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„Wir müssen gegen Pick Szeged vorlegen“

Löwen treffen am Freitag auf den Europapokalsieger

Die Topspielwochen der Rhein-Neckar Löwen gehen weiter. Mit dem Hinspiel im Achtelfinale der VELUX EHF Champions League gegen MOL-Pick Szeged kommt am kommenden Freitag der amtierende EHF-Cup-Sieger in die SAP Arena. Dabei ist der ungarische Vizemeister in der eigenen Liga eine Klasse für sich. Um dauerhaft aber gegen den Dominator der ungarischen Division 1 bestehen zu können, reicht es dagegen (noch) nicht. Pick Szeged, der ewige Zweite hinter MKB-MVM Veszprem, hat es zu Hause im Land der Magyaren wahrlich nicht einfach.

Nicht zuletzt deshalb hat der Gegner der Rhein-Neckar Löwen im Achtelfinale der VELUX EHF Champions League sein Augenmerk inzwischen auch auf die europäischen Wettbewerbe gelegt – und das mit Erfolg. In die SAP Arena kommt am Freitag kein Geringerer als der amtierende EHF-Cup-Sieger. Bevor es im vergangenen Frühsommer soweit war und Szeged im Final Four von Berlin zunächst die gastgebenden Füchse aus dem Rennen warf, um dann im Finale auch gegen Montpellier HB zu siegen, stand allerdings erst einmal eine Enttäuschung. Schließlich ist die Königsklasse der Anspruch des zweifachen ungarischen Meisters, doch für die Saison 2013/2014 verpasste Szeged nach einer Niederlage im Qualifikationsspiel gegen Metalurg Skopje den Einzug in die Champions League und musste sich mit den Auftritten im EHF-Cup begnügen. Die Klasse im Kader der Ungarn setzte sich aber letztlich durch. In Berlin beendete Szeged das Titel-Abo deutscher Teams im EHF-Cup. Erstmals seit 2004 stemmte ein Klub den Pokal in die Höhe, der nicht aus der Bundesliga kam. Es war zugleich der erste internationale Titel für Szeged.

Vor der aktuellen Saison kehrte der von einer international agierenden Wurstwarenfabrik unterstützte ungarische Vizemeister allerdings wieder in den Kreis der besten Teams Europas zurück und maß sich in Gruppe D mit KS Vive Kielce, Dunkerque HB, Aalborg, Zaporozhye und den Kadetten Schaffhausen. „Diese Gruppe ist sehr ausgeglichen. Ich glaube, wir könnten hier für eine Überraschung sorgen“, meinte Manager Nandor Szögi vor der Saison mit Blick auf die Gegner und sollte Recht behalten. Pick Szeged zog zwar gegen den späteren Gruppensieger Kielce zweimal den Kürzeren und gab im letzten Gruppenspiel gegen Aalborg nochmals einen Punkt ab, doch sonst ging der ungarische Vizemeister jeweils als Gewinner vom Parkett und sicherte sich ungefährdet den zweiten Platz hinter dem polnischen Meister. Damit genießt Szeged gegen die Löwen den Vorteil, das Rückspiel in der heimischen Stadtsporthalle (Városi Sportcsarnok) austragen zu können, die nur 3200 Zuschauer fasst und sich im Rückspiel am 22. März zu einem Hexenkessel verwandeln wird.

Im Vergleich zu den möglichen anderen Gegnern Paris St. Germain um Superstar Mikkel Hansen oder den dänischen Meister KIF Kolding- Kopenhagen erscheint Pick Szeged vom Papier her sicher als die dankbarste Aufgabe für die Rhein-Neckar Löwen, doch blenden lassen will sich der deutsche Vizemeister davon nicht. „Szeged ist ein unangenehmer Gegner, der sich in einer sehr ausgeglichenen Gruppe D hinter Kielce souverän Platz zwei gesichert hat. Wir müssen unheimlich aufpassen“, warnt Löwen-Trainer Nikolaj Jacobsen vor den Ungarn, die ihren Kader in diesem Jahr nochmals mächtig aufgerüstet haben. So lotste der spanische Trainer Juan Carlos Pastor mit Torwart Jose Manuel Sierra und Spielmacher Antonio Garcia zwei weitere Landsleute von Paris an die ungarisch-serbische Grenze. Außerdem geht der slowenische Nationalspieler Dean Bombac seit dieser Saison ebenso auf Torejagd für Pick Szeged wie Rechtsaußen Rajko Prodanovic, der noch in der vergangenen Saison als Ersatzmann für Patrick Groetzki das Löwen-Trikot trug. Und dann wäre da schließlich noch Gabor Anscin, der ebenfalls schon für die Badener am Ball war. 2009 verpflichteten die Gelbhemden den damals 18-Jährigen, der in Deutschland jedoch nicht die erhoffte Entwicklung nahm und nach einem Abstecher zur TSG Friesenheim nach Szeged wechselte. Dort reifte der Linkshänder mittlerweile zu einem gestandenen Nationalspieler und bildet im rechten Rückraum ein torgefährliches Duo mit Zolt Balogh. Zudem kann Szeged auf die internationale Erfahrung des schwedischen Linksaußen Jonas Källmann bauen, der sich bereits in der spanischen Liga Asobal einen klingenden Namen gemacht hat und zu den besten Spielern der Welt auf seiner Position gehört. Schon nach drei Gruppenspielen war dann auch schnell abzusehen, dass sich die Ungarn höhere Ziele als nur das Überstehen der Gruppenphase setzen konnten. „Zunächst steht das Weiterkommen im Vordergrund, aber wenn es uns gelingt, das auf einer guten Position zu schaffen, ist vieles möglich“, ist der Hunger von Pick Szeged laut Manager Szögi noch lange nicht gestillt.

Die Ungarn liebäugeln also mit einem Überraschungscoup gegen die Rhein-Neckar Löwen und schieben dabei den Badenern die Favoritenrolle zu. Sollte Szeged scheitern, geht in der nationalen Liga eben wieder die Jagd auf Veszprem weiter. Ziel ist es auf jeden Fall, die Lücke zum Primus vom Plattensee weiter zu schließen. „Natürlich würden wir gerne auch mal einen ungarischen Titel gewinnen“, sagt Manager Szögi. „Aber Veszprem ist eben Veszprem. Um wirklich mal an ihnen vorbeizukommen, müssen wir sie überraschen“, beschreibt der Manager bei Pick Szeged die Taktik Richtung, die in der bisherigen Champions-League-Saison ganz gut aufgegangen ist. Die Löwen sollten also tatsächlich gewarnt sein. „Wir wollen mit einer guten Leistung uns einen Vorsprung für das Rückspiel in Ungarn erspielen“, hofft Löwen-Trainer Nikolaj Jacobsen unterdessen auf den nächsten Sieg seiner Mannschaft in der SAP Arena. Und der Däne appelliert gleichzeitig an die Anhänger der Löwen. „Wie uns unsere Fans in den letzten beiden Heimspielen gegen Flensburg und im Pokal gegen Kiel unterstützt haben, das war fantastisch. Die Aufgabe gegen Szeged wird allerdings nicht einfacher, deswegen zähle ich erneut auf unsere Anhänger, mit ihrer Hilfe wollen wir ein gutes Ergebnis für das Rückspiel in Ungarn vorlegen“

Anwurf zum Hinspiel im Achtelfinale der VELUX EHF Champions League gegen MOL-Pick Szeged ist am kommenden Freitag um 19 Uhr in der SAP Arena. Die Partie ist ein reines Unterrangspiel. Eintrittskarten gibt es noch an der Abendkasse.