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Sekunden-Drama in Recken-Festung endet mit Remis

Rhein-Neckar Löwen bieten Liga-Spitzenreiter Hannover beim 29:29 einen großen Kampf

Mads Mensah machte sein bestes Saisonspiel.

Was für ein Kampf! Mit einer großen Willensleistung haben sich die Rhein-Neckar Löwen für die schwächeren Auftritte der letzten Wochen rehabilitiert und bei Tabellenführer Hannover-Burgdorf eines der besten Spiele der Saison gezeigt. Sie führten über weite Strecken, schienen mehrmals auf der Siegerstraße, so dass es schwerfällt, das 29:29 nach 60 Minuten abschließend einzuordnen. In der Tabelle bleiben die Recken Erster (17:3 Punkte), die Löwen fallen vorerst auf Rang fünf zurück (14:6).

„Wir haben einen Punkt gewonnen und zugleich einen verloren“, sagte Andy Schmid passend zum verrückten Spielverlauf, indem die Löwen lange vorne lagen und am Ende noch fast verloren hätten. „Wir waren die bessere Mannschaft, leisten uns dann einen Vier-Minuten-Blackout“, fasste Schmid zusammen. Das Spiel wertete er dennoch als klaren Schritt nach vorne und lobte seine Mannschaft für eine „richtig kämpferische Leistung“. Mads Mensah, mit acht Toren wie Schmid bester Werfer der Partie, sagte: „Eine gute Leistung bringt nichts, wenn man nicht gewinnt. Es ist unser Fehler, dass wir nicht gewonnen haben. Wir müssen dringend Lösungen finden für unsere schwächeren Phasen im Spiel.“

Fantastischer Löwen-Start

Abtasten gibt es nicht in dem Duell Erster gegen Zweiter. Beide Teams gehen in der Abwehr hart zur Sache. Nach mehr als fünf Minuten steht es gerade einmal 1:1. Christian Ugalde kassiert gegen den eingelaufenen Patrick Groetzki die erste von fünf Zwei-Minuten-Strafen in Durchgang eins. Uwe Gensheimer, heiß ohne Ende, besorgt das 1:2 und 2:3 in Überzahl (8.). Auf der anderen Seite hält Mikael Appelgren bereits den vierten Wurf, Andy Schmid geht durch zum 2:4 (9.). Die Löwen legen einen fantastischen Start hin – und zwar in allen Mannschaftsteilen.

Die Löwen finden klasse in die Partie.

Bei Hannover hinterlässt das Spuren. Der Spitzenreiter produziert einige leichte Fehler im Aufbau, vergibt noch mehr Großchancen. Einen Fehlpass von Morten Olsen nutzt Gensheimer nach Vorlage von Jannik Kohlbacher zum 3:7. Hannover nimmt die erste Auszeit (17.). Der Löwen-Lauf geht dennoch weiter. Mads Mensah macht das fünfte Tor der Badener infolge zum 3:9 (15.). Jetzt stimmt alles: Körpersprache, Abwehreinsatz, Spielfluss, Zug zum Tor.

Löwen erholen sich schnell von erstem kleinen Bruch

Den ersten kleinen Bruch im Löwen-Spiel verursacht eine Zeitstrafe gegen Gensheimer. Cehte und Olsen bringen die TSV auf 6:9 heran (18.). Jetzt reagiert Löwen-Trainer Kristjan Andresson. In der Auszeit entscheidet er sich, mit dem siebten Feldspieler gegen die 5:1-Abwehr des Gegners vorzugehen. Das geht auf: Alex Petersson mit einem schweren Hammer trifft zum 6:10 (19.), Gensheimer per Siebenmeter zum 6:11 (20.).

Die Fünf-Tore-Führung halten die Löwen bis zum 10:15 durch Kohlbacher (29.). Zwei schwache Abschlüsse und zwei schnelle Konter der Hannoveraner stellen zur Halbzeit auf 12:15. Die drei Tore Vorsprung sind aus Löwen-Sicht fast zu wenig, auch wenn es auswärts gegen den Liga-Primus geht. Es ist die beste Halbzeit in dieser Saison. Ein bisschen mehr Kaltschnäuzigkeit fehlt noch, dann sind die beiden Auswärtspunkte mehr als realistisch.

Löwen behalten die Nerven, Mensah startet durch

Andy Schmid geht in den Clinch.

Auch vom schnellen 13:15 nach der Pause durch Pevnov lassen sich die Löwen nicht verunsichern. Weltmeister Mads Mensah übernimmt jetzt Verantwortung. Mit unbändigem Willen legt er eine lupenreine Dreierserie hin, die das 14:18 bringt (35.). Andy Schmid mit seinem sechsten Tor und Alex Petersson mit seiner phänomenalen Dynamik halten den Vorsprung bei drei Treffern (19:22, 41.). Mensahs fünfter Streich bedeutet das 20:23 (42.).

Hannover, hochmotiviert in Halbzeit zwei gestartet, setzt jetzt alles auf eine Karte. In der Abwehr wird noch ein bisschen härter gearbeitet – und das zeigt Wirkung. Nach Büchners 21:23 leisten sich die Löwen einen technischen Fehler, bei Martinovics 22:23 eine Zeitstrafe durch Ilija Abutovic (45.). Urban Lesjak trifft nach seiner neunten Parade ins leere Tor, nach einem Block gegen Schmid direkt noch einmal und bringt damit die erste TSV-Führung im gesamten Spiel (24:23, 46.).

Krimi wird zum Thriller

Andressons zweite Auszeit bringt die erneute Wende in diesem Wahnsinnsspiel. Den Löwen gelingen durch Petersson, Mensah und Schmid drei schnelle Tore, da steht es wieder 24:26 (50.). Der Krimi beginnt mit der zweiten TSV-Auszeit und mit dem 27:27 von Martinovic (56.). Die Partie wogt hin und her, beide Teams geben alles für die zwei Punkte. Mensah mit seinen Treffern sieben und acht besorgt das 28:29, Büchner gleicht umgehend aus (29:29).

Lange Gesichter bei den Löwen.

47 Sekunden vor dem Ende haben die Löwen den Ball, spielen nach Zeitstrafe gegen Abutovic allerdings in Unterzahl. Als auch Hannover zwei Minuten gegen sich bekommt, hat Andy Schmid neun Sekunden Zeit für die entscheidende Aktion. Sein Pass Richtung Groetzki fängt Büchner ab. Der Wurf von Lesjak landet eine Sekunde zu spät hinter der Torlinie der Löwen. So endet dieser Handball-Thriller mit einem Remis. Was für ein verrückter Abend!

TSV Hannover-Burgdorf – Rhein-Neckar Löwen 29:29 (12:15)

Hannover: Ebner (bei einem Siebenmeter), Lesjak (2) – Cehte (3), Martinovic (4), Patrail (3), Thiele, Pevnov (3), Jönsson, Böhm (1), Ugalde (1), Olsen (4), Donker, Hanne, Brozovic, Kastening (6/3), Büchner (2)

Löwen: Palicka (ab 47.), Appelgren – Schmid (8), Gensheimer (6/4), Kirkeløkke, Lagarde, Tollbring, Abutovic, Mensah (8), Fäth, Groetzki (1), Guardiola, Petersson (3), Nielsen, Ganz, Kohlbacher (3)

Trainer: Carlos Ortega – Kristjan Andresson

Schiedsrichter: Lars Geipel / Marcus Helbig

Strafminuten: Donker (2), Ugalde (2), Böhm (2), Patrail (2) – Gensheimer (4), Nielsen (4), Abutovic (2)

Siebenmeter: 3/3 – 4/4

Spielfilm: 0:1, 1:1, 1:2, 2:2, 2:4, 3:5, 3:9, 6:9, 6:11, 7:12, 9:13, 10:15, 12:15 (HZ), 13:15, 14:18, 16:20, 19:21, 20:23, 24:23, 24:26, 26:27, 28:29, 29:29 (EN)

Bilder: Michaela Kösegi

Die Löwen-Stimmen zum Spiel