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Segen und Fluch zugleich? (RNZ)

Heidelberg. Sommer, Sonne, Strand. Da ist nur noch ein Spiel, das die Rhein-Neckar Löwen vom wohl verdienten Urlaub trennt. Eine Art Freundschaftsspiel wohlgemerkt. Denn wenn die HBW Balingen-Weilstetten am 8. Juni in der Mannheimer SAP Arena gastieren wird, ist die Luft längst raus. Es geht um nichts mehr: Die Champions League ist gesichert, das Saisonziel auch dank des Triumphzugs im EHF-Pokal mehr als erreicht. Klar, dass da auch der Manager jubelt. Thorsten Storm, der Glückliche: „Es ist viel mehr geworden, als unter diesen Voraussetzungen und mit dieser jungen und neu formierten Mannschaft zu erwarten war.“ Und weiter: „Ich bin sehr dankbar dafür, hier dabei sein zu dürfen.“

Gegen Balingen soll nun eine bärenstarke Saison mit einer Gala in zwei Akten beendet werden. Emotional soll er werden, der Saisonabschluss. Zunächst mit tollen Spielzügen, später mit warmen Worten. Wobei diesmal vieles anders ist: Diesmal wird es keinen Abschiedsschmerz geben. Das Team, das den Fans monatelang viel Freude bereitet hat, bleibt zusammen.

Veränderungen wird es aber trotzdem geben. Gezwungenermaßen. Zarko Sesum wird noch lange fehlen und auch bei Alexander Petersson heißt es wohl bald Tribüne statt Platte. Seine Schulter-Operation rückt näher. Storm sagt: „Für beide brauchen wir Ersatz.“ Was im Fall von Petersson, dem Alleskönner, allerdings schwierig werden dürfte. Da nickt auch der Manager, zähneknirschend tut er das: „Ein Spieler, der einen Alex Petersson und seine Rolle für unser Team ersetzen soll, muss wohl erst noch geboren werden.“

Wie auch immer, der Einzug in die Königsklasse ist für die Löwen Segen und Fluch zugleich. Auf der einen Seite ist da die Freude über die Rückkehr ins Konzert der Großen, auf der anderen die Sorge ums liebe Geld. Denn die Champions League im Handball ist nicht mit der im Fußball zu vergleichen. Zunächst ist sie mal ein Verlustgeschäft. Sprich jeder Verein legt drauf, hat erhöhte Kosten und riskiert durch deutlich mehr Partien auch die Gesundheit seiner Spieler. „Um wirklich finanziell einen Gewinn erzielen zu können, musst du ins Final Four einziehen.“ Verrät Storm. „Aber das wollen viele und ist deshalb nicht planbar.“

Warum spielen die Löwen dann überhaupt in der Champions League? Warum konzentrieren sie sich nicht dauerhaft auf den EHF-Pokal? Ganz einfach. Weil die Gelben Spieler in ihren Reihen haben, deren Anspruch königlich ist. Weltstars wie ein Uwe Gensheimer oder ein Niklas Landin streben immer nach dem Optimum. Ohne die Champions League wären sie auf Dauer wohl nicht zu halten.

Storm hat die Zeichen der Zeit jedenfalls längst erkannt. Er sondiert den Markt, sucht nach Alternativen, nach Verstärkungen. Der Nordmann: „In die letzte Saison sind wir mit fünf gestandenen Rückraumspielern und zwei Nachwuchstalenten. Für die Champions League ist das zu wenig.“ Das heißt? „Wir müssen nachlegen – auch wenn die Zeit knapp ist.“

Zurück zum 8. Juni, zum Saisonausklang. Partyatmosphäre soll sich dann im „Ufo“ breitmachen. Spätestens dann, wenn Uwe Gensheimer und Co. ihre Beute auspacken: den EHF-Pokal. Er soll nach dem Balingen-Spiel durch viele Hände wandern. Storm formuliert es so: „Die Jungs haben gemeinsam mit den Fans ein großes Pokalstreicheln geplant.“

Jetzt fehlen nur noch viele Partygäste.

Von Daniel Hund