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Storm attackiert EHF: Nicht alles auf Vereine abwälzen (MM)

Löwen-Manager sauer nach Geldstrafe

Mannheim. Thorsten Storm ist sauer. Der Ärger des Managers der Rhein-Neckar Löwen richtet sich gegen die Europäische Handball-Föderation (EHF). Denn die verhängte gegen die Löwen eine Strafe in Höhe von 4000 Euro (1000 Euro auf Bewährung für ein Jahr), weil der Bundesligist im EHF-Cup-Spiel gegen HC Motor Zaporozhye keinen Handball-Boden in der GBG Halle verlegt hatte. Laut EHF müssen die Partien auf einem Belag durchgeführt werden, der neben den Markierungen für das Handballspiel keine weiteren Linien enthält.

„Wir werden keinen Einspruch einlegen. Dazu fehlen uns Zeit und Energie. Es ist mir viel wichtiger, dass man aufwacht und auch an die Basis denkt“, sagt Storm. Er beklagt sich, dass im EHF-Cup kein Geld zu verdienen sei: „Legt man die Vollkosten zugrunde, ist der Wettbewerb ein Minusgeschäft. Der EHF-Cup steht bei uns nur unter Reisekosten in der Saisonkalkulation. Wir sind nicht im Fußball, wo Fernsehanstalten und UEFA knackige Verträge aushandeln und die Klubs Refinanzierungen erhalten.“

Umso mehr ärgert ihn deshalb, dass der europäische Verband viel zu hohe und zu teure Standards von den Vereinen verlange: „Diese Überorganisation passt nicht zu den Möglichkeiten der Klubs. Die EHF legt einen Standard fest und fordert einen einheitlichen Spielboden. Sie schafft es aber gleichzeitig nicht, eine TV-Übertragung für alle Begegnungen zu organisieren. Das wäre ja mal der erste Schritt. Man kann nicht immer alle Kosten und Risiken auf die Vereine abwälzen.“

Da die Partie gegen Zaporozhye nicht im Fernsehen übertragen worden sei, hätten sich die Löwen aus Kostengründen gegen die Verlegung eines Handballbodens entschieden, berichtet Storm: „Wenn alle Spiele im TV zu sehen wären und der Sender auch etwas für die Übertragung zahlt, sehen die Dinge anders aus. So geht’s aber nur auf Kosten der Vereine. Das Verlegen eines Extra-Hallenbodens kostet 4000 Euro. Dafür müssen wir Handballer lange laufen. Dieser Aufwand macht keinen Sinn, wenn kein Fernsehen da ist.“

Sonntag gegen Kopenhagen

Für die EHF-Cup-Begegnung am Sonntag (17 Uhr) in der GBG Halle gegen KIF Kolding-Kopenhagen werden die Löwen allerdings einen Extra-Boden verlegen. In Zusammenarbeit mit zwei regionalen Fernsehsendern sorgt der Bundesligist für eine TV-Übertragung. „Auch diese Kosten tragen wir und unsere Partner“, sagt Storm: „Generell finde ich Standards richtig. Aber es muss auch Sinn machen. Ich wünsche mir mehr Praxisnähe und Verständnis für die Situation in unserem Sport.“

Und dann legt der Löwen-Manager in Richtung EHF nach: „Es ist immer einfacher, wenn man nicht im Risiko steht und Dinge entscheidet, die andere am Ende bezahlen müssen. Wir müssen teure Flugreisen und Hotels für Schiedsrichter, Delegierte und unser Team zusätzlich finanzieren, bekommen Termine spät mitgeteilt, so dass die SAP Arena längst ausgebucht ist. Und die Prämien sind mit anderen Wettbewerben ohnehin nicht zu vergleichen. Es entsteht ein Final Four in Nantes, nachdem zunächst ein echtes Highlight in Monte Carlo geplant war.“

Von Marc Stevermüer