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Schon wieder der FC Barcelona

Heidelberg. Der Sonntag stand noch ganz im Zeichen des Samstags. Sie hatten frei, die Rhein-Neckar Löwen: Nur Auslaufen stand an. Ganz locker, jeder für sich. Es war die Ruhe nach dem Montpellier-Sturm und vor dem Titel-Sturm, dem Final-Four-Turnier am Wochenende in Hamburg um den DHB-Pokal. Und – nicht zu vergessen – vor dem Liga-Knaller gegen den HSV Hamburg. Ja, genau, den gibt es nämlich auch noch. Heute, um 19.15 Uhr, vor den Toren Mannheims, in der SAP Arena. Unglaublich intensiv sind sie, diese gelben Festspiel-Wochen. Ein Highlight jagt das nächste.

Gestern war im Kronauer Trainingszentrum deshalb malwieder schwitzen angesagt. Gudmundur Gudmundsson führte Regie. Auf der Platte und am Videorekorder, beim visuellen Sezieren des Bald-Meisters. Der Isländer: „Gegen solch einen Gegner darf man nichts dem Zufall überlassen.“ Dafür lieben ihn seine Spieler. „Gudmi“ ist stets optimal vorbereitet, gibt ihnen immer das, was sie brauchen. Nicht das Potenzial, aber eben die Ideen, um das eigene Potenzial auch Spiel für Spiel mustergültig umsetzen zu können. Er ist der Mann für die Masterpläne.

Wobei gestern einiges anders war. Die Konzentration litt ein wenig. Schon bei der morgendlichen Einheit lag Spannung in der Luft, Nervosität. Unterbewusst befand sich das Rudel nämlich rund 300 Kilometer entfernt in Köln. Verständlicherweise: Dort rotierten die Kugeln. Vier Stück: Und in einer verbarg sich das Rhein-Neckar-Löwen-Logo: Das Final-Four der Champions League (28./29. Mai), das Gipfeltreffen des europäischen Handball-Hochadels wurde ausgelost. Mit Hamburg, Ciudad Real und Barcelona warteten drei dicke Brocken. Geworden ist es zunächst Barcelona, an das man gute Erinnerungen hat: In der diesjährigen Gruppenphase reichte es in Spanien zu einem Sieg (31:30) und daheim zu einem Remis (38:38).

„Nach der Leistung von Barcelona in Kiel sind wir, die sich erst durch die Champions-League-Qualifikation kämpfen mussten, sicher trotzdem der Außenseiter. Aber natürlich wollen wir unseren vielen Fans möglichst zwei tolle Spiele bieten.“ Das sagt Thorsten Storm, der gut gelaunte Manager, der gestern in Köln mittendrin statt nur dabei war. Den Pokal hatte er in Sichtweite. „Angefasst habe ich ihn jedoch nicht, das hebe ich mir möglicherweise für den Finalsonntag auf“, schmunzelt Storm.

Zu einem großen Plus könnten die Anhänger der Löwen werden. Sie sollen eine gelbe Wand bilden, Krach machen ohne Ende. Aber kommen sie überhaupt rein, in die Lanxess_Arena? Storm nickt, lacht: „Ich habe vor Ort versucht, so viele Tickets wie möglich aufzukaufen.“

Gudmundsson nahm das Los zur Kenntnis, verdrängte es aber prompt wieder. Er lebt nämlich im Hier und Jetzt, nicht in der Zukunft, sagt: „Es zählt nur der HSV, immer das nächste Spiel.“ Will man den dritten Platz, den Champions-League-Platz, nachhaltig sichern, ist ein Sieg eigentlich Pflicht. Berlin lauert schon. „Gudmi“ warnt, wird lauter: „Wir dürfen uns keine Fehler erlauben.“

Bjarte Myrhol wird weiterhin fehlen. Der Norweger befindet sich bei Promi-Arzt Dr. Müller-Wohlfahrt in Behandlung. Gudmundsson: „Wir sind gespannt, was da heraus kommt.“

Von Daniel Hund

 03.05.2011