vier Mal das Endspiel der Champions League – und ging vier Mal als Verlierer (1995 gegen Bidasoa Irún, 1997-1999 gegen Barcelona) vom Feld. Seitdem fehlen die großen internationalen Erfolge, trotzdem gehören die Kroaten zu den absoluten europäischen Traditionsvereinen, auch wenn sich der Klub mittlerweile etwas sperrig HC Prvo plinarsko drustvo Zagreb nennt.
Zum Markenzeichen des Vereins gehört nach wie vor die erstklassige Talentförderung, seit Jahren bringt Zagreb immer wieder Weltklassespieler heraus: Man denke nur an Domagoj Duvnjak und Ilja Brozovic, die über den HSV Hamburg zum THW Kiel kamen, oder an Luka Stepancic, der in der nächsten Saison Teamkollege von Löwen-Kapitän Uwe Gensheimer bei Paris Saint-Germain ist. „PSG will die Champions League zu gewinnen, das hat mich gereizt“, sagte Stepancic bei der Bekanntgabe des Wechsels. „All die Spieler, die schon dort sind, der Trainer – all das ist eine große Motivation, um nach Paris zu gehen. Ich musste nicht lange nachdenken, als ich das Angebot bekam.“ Zurzeit ist der Linkshänder allerdings verletzt, ein Kreuzbandriss setzt ihn außer Gefecht.
Wie gut der Rückraumspieler ist, erlebten die Löwen in ihren vergangenen beiden Duellen mit Zagreb. Im November 2013 standen sich die beiden Vereine in der Vorrunde der Champions League zwei Mal gegenüber: Beim 34:26-Heimsieg der Badener traf Stepancic drei Mal, im Rückspiel machte er dem Bundesligisten das Leben richtig schwer. Der Kroate erzielte sechs Treffer, die Löwen gewannen ein lange Zeit offenes Spiel am Ende 28:24 – übrigens dank Roko Peribonio.
Zuvor hatten sich die Wege von den Löwen und Zagreb bereits zwei Mal gekreuzt: In der Saison 2010/2011 standen sich beide Vereine im Achtelfinale der Champions League gegenüber und lieferten sich zwei spannende Duelle. Vor 10 000 Zuschauern im Hexenkessel von Zagreb legten die Gelbhemden mit einem 31:28-Auswärtssieg den Grundstein fürs Weiterkommen, ein 27:27 im Rückspiel in Mannheim reichte für den Einzug ins Viertelfinale.
Noch enger ging es vor acht Jahren zu: In der Gruppenphase der Saison 2008/2009 lieferten sich beide Mannschaften ein Kopf-an-Kopf-Rennen um Platz eins, nach zwei Unentschieden (33:33 in Zagreb; 27:27 in Karlsruhe) und bei Punktgleichheit behielten die Badener dank der mehr erzielten Auswärtstreffer die Nase vorn. Zu dieser Zeit schien RK Croatia Osiguranje Zagreb, wie der Verein damals hieß, auch wieder eine große Nummer in Europa zu werden. Stars wie Ivano Balic (vorher Portland San Antonio), Mirza Dzomba (Ciudad Real) und Kiril Lazarov (Veszprém) kehrten zurück und wollten den Verein zu neuen internationalen Meriten führen. Doch daraus wurde nichts, das Projekt scheiterte sang- und klanglos, weil das Geld ausging.
„Wir haben seitdem unsere Vereinspolitik geändert. Erstens kosten Weltklassespieler einfach zu viel Geld. Zweitens gibt es in Kroatien ein riesiges Reservoir an Talenten. Diese jungen Spieler haben es verdient, gefördert zu werden und eine Chance zu bekommen“, sagt Zagrebs Manager Ante Ancic. Trotz der Kurskorrektur sind die Zagreber in der nationalen Liga das Maß aller Dinge, seit 1992 haben sie jede Meisterschaft gewonnen. Die Kroaten sind deshalb froh darüber, dass es die SEHA-Liga gibt, in der sich Mannschaften aus Osteuropa und vom Balkan messen „Dieser Zusammenschluss hilft uns, unsere jungen Spieler zu verbessern. Sie bekommen es in diesem Wettbewerb mit Teams auf Augenhöhe zu tun. Wir treffen auf Mannschaften, die in der Champions League oder
im EHF-Cup eine gute Rolle spielen“, sagt Ancic. 2013 holte sich Zagreb sogar den Titel, auch in diesem Jahr haben sich die Kroaten neben MVM Veszprém, Vardar Skopje und Meshkov Brest für das Final Four der SEHA-Liga qualifiziert.
In der diesjährigen Champions League beendeten die Kroaten die Vorrunde auf dem fünften Rang, in der Gruppe A war das hinter den Schwergewichten Paris Saint-Germain, MVM Veszprém, SG Flensburg-Handewitt und THW Kiel wahrlich keine Schande. „Das sind vier potenzielle Kandidaten fürs Final Four“, sagt Ancic,
dessen Mannschaft in der vergangenen Saison überraschend ins Viertelfinale eingezogen war und erst am späteren Titelgewinner FC Barcelona scheiterte: „Das war ein großer Erfolg. Es wird schwer, diesen zu wiederholen.“ Dennoch sollte niemand die Zagreber unterschätzen, zumal ihnen in dieser Runde einige starke Ergebnisse und auch eine Überraschung gelangen. Der THW wurde in eigener Halle 29:22 besiegt, gegen Paris (23:25) und in Flensburg (27:28) setzte es knappe Niederlagen. Es besteht also Hoffnung, dass es auch bald wieder bessere Zeiten gibt. Morgen allerdings wollen die Löwen jubeln. Sollte der Sprung ins Viertelfinale der Königsklasse gelingen, wartet dort mit Paris St. Germain der absolute Titelfavorit auf die Badener. „Daran denke ich noch überhaupt nicht, wir gehen Step by Step, und jetzt gewinnen wir erst einmal das Rückspiel gegen Zagreb“, sagt Spielmacher Andy Schmid.