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Saisonstart für die Löwen: In Lemgo sollen zwei Punkte her (RNZ)
Die Rhein-Neckar Löwen starten in Lemgo in die Saison – In den ersten Partien ist die Stolpergefahr besonders groß, so Löwen-Trainer Nikolaj Jacobsen
Lemgo, das war einmal eine Handball-Großmacht. Zwischen den Kreisen verbreiteten die TBV-Riesen Angst und Schrecken. Krallten sich Titel um Titel, Pokal für Pokal. Zwei Mal auch die deutsche Meisterschaft. 1997 und 2003. Doch das war einmal. Mittlerweile wird eher Mittelmaß geboten. Teilweise sogar Magerkost. So wie am letzten Sonntag in Aue beim Final-Four-Pokalturnier. Im Wilden Osten erwischte es den Altmeister eiskalt und unverhofft: Aue gewann das Finale gegen Lemgo mit 30:24 und steht nun im Achtelfinale des DHB-Pokals. „Wenn ein Zweitligist einen Erstligisten rauswirft, ist das immer eine Überraschung“, sagt Löwen-Trainer Nikolaj Jacobsen.
Wie es zum blamablen Aus kam, weiß Jacobsen mittlerweile genau. Der hat nämlich ganz genau hingeschaut, sichtete Videomaterial von der schwarzen TBV-Stunde am heimischen Rekorder. Spulte vor und zurück, verpasste nichts. Weshalb? Na, weil der Däne nie etwas dem Zufall überlässt. Denn schon am Samstag ab 19 Uhr gastieren die Gelben in der Lipperlandhalle, wollen glänzen – und vor allem eins: punkten. Jacobsen stellt klar: „Wir fahren dahin, um einen Sieg zu holen. Alles andere zählt nicht.“
Richtig selbstbewusst hört er sich dabei an, aber nicht überheblich. Dazu besteht momentan auch kein Anlass. Jacobsen leicht nachdenklich: „Zu Saisonbeginn weißt du eigentlich nie, wo du genau stehst.“ Oder anders: In den ersten Partien ist die Stolpergefahr besonders groß. Denn da fehlen oft noch die Automatismen, das blinde Verständnis untereinander.
Auch der THW Kiel kann davon ein Lied singen. Ein trauriges: Beim letztjährigen Aufgalopp legte der Titelhamster von der Ostsee eine Bauchlandung hin. Wo? In Lemgo! Mit 21:27. Ein Paukenschlag war das damals. Für Jacobsen, den Taktikfuchs, ist das natürlich eine willkommene Steilvorlage: „Wir müssen dort hellwach sein und brauchen eine Topleistung.“
Neuzugang Rafael Baena wird dann wieder einer der Hauptdarsteller sein. Der spanische Kreisbrocken soll Lücken reißen und Tore werfen. In der Vorbereitung klappte das regelmäßig. Und es wird besser und besser. „Trainingstag für Trainingstag sind Fortschritte bei ihm zuerkennen“, lobt Jacobsen: „Lediglich die Sprachprobleme sind noch da.“ Hier kommt dann Gedeon Guardiola ins Spiel. Der zweite Spanier im Kader macht den Dolmetscher, erklärt, was der Chef will. Und der will viel, ist stets auf der Suche nach dem Optimum, um am Ende vielleicht doch ganz oben auf dem Treppchen stehen zu können. Wobei er da andere sieht: Flensburg und Kiel. Zuletzt eigentlich eher Kiel, mittlerweile hat sich das aber geändert. Jacobsen sagt: „Flensburg hat in dieser Saison sehr gute Chancen auf den Titel. Sie haben einfach den ausgeglichensten Kader.“
Sei’s drum, auch mit den Löwen ist zurechnen. Und das wollen sie morgen gleich beweisen. Der Lemgo-Trip beginnt bereits heute Mittag: Nach dem Training und einem gemeinsamen Mittagessen geht’s mit dem Bus auf die Autobahn.
Von Daniel Hund