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Siegertypen von der Bank (MM)

Mit dem Derby-Erfolg holen sich die Löwen Schwung für die Champions League

MANNHEIM. Nikolaj Jacobsen hatte offenbar akribisch mitgezählt. „Als Spieler habe ich mit der Nationalmannschaft 22 Mal gegen Magnus und die Schweden verloren“, kramte der dänische Trainer der Rhein-Neckar Löwen nach dem 26:20-Sieg seines Teams gegen FrischAuf Göppingen in seiner privaten Statistikkiste. Die Freundschaft beider Ex-Profis konnte das allerdings nie trüben und auch die Tatsache, dass es nun ausgerechnet Jacobsen war, der Magnus Andersson als neuem FrischAuf-Coach die erste Bundesliga-Niederlage beibrachte, wird kaum Folgen haben. Andersson war zufrieden, weil sein dezimierter Kader die Löwen lange ärgerte, Jacobsen freute sich, dass die Badener nach dem Ausrutscher beim Bergischen HC gleich wieder in die Erfolgsspur fanden und im Spitzenspiel ihre Tabellenführung verteidigten.

„Gegen Göppingen ist viel über den Kampf gegangen, aber das muss man auch können“, sah der neue Löwen-Coach, wie sich sein Team erst in den letzten 20 Minuten freispielen konnte. Vor allem in der torarmen ersten Halbzeit (10:9) wollte wenig Spielfluss aufkommen. Als „harzig“ bezeichnete auch Spielmacher Andy Schmid den ersten Durchgang. Er selbst traf erst in der 46. Minute das erste und einzige Mal, auch die von ihm initiierten Spielkonzeptionen führten zunächst selten zum Ziel. „Göppingen hat unsere Auslösehandlungen immer früh unterbunden und offensiv gedeckt. Von außen sieht das dann schon etwas langsam aus“, räumte Schmid ein. „Die anderen lassen sich jetzt immer etwas gegen uns einfallen, da müssen wir unsere Hausaufgaben machen“, sieht der Schweizer die Löwen nun endgültig in der Rolle des Gejagten.

Sonderlob für Mensah Larsen

Es waren aber auch einige individuelle Fehler, die Göppingen bis zur Pause im Spiel hielten. Team-Manager Oliver Roggisch vermisste in Halbzeit eins „den Druck aus dem Rückraum“, Kapitän Uwe Gensheimer bemängelte, dass es erst spät gelang, die Abwehr der Schwaben seitlich in Bewegung zu bringen, um Räume auf Außen und am Kreis zu schaffen. Erst mit der Hereinnahme von Mads Mensah Larsen nahm das Löwen-Spiel in der Offensive weiter an Fahrt auf, der junge Däne erzielte selbst drei Tore und ging mit seiner Dynamik lange Wege.

„Ihm muss ich heute ein Sonderlob aussprechen“, gab es auch von Trainer Jacobsen verbale Streicheleinheiten für seinen Musterschüler, den er aus Aalborg mitgebracht hatte. Und dass die Löwen im Gegensatz zu den Göppingern, die auf Kevynn Nyokas und Tim Kneule verzichten mussten, diese Alternativen im Rückraum oder mit Stefan Sigurmannsson auf Linksaußen hatten, war letztlich wohl ausschlaggebend.

Und was die Kräfte betrifft, werden die Löwen künftig weiter gut haushalten müssen. Mit dem Start in die Champions-League-Vorrunde am Samstag (21 Uhr, SAP Arena) gegen Montpellier, kommt nun eine weitere Belastung auf den Klub zu. „Umso besser, dass uns dafür heute die Generalprobe gelungen ist“, freute sich nicht zuletzt Geschäftsführer Lars Lamadé über den Derby-Sieg und die Reaktion auf den 23:24-Patzer beim BHC.

Von Thorsten Hof