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Verletzungspech vs. Quarantäne: Löwen und Recken in Personalnot
HBL-Duell am heutigen Abend steht unter dem Eindruck einer besonderen Saison – Jennifer Kettemann in der Löwen Geister Show präsentiert von ComTel Systemhaus
„Um zu rotieren, fehlen mir die Leute.“ Vor dem Bundesliga-Duell mit der TSV Hannover-Burgdorf kann Martin Schwalb nicht wie gewohnt die Kräfte verteilen mit Blick auf das so wichtige EHF European League-Spiel drei Tage später. Dem Trainer der Rhein-Neckar Löwen geht allmählich das Personal aus. Wer da und einigermaßen fit ist, muss auf die Zähne beißen. Der Gegner hat ähnliche, wenn auch anders begründete Sorgen vor der Partie des 26. Spieltages am heutigen Abend um 20.30 Uhr. Das Motto könnte lauten: Verletzungspech vs. Quarantäne.
Sechs Spieler positiv auf das Corona-Virus getestet, zunächst die komplette Mannschaft, nun die nach wie vor „Positiven“ in Quarantäne: Ideale Bedingungen für ein Bundesliga-Spiel sind das nicht. Und so geben sich die Recken im Vorbericht auf der Vereins-Website bescheiden: „Wir wollen unser Bestes geben mit den Spielern, die zur Verfügung stehen. Ziel ist es, unser Spiel aufzuziehen, so wie wir es auch zuletzt eine Halbzeit lang gegen Kiel gemacht haben“, wird Trainer Carlos Ortega zitiert. In Kiel vor genau einer Woche hielten die Niedersachen bis zur 36. Minute mit – da stand es 20:20. Danach erst setzte sich der Rekordmeister Stück für Stück ab. Am Ende stand ein dann doch recht deutliches 29:35 aus TSV-Sicht.
Dem einen sein Corona, ist dem anderen sein Verletzungspech. Mikael Appelgren, Ilija Abutovic, Uwe Gensheimer, Jesper Nielsen verletzt, Mait Patrail weiter angeschlagen: Auch die Rhein-Neckar Löwen werden erheblich geschwächt ins Spiel am Samstagabend gehen. „Ich würde ja gerne dem einen oder anderen eine Pause gönnen, mir gehen halt einfach nur die Spieler dazu aus“, kommentiert Trainer Schwalb die ungünstige Personallage. Die Strapazen der zweiten Saisonhälfte mit langen Reisen und Spielen im 3-Tages-Rhythmus, sie machen sich vor allem in Form von Muskelverletzungen bemerkbar. Und die Vorbereitung? „Wir kommen am Mittwoch spät aus Russland, trainieren am Donnerstag deswegen nur individuell und haben mit dem Freitag genau eine Einheit, um uns auf Hannover-Burgdorf einzustellen: Das ist zu wenig“, sagt Martin Schwalb.
Verletzungspech vs. Quarantäne: Noch mehr „Jugend forscht“ bei den Recken
Es ist ja auch nicht so, dass man sich auf das Spiel der Recken nicht sonderlich einstellen müsste. Carlos Ortega hat in den vergangenen Jahren eine ganz eigene Spielweise implementiert, mit einigen Raffinessen und Besonderheiten, die es sonst so in der Liga nicht gibt. „In der Deckung pflegen sie den spanischen Stil, mit offensiven Halben und speziellem Spiel im Innenblock. Das ist zum Beispiel etwas ganz anderes, als wir es gerade gegen Chekhov in der Euro League erlebt haben“, erklärt der Löwen-Trainer. Das Gastspiel in Kiel hat er sich natürlich angeschaut, gesehen, wie die Hannoveraner im Sieben-gegen-sechs agieren. „Das haben sie gut gemacht“, findet Schwalbe, und muss sich auf dieses Stilmittel genauso einstellen wie auf das zum Teil unbekannte Personal.
Aufgrund der Quarantäne-Situation rutschen zahlreiche Jungs aus dem erweiterten Kader auf den Spielberichtsbogen der TSV. Petar Juric auf halblinks zum Beispiel, der gegen Kiel öfter am Kreis auftauchte, zwei von drei Versuchen verwandelte und damit eine gelungene Premiere in der Stärksten Liga der Welt feierte. Dazu kommt, dass andere, erfahrenere Spieler mehr Verantwortung übernehmen. Zum Beispiel Alfred Jönsson: Der Spielmacher mit dem blonden Wuschelkopf zeigte beim THW eine überragende Leistung, sowohl im Abschluss, als auch in der Spielsteuerung. Das Ergebnis: Sieben Tore bei acht Versuchen, fünf Assists – bei nur einem technischen Fehler. „Die haben eine gute Mischung gefunden, auch wenn sich das nicht immer in entsprechenden Ergebnissen niederschlägt“, findet Martin Schwalb, der insbesondere vor der Nachwuchsarbeit der Recken großen Respekt hat: „Was die da machen, ist schon stark. Es ist einfach immer schön zu sehen, wenn talentierte Jungs so viel Bundesliga spielen dürfen.“
Spielen ja. Aber bei den Löwen gewinnen – auf keinen Fall! Verletzungspech vs. Quarantäne hin oder her. Vor allem nach der 30:36-Schlappe im Hinspiel wollen sich die Jungs von Martin Schwalb rehabilitieren. Spannend wird es zudem bereits eine Stunde vor der Partie, wenn die Löwen Geister Show präsentiert von ComTel Systemhaus startet. Dort wird Löwen-Geschäftsführerin Jennifer Kettemann zu Gast sein und u.a. über die gerade bekanntgegebene Weichenstellung auf den Trainerpositionen sprechen. Los geht es auf YouTube, Facebook und Twitch ab 19.30 Uhr.