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Siebenmeter-Krimi: Löwen ringen Zebras nieder

Rhein-Neckar Löwen schlagen THW Kiel beim Pixum Super Cup

In einem packenden Krimi haben sich die Rhein-Neckar Löwen den ersten Titel der Saison gesichert. Nach dem 28:28 in der regulären Spielzeit bezwangen sie am Mittwochabend in der ausverkauften Stuttgarter Porsche-Arena vor mehr als 6000 Zuschauern den THW Kiel mit 32:30 (28:28, 14:11) im Siebenmeterwerfen und sicherten sich nach dem Erfolg im Vorjahr (27:24 gegen Magdeburg) zum zweiten Mal in der Geschichte den Pixum Super Cup. Zum „Man of the Match“ wurde Kiels Spielmacher Miha Zarabec gewählt.

Der Sportliche Leiter der Löwen sah es pragmatisch: „Wir sind sehr zufrieden mit dem Ergebnis, nicht so mit dem Spiel. Jetzt wollen wir aber versuchen, den Schwung mit in die Meisterschaft zu nehmen“, sagte Oli Roggisch nach einem zähen Ringen mit Pokalsieger THW Kiel. Nach einer 14:11-Halbzeitführung taten sich die Löwen in der zweiten Hälfte von Beginn an schwer. Ab der 46. Minute lagen die Mannheimer fast durchgehend zurück, Neuzugang Jerry Tollbring schaffte quasi mit der Schlusssirene den 28:28-Ausgleich. Im Siebenmeterwerfen trafen dann alle Löwen-Schützen, während jeweils einmal Mikael Appelgren (gegen Marko Vujin) und Andreas Palicka (gegen Ole Rahmel) den Unterschied machten.

Zahlreiche Löwen-Fans feierten den Erfolg im Prestige-Duell, die Halle war – alleine schon wegen der Nähe zu Mannheim und der Rhein-Neckar-Region – deutlich stärker gelb als schwarz-weiß gefärbt. Bei der Siegerehrung ertönten die schrillen Löwen-Tröten, wurde die Mannschaft unter lautem Klatschen ausgiebig gefeiert. Strahlende Gesichter auf dem Podest: Kapitän und Spielmacher Andy Schmid reckte den Pokal in die Höhe, danach machte der Pixum Super Cup die obligatorische Runde durch die ganze Mannschaft. 

Zebras starten gut, Löwen kommen besser zurück 

Zurück zum Anfang: Nach nervösem Beginn auf beiden Seiten setzten zunächst die Kieler Akzente. Zwar erzielte Gedeon Guardiola das erste Tor des Tages. Dann aber kam der Pokalsieger schneller ins Spiel, zog über 3:1 und 5:2 auf 7:4 davon. Löwen-Coach Nikolaj Jacobsen reagierte mit der ersten Auszeit des Spiels: Zu zögerlich packten seine Mannen in der Abwehr zu, zu schlecht war die Wurfauswahl im Angriff. Jacobsens Ansage fruchtete: Der Meister startete zwischen der 15. und 26. Minute einen beeindruckenden 8:2-Lauf, der sich auch von einer Kieler Auszeit nicht aufhalten ließ. 

Beim 8:7 durch den stark beginnenden Miha Zarabec hatten die Kieler zum vorerst letzten Mal die Führung. Andy Schmid glich zum 8:8 aus, danach brachte Niklas Landin mit einem spektakulären Eigentor die Löwen wieder nach vorne. Alex Petersson hatte geworfen, Landin abgewehrt. Dann wollte der Ex-Löwe den Ball ins Toraus klären – und wischte das Leder in die eigenen Maschen. Über 10:9 und 13:10 ging es schließlich mit 14:11 für die Löwen in die Pause, auch weil man in der Defensive viel entschlossener agierte und vorne neben mehr Geduld auch die bessere Übersicht mitbrachte. Kiel lief sich immer wieder im Innenblock aus Hendrik Pekeler und Gedeon Guardiola fest, aus dem Rückraum verpufften die zunächst überragenden Läufe von Lukas Nilsson. 

Nach der Pause taten sich die Löwen ähnlich schwer wie zu Beginn. Kiel kam bis zur 42. Minute zum Ausgleich. Jacobsen nahm zwei Auszeiten – das Ergebnis war überschaubar. Während sich die Kieler immer wieder im Eins-gegen-Eins durchtankten, bekamen die Löwen mehr und mehr Probleme, selbst zum Torerfolg zu kommen. Als der wieder erstarkte Nilsson zum 25:23 traf, sahen die Nordlichter schon fast wie die Sieger aus. Doch die Löwen gaben sich nicht auf – und Tollbring behielt die Nerven im Duell allein gegen Landin: „Ich wusste, dass er bis dahin viele freie Würfe gehalten hat. Also habe ich einfach nur daran gedacht, den Ball reinzumachen. Zum Glück hat das geklappt“, sagte der Löwen-Linksaußen, der für seine 21 Jahre schon richtig abgebrüht daherkommt.

Im Siebenmeterwerfen bewies dann die ganze Löwen-Truppe Nervenstärke. Nachdem Ekberg gegen Palicka, Schmid gegen Landin sowie Zarabec und Tollbring gegen die beiden Keeper getroffen hatten, hielt Appelgren gegen Vujin. Baena überwand Wolff, Palicka parierte gegen Rahmel und Groetzki machte gegen Wolff alles klar. Der Rest war Party in Gelb.

Härtetest vor dem Bundesliga-Start

Mit Spannung war erwartet worden, wie sich die Mannschaften kurz vor dem Bundesliga-Start präsentieren. Sowohl die Löwen, als auch die Zebras hatten eine starke Vorbereitung hingelegt und am vergangenen Wochenende souverän den Einzug ins DHB-Pokal-Achtelfinale klargemacht. „Alle haben super mitgezogen. Und die Neuzugänge sind weiter, als ich es zu hoffen gewagt hätte. Deshalb gehe ich optimistisch in die Saison“, hatte Kiel-Coach Alfred Gislason auf der vereinseigenen Homepage verlauten lassen.

Während Gislason die Löwen zum Titelfavoriten erklärte, hielt sich Löwen-Trainer Nikolaj Jacobsen mit Prognosen zurück. „Von allen Spitzenteams haben wir den kleinsten Druck, wir sind zwei Mal Meister geworden, und eine dritte Meisterschaft in Folge darf man von uns einfach nicht erwarten“, sagte der dänische Meister-Trainer im Gespräch mit dem „Mannheimer Morgen“. Zu den Favoriten zählte er neben den üblichen Verdächtigen aus Kiel und Flensburg auch Melsungen, Magdeburg und Berlin.

Einig waren sich Gislason und Jacobsen im Vorfeld des Pixum Super Cups, was die Bedeutung der Veranstaltung anbelangt. Beide hatten den großen Stellenwert unterstrichen und betont, die Partie unbedingt gewinnen zu wollen. Zum einen, um sich den ersten Titel der Saison zu sichern. Zum anderen, um sich eine Extraportion Selbstvertrauen für den bevorstehenden Bundesliga-Start zu verschaffen.

Den Super-Cup-Rückenwind nehmen nun die Löwen gerne mit nach Lemgo, wo die Jacobsen-Truppe am Sonntag um 15 Uhr das erste Liga-Spiel bestreitet. Die Kieler müssen zum Auftakt bei Aufsteiger TuS N-Lübbecke ran (Mittwoch, 30. August, 19 Uhr).

Rhein-Neckar Löwen – THW Kiel 32:30 (28:28, 14:11)

Rhein-Neckar Löwen: Appelgren (ab 44.), Palicka; Pekeler (4), Reinkind (3), Mensah (3), Rnic (1), Guardiola (1), Baena, Sigurdsson, Tollbring (4), Groetzki (3), Taleski (n.e.), Schmid (4), Radivojevic (n.e.), Bliznac (n.e.), Petersson (5)

THW Kiel: Landin, Wolff; Firnhaber, Vujin (1), Wiencek (3), Dissinger, Zeitz, Bilyk (1), Weinhold (2), Nilsson (6), Zarabec (7), Öfors, Dahmke (4), Ekberg (4/4),

Trainer: Nikolaj Jacobsen – Alfred Gislason

Schiedsrichter: Lars Geipel / Marcus Helbig

Zuschauer: 6200 (ausverkauft)

Zeitstrafen: 1 – 6

Siebenmeter: 0 – 4

Rhein-Neckar Löwen: Tollbring scheitert an Landin (53.)