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Trotz nach Tiefschlag (BNN)

Von Flensburg düpierte Löwen bemühen das Positive: „Wir haben noch alles in unserer Hand“

Noch lange nach dem Ende des Spitzenspiels in der Handball-Bundesliga wurde im Kabinentrakt der Mannheimer SAP-Arena viel schwedisch gesprochen. Erst parlierte Torhüter Mattias Andersson von der SG Flensburg-Handewitt ausgiebig mit seinem in Diensten der Rhein-Neckar Löwen stehenden Landsmann und Rollenkollegen Mikael Appelgren, dann auch mit dem schwedischen Badener Kim Ekdahl du Rietz, nachdem er in 60 spannenden Minuten fast das alleinige Sagen hatte. Nicht zuletzt Anderssons überragender Fangquote von 46 Prozent hatten es die Gäste zu verdanken, dass sie beim Tabellenführer mit 25:22 gewannen und das vermeintliche Titelrennen zwischen den Löwen und Verfolger Kiel zu einem Dreikampf erweiterten. Nur einen Minuspunkt mehr als die beiden führenden Teams weisen die Flensburger auf.

Doch lautstarke Worte vermied nach dem Coup Andersson ebenso wie sein Trainer und Landsmann Ljubomir Vranjes. Beide gaben zwar ihrer Freude darüber Ausdruck, die Chance auf die Meisterschaft gewahrt zu haben und nun die Rolle des Jägers in Nahdistanz spielen zu können. Sie verwiesen aber auch auf „das schwierigste Restprogramm“. Die SG muss noch in Kiel antreten, zudem ebenso wie der THW unter anderem bei der MT Melsungen. Die Löwen haben dagegen ihre Duelle gegen die zwei Hauptkonkurrenten hinter sich und gegen den Tabellenvierten aus Melsungen am 3. März Heimrecht. Eine Konstellation, die auch Kim Ekdahl du Rietz zuversichtlich stimmte. „Wir wollen Meister werden und haben noch alles in unserer Hand“, erklärte der noch von seiner Rückenprellung gehandicapte Halblinke kämpferisch.
Das Positive hoben auch die Mitspieler hervor. „Wenn ich eine Ausgangslage wählen müsste, würde ich unsere nehmen“, sagte Kapitän Uwe Gensheimer trotzig. Und Patrick Groetzki meinte nach seinem nur persönlich gelungenen Comeback nach auskuriertem Wadenbeinbruch: „Jedes Spiel ist jetzt ein Finale. Wir sind immer noch Erster und müssen jetzt einfach unsere Aufgaben lösen. Wenn wir alle Partien gewinnen, wird es schwer, uns da oben noch zu verdrängen.“ Eine Tonlage, die auch Trainer Nikolaj Jacobsen traf: „Noch ist nichts entschieden. Wir glauben immer noch an uns.“ Die Botschaft laute: „Kopf hoch.“
Bevor es in der Bundesliga weitergeht, empfangen die Löwen Melsungen am nächsten Mittwoch (19 Uhr) im Wiederholungsspiel des Pokal-Achtelfinales und treten morgen (17.30 Uhr) in der Champions League beim polnischen Meister KS Kielce an. „Wir versuchen, dort zu gewinnen“, sagte Jacobsen, ließ aber auch keinen Zweifel daran, dass die Königsklasse nur dritte Priorität besitzt. Er werde in Kielce Akteure bringen, die gegen Flensburg nicht so viel spielten – um die Stammkräfte für den Pokalwettbewerb und vor allem für die immer noch realisierbare Mission Meisterschaft zu schonen.
Von Reinhard Sogl