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THW bestraft Löwen-Fehler (MM)

Lange Zeit halten die Badener das Topspiel in Kiel offen – doch am Ende kassieren sie eine 28:31-Niederlage

KIEL. Gesenkte Köpfe, leere Blicke, hängende Schultern. Im Spitzenspiel beim THW Kiel war mehr drin, sogar der Sieg. Das wussten gestern Abend auch die Rhein-Neckar Löwen, als sie enttäuscht vom Feld schlichen. Lange begegneten sie dem Tabellenführer auf Augenhöhe. Um in Kiel zu gewinnen, muss 60 Minuten alles passen. Lange Zeit stimmte viel bei den Gelbhemden, doch in den Schlussminuten verloren die Badener die Nerven und somit auch das Spiel. 31:28 (14:13) hieß es am Ende für den THW. „Wir haben in der entscheidenden Phase dumme Fehler gemacht“, ärgerte sich Manager Thorsten Storm: „Kiel war schlagbar. Aber letztendlich war unsere Angriffsleistung gerade aus dem Rückraum zu schwach.“

Das Topspiel begann mit einem Rückraum-Kracher von THW-Spielmacher Aron Palmarsson. Der Isländer ist nach einer Knieverletzung zwar noch nicht hundertprozentig fit, doch davon war weder bei seinem Hammer in den Winkel zum 1:0 etwas zu merken noch im weiteren Spielverlauf. Und auch bei den Badenern stand ein zuletzt schmerzlich vermisster Profi im Aufgebot: Alexander Petersson. Die lange Pause war ihm allerdings anzumerken, ihm fehlte die Bindung zum Spiel.

Im Hexenkessel von Kiel überstanden die Badener die Anfangsphase schadlos, nach dem 3:3 parierte Schlussmann Niklas Landin einen Strafwurf von Niclas Ekberg und Kim Ekdahl du Rietz erzielte mit dem 4:3 (9.) die erste Führung für den EHF-Pokalsieger.

Starke Abwehrreihen

In dieser unglaublich intensiven, packenden Begegnung dominierten auf beiden Seiten die Abwehrreihen. Es wurde geschoben und geschubst, um jeden Ball, um jeden Zentimeter verbissen gekämpft. Die Folge: Zeitstrafen. Als Mitte der ersten Halbzeit erst Petersson und dann Gedeon Guardiola auf die Sünderbank musste, nutzte Kiel diesen Vorteil eiskalt aus und ging mit 8:5 (18.) in Führung. Den Gelbhemden fiel im Positionsangriff weiterhin nicht viel ein, es fehlten die zündenden Ideen.

Also fasste sich Isaias Guardiola ein Herz und hämmerte den Ball einfach mal aus der Distanz in den Winkel. Der Spanier entpuppte sich völlig überraschend als belebendes Element im Angriff, er agierte mit Zug zum Tor, mit Mut und Entschlossenheit. „Er war praktisch der einzige Spieler, der aus dem Rückraum für Torgefahr sorgte“, lobte Storm den Spanier und kritisierte damit indirekt den Rest der badischen Distanzschützen. Isaias Guradiolas Treffer halfen, einen zwischenzeitlichen 8:12-Rückstand (24.) wegzustecken. Drei Treffer in Serie bedeuteten sogar den Ausgleich zum 13:13 (29.), doch den Schlusspunkt vor der Pause setzte der entfesselt aufspielende Palmarsson mit dem 14:13.

Direkt nach dem Seitenwechsel kippte dieser spannende Handball-Krimi wieder in die andere Richtung. Diesmal legten die Gelbhemden ein 19:16 (38.) vor. „In dieser Phase hatten wir die Kieler da, wo wir sie haben wollten. Wir haben dann nicht nachgelegt – und das kann ich nicht nachvollziehen“, sagte Andy Schmid. Wieder machten die Löwen zu wenig aus ihrer Überzahl und kassierten das 20:20 (43.). Plötzlich wackelten die Gelbhemden. Nach Ballverlust von Petersson – nicht sein erster in diesem Spiel – erzielte Kiel das 24:22 (49.). „In dieser Phase haben uns die einfachen Tore gefehlt“, ärgerte sich Storm.

Jetzt ging nichts mehr. Schmid verlor den nächsten Ball, Filip Jicha traf zum 25:22 (50.). Der THW war obenauf, stellte eine unüberwindbare Abwehr – und die Badener schenkten nun reihenweise das Spielgerät her und lagen zwischenzeitlich sogar mit sechs Treffern (22:28/55.) zurück. „Am Ende haben wir uns immer wieder festgerannt“, analysierte Rechtsaußen Patrick Groetzki und räumte ein: „Unser Überzahlspiel war heute ganz schlecht.“ Damit war in der Tat alles gesagt.

Von Marc Stevermüer