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Weltstars zaubern für Velyky

Mannheim. Der Anlass ist ein trauriger. Oleg Velyky, ehemaliger Kapitän der Rhein-Neckar Löwen, starb am 23. Januar an Krebs. Der Handball-Bundesligist will nun der Familie des genialen Spielmachers helfen. Die Gelbhemden bestreiten am 26. Juli um 19.30 Uhr ein Benefizspiel in der Mannheimer SAP Arena gegen eine Weltauswahl. Der Erlös kommt Velykys Ehefrau Kataryna und seinem Sohn Nikita zugute.

„Froh, seiner Familie zu helfen“

„Für alle Handball-Fans ist diese Begegnung kurz vor Beginn der Ferien eine tolle Möglichkeit, die besten Spieler der Welt live zu sehen“, sagt Löwen-Manager Thorsten Storm: „Ich hoffe, dass diese Partie ein großes Fest wird. Oleg Velyky hat den Handball geliebt, dieser Sport war sein Leben.“

Von Juli 2005 bis Januar 2008 stand der gebürtige Ukrainer, der 2004 die deutsche Staatsbürgerschaft erhielt, beim badischen Bundesligisten unter Vertrag und übernahm dort auch das Kapitänsamt. Die Fans haben seine Tricks und Tore nicht vergessen. Er war vielleicht der beste Individualist, den die Löwen jemals unter Vertrag hatten.

Für die Begegnung der Gelbhemden gegen die Weltauswahl haben zahlreiche ehemalige und aktuelle Spitzenspieler ihr Kommen zugesagt. „Ich musste nicht lange überlegen, ob ich an dieser Partie teilnehme. Mit Oleg habe ich zusammen in der Nationalmannschaft gespielt. Er war nicht nur ein großartiger Sportler, sondern vor allem eine herausragende Persönlichkeit und ein toller Mensch“, sagt Michael Kraus, Weltmeister 2007 und ehemaliger Kapitän der DHB-Auswahl, im Gespräch mit dieser Zeitung: „Ich kann Oleg nur meine allergrößte Anerkennung aussprechen. Er war ein vorbildlicher Kämpfer – auf und neben dem Feld. Wie Oleg seine Krankheit angenommen und sich gegen den Krebs mit aller Macht gewehrt hat, verdient allergrößte Anerkennung. Ich freue mich auf dieses Spiel, weil ich weiß, dass damit seiner Familie geholfen wird.“

Auf der Platte wird in der SAP Arena auch Löwe Oliver Roggisch stehen. Das Abwehr-Ass spielte schon bei TuSEM Essen mit Velyky zusammen, später trafen sie sich bei den Gelbhemden wieder. Im Januar – während der Europameisterschaft in Österreich – ging dem sonst so fröhlich-frechen Roggisch die Todesnachricht spür- und sichtbar nah. „Ich kenne keinen Menschen, der so viel Pech hatte wie Oleg. Aber er hat sich kein einziges Mal beschwert“, sagt der Defensiv-Stratege mit Blick auf die vielen Schicksalsschläge, die der geniale Regisseur hinnehmen musste: Der Krebsdiagnose 2003 folgten zwei Kreuzbandrisse. Auch als die Deutschen die goldene Heim-WM 2007 feierten, saß Velyky wegen einer Fußverletzung nur als stiller Beobachter am Spielfeldrand. 2008 kam der Krebs zurück.

Die vielen Rückschläge verhinderten, dass der ehemalige Löwe mit seinen Fähigkeiten zu einem international noch bekannteren Star wurde. Das Potenzial dafür hatte er. „Oleg war einer der weltbesten Handballer und musste sich nicht hinter Nikola Karabatic verstecken“, drückt Roggisch seine Wertschätzung aus. Die Familie und der Handball bedeuteten dem ehemaligen Löwen-Kapitän alles, mit seiner Krankheit ging er bewusst offen um. „Ich will nicht weglaufen“, sagte der Bundesliga-Profi einmal. Er verlor zu keiner Zeit seinen Optimismus. Und selbst als der Krebs ihn immer mehr schwächte, stand für ihn das Wohlbefinden seiner Familie im Vordergrund. Velyky wollte nie, dass sich seine Frau und sein Sohn Sorgen machen müssen. Die Löwen wissen das – und hoffen deshalb auf viele Zuschauer am 26. Juli in Mannheim.

Von Marc Stevermüer

 30.06.2010