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„Wir brauchen gegen Kiel die Unterstützung unserer Halle“

Hendrik Pekeler im Interview

In Itzehoe geboren, ist Handball Nationalspieler Hendrik Pekeler ein echtes Nordlicht, auch ein Grund dafür, warum Pekeler im Sommer 2018 seine Zelte bei den Rhein-Neckar Löwen abbrechen wird und zurück zum THW Kiel wechseln wird. Am kommenden Donnerstag trifft der Kreisläufer im Rückspiel des Achtelfinale der VELUX EHF Champions League auf seinen zukünftigen Club, nach dem Hinspiel nehmen die Löwen ein Tor Vorsprung mit in die entscheidende Partie. Vor dem Rückspiel spricht Pekeler über die Gründe für seinen Wechsel nach Kiel, die laufenden Champions League Saison der Löwen und natürlich über das kommende Duell mit dem Rekordmeister.

Hendrik, du bist in Itzehoe geboren und in Glückstadt groß geworden. Wie sehr prägen Deiche und Wellen einen kleinen Jungen im Norden?

Hendrik Pekeler: Sehr. Wir hatten direkt einen Deich vor der Haustür und waren immer viel draußen. Dementsprechend ist man auch das nordische Wetter gewohnt. Mein erster Sommer hier in der Kurpfalz war da schon sehr krass, als es 40 Grad hatte und die Luft stand. Das kannte ich so nicht. Aber es gefällt uns mittlerweile sehr gut hier. Vor allem wenn die Sonne scheint, kann man zum Beispiel mehr mit den Hunden raus. Die mögen es auch nicht, wenn es regnet.

Aber trotzdem: Einmal Nordlicht, immer Nordlicht?

Pekeler: Ja, wir vermissen schon etwas das Wasser. Dass man einfach mal an den Strand gehen, mit den Hunden spazieren oder selbst mal in die Wellen kann. Das fehlt schon etwas.

2018 schließt sich der Kreis vorerst, wenn du nach Kiel wechselst, von wo auch deine Freundin Johanna herkommt. Bei dieser Entscheidung dürften also auch eine Menge private Gründe mitgespielt haben.

Pekeler: Ja, absolut. Ich glaube, sportlich nehmen sich die Löwen und Kiel wenig bis gar nichts. Natürlich ist der THW ein Stück weit mehr Traditionsverein, aber ausschlaggebend war der familiäre Punkt. Als sich diese Tür geöffnet hat, wollten wir diese Chance nutzen. Nach meiner Karriere wären wir ohnehin wieder zurück, und es ist nicht immer ganz so leicht, wenn man ein kleines Kind hat und die Eltern nicht vor Ort sind. Das wird sich in Kiel ändern. Johannas Mutter wohnt direkt in Kiel, meine Eltern sind in einer knappen Stunde da. Das macht alles ein Stück weit einfacher.

Zuletzt wurde mit Blick auf deinen Nachfolger am Kreis, Jannik Kohlbacher, viel darüber diskutiert, ob es in Ordnung ist, Spieler, die noch einen Vertrag haben sehr frühzeitig anzusprechen und dann auch gleich zu präsentieren. Dein Wechsel nach Kiel wurde auch eineinhalb Jahre vor Vollzug bekanntgegeben. Sollte das beschränkt werden oder Clubs und Spielern weiter die Möglichkeit zur mittelfristigen Planung gegeben werden?

Pekeler: Ich kann da beide Seiten verstehen. Bei mir war es so, dass nach der EM 2016 sowohl der THW angefragt hat und auch die Löwen die Gespräche über eine Verlängerung aufnehmen wollten. Das war also schon zweieinhalb Jahre vor Vertragsablauf. Die Regularien sind nun einmal so, und die Löwen konnten sich so ja auch rechtzeitig um einen Nachfolger kümmern.

Schwierig wird es für die abgebenden Vereine allerdings, wenn Druck gemacht wird, den Transfer nach dem Motto „Der kommt nächstes Jahr ohnehin“ vorzuziehen . . .

Pekeler: Ja, natürlich. Aber das war in meinen Fall keinesfalls die Intention. Ich gehe davon aus, dass ich hier nächstes Jahr noch spielen werde und so ist auch mein Stand der Dinge.

Dennoch kommt es schon früher als gedacht im Achtelfinale der VELUX EHF Champions League wieder zum Kontakt mit dem THW. Was war dein erster Gedanke, als das innerdeutsche Duell feststand?

Pekeler: Das lag ja nur an uns. Ohne die schwache Schlussphase hätten wir es uns ja fast aussuchen können, gegen wen wir spielen, und ich persönlich hätte lieber gegen Montpellier gespielt, weil ich noch nie auf diese Mannschaft getroffen bin. Aber jetzt haben wir nun mal dieses Los und der Name THW zieht hier in der Region immer. Eine volle SAP Arena kann uns im Rückspiel vielleicht den nötigen Vorteil verschaffen.

Wie siehst du die Ausgangslage gegen den Rekordmeister? Der Auswärtssieg beim THW vor Weihnachten sollte euch Mut machen.

Pekeler: Ja, wir kennen uns sehr gut und wir hatten zuletzt eine positive Bilanz mit dem Heimsieg in der vergangenen Saison und dem Erfolg vor Weihnachten. Wir haben bewiesen, dass wir Kiel besiegen können und spätestens zu Hause sollten wir dann zuschlagen.

Der THW hat eine bescheidene Vorrunde in der Königsklasse mit sieben Niederlagen hingelegt. Diese Schwankungen haben viele überrascht. Dich auch?

Pekeler: Man muss natürlich auch sehen, mit welchen Gegnern es Kiel in der Vorrunde zu tun hatte. Wir hätten da vielleicht auch nicht mehr Spiele gewonnen. Nicht eingeplant war sicherlich die Heimniederlage gegen Silkeborg, aber selbst die Klatsche in Paris darf man nicht überbewerten, da es um nichts mehr ging und der THW auch einige Verletzte hatte. Dieses Ergebnis ist vielleicht gar nicht mal so gut für uns, weil Kiel im Achtelfinale sicher zeigen will, dass sie es besser können.

Kiel scheint sich auch aus dem Titelrennen in der Bundesliga verabschiedet zu haben. Macht das die Zebras in K.o.-Spielen wie jetzt doppelt gefährlich, weil sie da alles reinwerfen müssen?

Pekeler: Ja, in der Meisterschaft haben sie wahrscheinlich keine Chance mehr, aber das bedeutet natürlich auch jede Menge Druck, weil für den THW mit der Champions League und dem DHB-Pokal nur noch zwei Optionen da sind, während wir noch in allen drei Wettbewerben gute Karten haben.

Ihr hättet das Bundesliga-Duell mit einem besseren Endspurt allerdings vermeiden können. Wie fällt deine Bilanz nach der Gruppenphase aus?

Pekeler: Da war viel Gutes, aber auch viele Sachen die nicht gut gelaufen sind. So konnte man zwei Siege gegen Kielce nicht erwarten, und auch in Skopje gewinnen nicht viele Mannschaften, aber bei unseren Heimspielen in Frankfurt haben wir unsere Leistung einfach nicht auf die Platte gebracht. Wir haben zwar bis auf das Spiel gegen Skopje dort alles gewonnen, aber die Art und Weise war nicht Champions-League-würdig. Leider sind wir aufgrund der Niederlagen in Brest, Celje und zuhause gegen Szeged nur Vierter geworden, obwohl wir mehr investiert haben als im Vorjahr

Nach dem Hinspiel in Kiel nehmt ihr einen Vorsprung von einem Tor mit ins Rückspiel am kommenden Donnerstag in der SAP Arena. Wie siehst du die Chancen, die Qualifikation für das Viertelfinale gegen den FC Barcelona zu schaffen?

Pekeler: Wir haben erst Halbzeit und müssen in der SAP Arena mit unseren Zuschauern noch einmal alles geben, damit wir den Sprung ins Viertelfinale schaffen. Der THW kann auch in Mannheim gewinnen. Es wird noch einmal ein richtiges schweres Spiel. Ich hoffe auf viele Zuschauer am Donnerstag, wir brauchen gegen Kiel die Unterstützung unserer Halle.

Ihr habt nach den Champions-League-Achtelfinale ebenfalls die Chance, beim Final-Four in Hamburg im zehnten Anlauf endlich den Pokal zu holen. Was muss – außer zwei Siegen – passieren, damit es klappt?

Pekeler: Einfach mal Flensburg aus dem Kopf bekommen und unseren Stiefel runterspielen.

Danach geht es in den Bundesliga-Endspurt, mit den Löwen als erstem Verfolger der SG Flensburg-Handewitt. Da ist noch alles drin, oder?

Pekeler: Flensburg hat durch den Punktverlust in Magdeburg in der vergangenen Woche nur noch einen Punkt Vorsprung, sofern wir alle unsere Partien gewinnen. Beide Teams haben aber auf jeden Fall noch viele schwere Spiele. Wir sind auf jeden Fall in Lauerstellung.

Nach EM-Titel, Meisterschaft und Olympia-Bronze lässt sich dein persönliches Erfolgsjahr 2016 kaum toppen – oder wie sähe deine Traum-Bilanz für 2017 aus?

Pekeler: Ich wäre schon froh, wenn ich mit den Löwen einen Titel holen kann. Welcher ist mir eigentlich egal, damit wäre ich schon zufrieden.

Tickets für das Champions League-Achtelfinale am Donnerstag, 30.3. um 19 Uhr gegen den THW Kiel in der SAP Arena sind noch online, telefonisch unter 0621 18190333 und an allen bekannten Vorverkaufsstellen erhältlich.