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Viele Fragezeichen bei den Rhein-Neckar Löwen (RNZ)

Der Spitzenreiter der Handball-Bundesliga muss gegen Leipzig möglicherweise auf Torhüter Appelgren und Kreisläufer Pekeler verzichten

DHfK Leipzig, Aufsteiger, Tabellen-Neunter. Das riecht morgen ja schon förmlich nach einem Schützenfest, wenn die Rhein-Neckar Löwen die Sachsen empfangen. Viele Tore, schöne Spielzüge und beinharte Defensivarbeit – das erwarten die Fans der Badener am Mittwoch ab 20.15 Uhr in der SAP Arena. Und auch der Trainer hätte nichts gegen eine Handball-Gala in zwei Akten. Aber Nikolaj Jacobsen ist vorsichtig. Er warnt: „Leipzig ist sicher kein gewöhnlicher Aufsteiger. Sie spielen mit viel Leidenschaft und haben eine große Qualität im Kader.“

Doch da ist noch mehr, was den Dänen nachdenklich stimmt. Vor allem die eigene Situation. Kreisläufer Hendrik Pekeler (Dornfortsatz-Fraktur) und Keeper Mikael Appelgren (Oberschenkelzerrung) drohen auszufallen. „Bei Hendrik müssen wir das Training am Montagabend abwarten, Mikael kann hingegen frühestens am Dienstag wieder trainieren“, grübelt Jacobsen. Und es kommt noch schlimmer: Ein Großteil der Nationalspieler kam erst gestern Abend wieder in der Kurpfalz an. Sprich das heutige Abschlusstraining bleibt die einzige gemeinsame Übungseinheit vor dem Leipzig-Duell.

Jacobsen: „So etwas ist immer schlecht, du weißt dann gar nicht, wo du stehst.“ Die Gäste wissen es. Jacobsen zähneknirschend: „Die haben sich nun eine Woche lang auf uns vorbereiten können, und zwar nahezu komplett.“ Sei’s drum. Das Ziel bleibt trotzdem ehrgeizig: ein Sieg soll her. Egal wie. Überraschen kann Jacobsen jedenfalls nichts mehr. Sein Videorekorder lief heiß in den letzten Tagen. Visuell hat er Leipzig auseinandergenommen, Stärken und Schwächen genau analysiert. Sein Fazit: „Das ist eine Mannschaft, die das Zeug dazu hat, sich über Jahre in der Bundesliga festzusetzen.“

Das Drumherum ist bereits professionell. So sitzt mit Stefan Kreztschmar eine Handball-Ikone im Aufsichtsrat. Also einer, der sich auskennt, der in der große weiten Handball-Welt Kontakte ohne Ende hat. Auch der Champions League-Sieger HSV Hamburg und die Berliner Füchse wollten sich seinen Dienste sichern, doch „Kretzsche“ entschied sich für seine Heimatstadt, führte Leipzig von der vierten in die erste Liga.

Und auch in der Beletage hat man sich schnell einen Namen gemacht. Zuhause ist Leipzig eine Macht, erst zwei Niederlagen wurden kassiert: Gegen die Spitzenteams aus Flensburg und Melsungen. „Sie können es mittlerweile aber auch auswärts. Spätestens mit dem Sieg in Hannover hat Leipzig das bewiesen“, legt Jacobsen nach.

In Mannheim soll das nicht gelingen. Die weiße Weste muss unbefleckt bleiben, denn bis Weihnachten geht es noch heftig zur Sache. Gastspiele in Melsungen, Flensburg und Kiel stehen auf dem Programm. Klar ist: Gehen Uwe Gensheimer und Co. halbwegs unbeschadet durch die kommenden Wochen, ist der Titel zum Greifen nah. „Wir wissen das. Aber da liegt noch jede Menge Arbeit vor uns.“ Sagt es und schnauft. So, als würde er selbst nicht so recht daran glauben, dass die beeindruckende Serie des verlustpunkfreien Bundesliga-Spitzenreiters noch bis zum Jahreswechsel weitergeht.

Doch das täuscht. Wobei er sich schon ein paar Sorgen macht: „Uns hat zuletzt etwas die Leichtigkeit gefehlt, die uns zu Saisonbeginn noch ausgezeichnet hatte. Die Jungs sind müde.“ Womit wir wieder beim Hauptproblem der Gelben wären: dem viel zu dünnen Kader.

Von Daniel Hund