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Zweiter Anzug bereitet Sorgen

Die Kulisse war schwach, die Leistung stimmte über weite Strecken – und deshalb blieben die Punkte auch in Mannheim. Die Rhein-Neckar Löwen setzten in der Handball-Bundesliga beim ungefährdeten 29:22 (17:10)-Sieg über HBW Balingen-Weilstetten teilweise Glanzpunkte, erlaubten sich zu Beginn und am Ende der Partie aber auch Schwächephasen. „Wir haben gegen einen unangenehmen Gegner gewonnen und gut in der Abwehr gespielt. In der vergangenen Saison haben wir viel zu viele Treffer kassiert, das ist uns jetzt weder gegen Großwallstadt noch gegen Balingen passiert. In diesem Bereich haben wir uns gesteigert“, stellte Trainer Gudmundur Gudmundsson die Defensivarbeit heraus.

Geschäftsführer Thorsten Storm machte dagegen deutlich, dass er sich in Zukunft vor allem mehr Impulse von den Spielern aus der zweiten Reihe wünscht: „Wir machen zu viele Fehler, der zweite Anzug passt nicht. Es kann sich nicht einer aufs Feld stellen und fünf technische Fehler nacheinander produzieren“, kritisierte der Manager: „Wir haben Vollgas gegeben und schnell gespielt, aber wenn wir wechseln, kommen wir in Schwierigkeiten. Unser Kader ist dünn, da müssen sich einige individuell steigern. Dann haben wir auch gegen den HSV Hamburg eine Sieg-Chance.“

Im Duell mit dem Meister am Mittwoch (19 Uhr) hofft Storm auf eine größere Kulisse als gestern: „Am Samstag war zwar viel los in Mannheim, aber diese Zuschauerzahl ist natürlich enttäuschend. Vielleicht sind die Fans noch nicht im Ligaalltag angekommen. Wir verschenken aber fraglos bares Geld. Wenn fünf Mal nur 4000 Zuschauer kommen, dann sagen die Verantwortlichen der SAP Arena, dass sich das nicht rentiert. „

20 Minuten brauchten die Löwen gegen Balingen, um in Schwung zu kommen. Aus einem 7:8-Rückstand (17.) machten die Badener mit acht Treffern in Serie ein 15:8 (28.). Der Abstiegskandidat versuchte, mit einem siebten Feldspieler zum Erfolg zu kommen, doch das ging schief. Nach einem Ballverlust musste Mittelmann Benjamin Herth zwischen die Pfosten eilen, Róbert Gunnarsson vollstreckte eiskalt gegen den „Aushilfstorwart“.

„Die Löwen waren auf unseren siebten Feldspieler perfekt eingestellt. So gut hat das noch nie eine Mannschaft gegen uns gemacht“, sagte HBW-Trainer Rolf Brack. 17:10 führte die Gudmundsson-Sieben zur Pause, nach dem Seitenwechsel erhöhten die Löwen auf 25:15 (47.) Doch dann ließen sie die Zügel schleifen, was den Trainer ärgerte. „In der Schlussphase haben wir nachgelassen. Darüber bin ich enttäuscht“, monierte Gudmundsson. Immerhin zeigte sich in Krzysztof Lijewski gleich einer der Führungsspieler selbstkritisch: „In den letzten zehn Minuten haben wir zu viele leichte Fehler gemacht, damit können wir nicht zufrieden sein. Wir müssen uns mehr konzentrieren.“

Löwen: Fritz, Stojanovic (n.e.) – Gensheimer (6/1), Gunnarsson (4), Groetzki (4) – Sesum (5), Schmid, Lijewski (4) – Roggisch (1), Bielecki (2), Müller (1), Lund (1), Ruß (1).

Von Marc Stevermüer