Respekt ja, aber keine Furcht: Der Gedanke an die „Hölle Nord“ versetzt Nikolaj Jacobsen nicht in Angst und Schrecken. „Es ist nicht so oft vorgekommen, dass ich da verloren habe“, sagt der Trainer der Rhein-Neckar Löwen vor dem heutigen Handball-Hit (20.15 Uhr/Sport 1) zwischen dem Bundesliga-Spitzenreiter und dem gastgebenden Tabellenzweiten SG Flensburg-Handewitt. Selten hat er in der Flensarena als Linksaußen in Diensten des THW Kiel verloren, noch nie ist er dort als Coach der Badener unterlegen. Im vergangenen Jahr setzten sich die Löwen unter seiner Leitung mit 29:26 durch, in der Saison davor behielten sie noch unter Trainer Gudmundur Gudmundsson mit 27:23 die Oberhand.
Es gibt natürlich auch leichtere Vorhaben, als diese Erfolgsserie auszubauen. „Wir brauchen mehr als eine Top-Leistung, wenn wir wieder gewinnen wollen“, betont Jacobsen, der um die Folgen eines dritten Löwen-Siegs in Folge beim Verfolger ebenso weiß wie sein Kollege. Eine Vorentscheidung im Titelrennen aber sehen beide nicht, egal, wie es ausgeht. „Wenn wir gewinnen, sind wir in Reichweite der Löwen, wenn wir verlieren, wird es für uns ganz eng“, sagt Ljubomir Vranjes. Jacobsen erklärt: „Wenn wir die Flensburger schlagen, wird es für sie schwer, denn dann hätten wir auf sie fünf Punkte Vorsprung. Aber so denken wir nicht. Wir versuchen einfach, die nächsten zwei Punkte zu holen.“ Gelingen soll das mit den in 14 von 15 Bundesliga-Spielen bewährten Mitteln. „Wir müssen kämpferisch dagegenhalten, uns gut im Rückwärtslaufen präsentieren, kompakt in der Deckung stehen und brauchen natürlich eine gute Torhüterleistung“, zählt Jacobsen auf. Auf die Paraden von Mikael Appelgren wird es also wieder stark ankommen, der den Vorzug erhält vor Neuzugang Borko Ristovski. Harald Reinkind fällt weiterhin wegen seiner Bauchmuskelverletzung aus.
Als Plus für die Gäste, die erst heute in den Norden fliegen, könnte sich in diesem richtungsweisenden Duell der Spielplan erweisen. Die Löwen, die schon beim 29:20-Heimsieg am Donnerstag in der Champions League gegen Kristianstad die Stammkräfte Uwe Gensheimer, Patrick Groetzki, Alexander Petersson und Kim Ekdahl du Rietz geschont hatten, konnten am für sie freien Wochenende die Energiespeicher aufladen. Der DHB-Pokalsieger war dagegen noch am Sonntag in Göppingen gefordert, wo er 28:23 gewann. Erst am Montagmorgen kehrte die SG zurück, nachmittags wurde trainiert. „Ich hätte gerne mehr Zeit in die Vorbereitung investiert“, gibt Vranjes zu, der die Löwen durch den Verlust von Bjarte Myrhol nicht geschwächt sieht: „Spielmacher Andy Schmid setzt das Zusammenspiel mit dem neuen Kreisläufer Rafael Baena unbeirrt fort, da ist kein Unterschied zu erkennen.“