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Weltenbummler mit großem Löwen-Herz

Klaus Schnecke ist seit über zehn Jahren glühender Fan / Stammplatz in SAP Arena

Wer das Büro von Klaus Schnecke betritt, weiß sofort, was Sache ist: Über einem lebensgroßen Pappaufsteller von Mariusz Jurasik hängt ein Poster von Uwe Gensheimer, darunter steht eine Glasvitrine mit zahlreichen signierten Bällen und Plüschlöwen. Außerdem an der Wand: gerahmte Mannschaftsfotos, Trikots, ein großes Bild von der ersten Meisterfeier 2016. „Das war definitiv einer der schönsten Momente als Löwen-Fan“, sagt Klaus Schnecke, der seit über zehn Jahren mit den Rhein-Neckar Löwen mitreist, mitfiebert, mitweint – und neuerdings auch immer häufiger mitjubelt.

An die erste große Party im Frühsommer 2016 kann sich der glühende Löwen-Anhänger erinnern, als sei es gerade gestern passiert: „Ich wäre natürlich mit nach Nettelstedt zum entscheidenden Spiel gefahren. Weil aber mein Auto in der Werkstatt war, musste ich umplanen. Henning Fritz, mit dem ich damals schon länger befreundet war, holte mich ab und wir sind zusammen ins alte Eisstadion nach Mannheim gefahren. Dort haben wir uns das Spiel beim Public Viewing angeschaut – inklusive Unwetter und Wassereinbruch.“  

Legendärer „Dreierpack“

Henning Fritz, WM-Held von 2007, spielt ohnehin eine besondere Rolle im (Handballer-)Leben von Klaus Schnecke. Unter anderem wegen dessen Verpflichtung im Weltmeister-Jahr entdeckte er die Rhein-Neckar Löwen für sich. Als der Weltklasse-Torhüter als Teil eines legendären „Dreierpacks“ zu den Löwen wechselte, war Klaus Schnecke klar: Hier tut sich etwas, hier werden große Dinge angeschoben – und das mit absolut sympathischen, geerdeten Jungs. Zu denen zählten neben Henning Fritz die Herren Christian Schwarzer und Oliver Roggisch.

Dass letzterer mittlerweile auch in St. Leon-Rot wohnt und Sportlicher Leiter der Rhein-Neckar Löwen ist, beweist, dass Klaus Schnecke schon damals ein gutes Gespür für die Entwicklung des Vereins hatte. Mittlerweile zählt er auch Gedeón Guardiola zu seinem engeren Bekanntenkreis. Gerade einmal 50 Meter von ihm entfernt hat der spanische Abwehrchef der Löwen sein Domizil im Rhein-Neckar-Kreis gefunden. „Zu Gede habe ich von Anfang an einen guten Draht gehabt. Er ist unheimlich nett, hat sehr schnell und gut Deutsch gelernt.“

Richtig kennengelernt hat Schnecke den höflichen Spanier mit dem einnehmenden, breiten Grinsen auf einer gemeinsamen Heimfahrt nach einem „Meet&Greet“ in Heidelberg. Hier, in der „Perle am Neckar“, laufen die beruflichen und handballerischen Fäden im Leben des Klaus Schnecke zusammen. Als Kaufhof-Mitarbeiter setzte sich der heute 62-Jährige ab Mitte der 2000er Jahre dafür ein, eine langfristige Kooperation zwischen der Galeria und den Rhein-Neckar Löwen zu begründen. Heute finden hier regelmäßig Autogrammstunden und Treffen zwischen Fans und Spielern statt – und nicht nur das.

Ein hoffnungsvoller Nachwuchsspieler namens Uwe

An der Fassade der Galeria-Filiale am Heidelberger Bismarckplatz hängt in der Regel ein neun auf zwölf Meter großes Löwen-Banner mit wechselnden Terminen und Motiven. Den ursprünglichen Impuls zur Zusammenarbeit hatte übrigens Werner Hoffmann gegeben, der als damaliger Galeria-Geschäftsführer bereits eine Kooperation mit den Adlern Mannheim sowie 1899 Hoffenheim ins Leben gerufen hatte. „2006 hatten wir dann auch unsere erste Autogrammstunde mit den Löwen. Von der Mannschaft mit dabei war damals Tamás Mocsai – und ein hoffnungsvoller Nachwuchsspieler namens Uwe Gensheimer“, erinnert sich Klaus Schnecke noch gut an sein erstes Aufeinandertreffen mit dem heutigen Weltstar aus Friedrichsfeld.

Dieses und spätere Löwen-Events in der Galeria hat Klaus Schnecke nicht nur in seinem Kopf abgespeichert. Zu jedem einzelnen Termin hat er Bilder, Eigenberichte und Zeitungsabschnitte gesammelt, diese fein säuberlich in einem Aktenordner abgeheftet. Mit Folie – damit nichts geknickt oder sonst wie beschädigt wird. Die stattliche Dicke des Ordners belegt, wie eng und erfolgreich Löwen und Galeria Kaufhof zusammenarbeiten und wie treu und fürsorglich sich Klaus Schnecke um diese Partnerschaft kümmert.

Zum Handball kam der gebürtige Ostwestfale übrigens sehr früh, über den Schulsport. In der 5. Klasse wurde regelmäßig gepasst, geworfen und geblockt, das schnelle, komplexe, athletische Spiel faszinierte den jungen Klaus auf Anhieb. Über die Schule kam er zu seinem ersten Verein, spielte ab der C-Jugend Handball bei den Sportfreunden Sennestadt, einem Stadtteil von Bielefeld. Dabei entfaltete sich ein echtes Talent. Klaus spielte in der Westfalenauswahl, nahm an Lehrgängen teil, ging an der Seite späterer Bundesliga-Profis auf Torejagd – einige davon, so stellte sich später heraus, waren auch gut mit Henning Fritz bekannt. So klein ist die Handball-Welt.

Aus der Mitte in den Süden

Als Schnecke zu den Senioren wechselte, schaffte er es immerhin in die Landesliga. Durch Bundeswehr und Studium, welches ihn schließlich aus der Mitte Deutschlands in den tiefsten Süden nach Freiburg führte, verlor er dann den aktiven Handball-Faden. Über Hamm, Düsseldorf und Dortmund kam er Mitte der 1980er Jahre schließlich nach Heidelberg, seine dortige „Kaufhaus-Karriere“ startete er beim mittlerweile nicht mehr existenten „Horten“. Weil seine Schwester zu dieser Zeit bereits länger an der Heidelberger Uniklinik arbeitete, kannte er die Stadt schon ganz gut: „Nur mit der Sprache habe ich mich ein bisschen schwergetan.“

Eine weitere Heimat, neben Bielefeld und Heidelberg, hat Klaus Schnecke schließlich auch in der SAP Arena in Mannheim gefunden. Seit 2007 verlängert er Jahr für Jahr seine Dauerkarte, seinen Platz hat er sich sehr penibel ausgesucht. „Ich sitze in Block 213, auf der Höhe der gestrichelten Linie vor dem Kreis“, erklärt der Handball-Fan, der neben seiner Leidenschaft für die Rhein-Neckar Löwen noch eine zweite große Passion pflegt.

Es gibt kaum einen Winkel auf der Weltkarte, den Klaus Schnecke nicht aus eigener Anschauung kennt. Seit vielen Jahrzehnten bereist er die Länder dieser Welt, war in den Vereinigten Staaten, in China und Tibet, Hongkong, Indonesien, auf Bali, in Moskau, Kuba, Kasachstan. Unvergessen sind ihm die Bären-Warnungen im Yosemite-Nationalpark (USA) und eine schlaflose Nacht im Wohnmobil sowie die Landebahn eines winzigen Flughafens in der Wüste Usbekistans. Dabei reizt Schnecke sowohl das Landschaftliche, als auch das Kulturelle, interessieren ihn genauso Land wie Leute.

Vom Investoren- zum „Familien-Klub“

Das Auf und Ab in der vergleichsweise kurzen Geschichte der Rhein-Neckar Löwen ist aus der Sicht des Weltenbummlers nicht minder spannend. Vom Großinvestor Jesper Nielsen samt launischem Star-Ensemble zum familiären Klub mit sympathischem Image – diese jüngere Entwicklung begrüßt der bodenständige Westfale in der kurpfälzischen Wahlheimat außerordentlich. Insbesondere mit der aktuellen Saison zeigt er sich sehr zufrieden. „Eigentlich dachte ich ja, dass dies eine Übergangssaison wird. Und jetzt läuft das richtig super. Am meisten überrascht hat mich dabei das Auftreten in Barcelona, rund 24 Stunden nach dem Spiel in Leipzig. Das war schon beeindruckend.“

Wohin es ihn in der laufenden Spielzeit noch verschlägt? Gegen Trips nach Hamburg zum Pokal-Final-Four sowie nach Köln zum Finalturnier der VELUX EHF Champions League hätte er sicherlich nichts einzuwenden. Und eine dritte Meisterfeier mit den Löwen hätte bestimmt auch ihren Reiz. So oder so ist klar: Das Büro von Klaus Schnecke wird auch in den kommenden Wochen, Monaten und Jahren eher voller als leerer werden. Zumal mit Steffen Fäth, Jannik Kohlbacher und Jesper Nielsen – Namensvetter des einstigen Investors – weitere Kandidaten für Trikots, Pappaufsteller und sonstige Erinnerungsstücke im Sommer zum Kader stoßen.