Veröffentlichung:

THW Kiel ein Tick cleverer

Mannheim. Wieder einmal nah dran, aber eben doch nicht nah genug: Mit 22:23 (11:9) unterlagen die Rhein-Neckar Löwen gestern Abend vor der Saison-Bestmarke von 13 200 Fans gegen den amtierenden Meister THW Kiel. Bis in die Schlusssekunden hatten die Badener die Option auf etwas Zählbares, letztlich erwies sich der THW aber im Rückraum insgesamt durchschlagskräftiger und alles in allem cleverer als der Herausforderer. Dass die Löwen so lange mithalten konnten, war am Ende kein Trost. „Wenn man auf diese Weise verliert, ist alles andere zweitrangig“, zeigte sich Rechtsaußen Patrick Groetzki enttäuscht.

Die Löwen erwischten zunächst aber einen absoluten Katastrophen-Start. Quälend lange zwölf Minuten waren vergangen, bis Klimovets erstmals ins Schwarze traf. Kiel hatte bis dahin schon vier Tore vorgelegt. Vor allem Karol Bielecki war offenbar mit dem völlig falschen Bein aufgestanden. Dass die Löwen im Spiel blieben, war einzig und allein Torhüter Henning Fritz zu verdanken, der eine phänomenale Leistung zeigte: 22 klare Bälle blieben am Ende in den Fängen des Löwen-Keepers hängen, darunter fünf Strafwürfe.

SAP Arena kommt in Fahrt

Tor um Tor kamen die Badener deshalb heran, und als Stefansson sah, dass Kiels Torwart Omeyer zu weit vor dem Tor stand, traf er fast vom eigenen Neun-Meter-Raum zum erstmaligen Ausgleich (7:7/22.). Nun kam auch die SAP Arena so richtig in Fahrt. Die Schlussminuten eines von Fehlwürfen geprägten ersten Durchgangs gehörten dann Uwe Gensheimer, der aufseiten der Gelbhemden die letzten drei umjubelten Treffer bis zum 11:9-Pausenstand erzielte.

Nun kamen die Löwen mit dem nötigen Selbstvertrauen aus der Kabine und hielten den Vorsprung. Einerseits, weil Siarhei Harbok nun auch endlich Druck aus dem linken Rückraum erzeugte und zweimal in Serie zum 14:11 traf (35.), andererseits klebte den Kielern weiter das Wurfpech an den Händen. Bis zum 15:13 (39.) klatschte der Ball nicht weniger als neunmal an Pfosten oder Latte. Dass das nicht ewig so weiter gehen konnte, war klar, unnötig war allerdings, dass sich die Badener ausgerechnet in Überzahl zwei Tore zum 15:15 (42.) fingen. Wie es besser geht, zeigte Kiel: In Überzahl drehten sie die 18:17-Löwen-Führung in ein 18:19, doch der Bundesliga-Fünfte blieb am Ball – nicht zuletzt weil Gensheimer immer wieder eiskalt die Strafwürfe für die Löwen verwandelte. Beim 20:20 und 22:22 (57.) marschierten beide Teams noch im Gleichschritt – 120 Sekunden blieben, und die Löwen hatten Ballbesitz, bevor Groetzki das Spielgerät aus den Händen glitt und Kiel im Vorteil war. Und tatsächlich: 35 Sekunden vor Schluss gab es Strafwurf für den Meister, Ilic behielt die Nerven.

Die letzten 27 Sekunden versuchten es die Löwen mit einem zusätzlichen Feldspieler, doch Harbok suchte die 1:1-Situation, anstatt auf Außen abzulegen. Damit war die letzte Chance auf zumindest einen Punkt vertan, was nicht nur Fritz ärgerte: „Dass wir da das Ding so halb in den Block hauen – daran sieht man die Unterschiede. Das kann man sich gegen Kiel nicht erlauben.“

Von Thorsten Hof

 11.02.2010