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20:31 gespielt – Eine Lehrstunde für die Rhein-Neckar Löwen (RNZ)

Der Tabellenführer wurde vom THW Kiel entzaubert – Patrick Groetzki musste mit Schmerzen vom Feld

„Ein Sieg in Kiel wäre ein großer Schritt in Richtung Titelgewinn.“ Nikolaj Jacobsen grinste, als er das am Montag sagte. Da stand der Trainer der Rhein-Neckar Löwen der RNZ Rede und Antwort. Voller Vorfreude war er da.

Gestern Abend, unmittelbar nach der Schlusssirene, sprach der Däne wieder. Und da grinste er nicht mehr. Was am Ergebnis lag: Kurz zuvor hatten seine Löwen eine heftige 20:31 (9:12)-Klatsche im Topspiel der Handball-Bundesliga beim THW Kiel kassiert. Die macht sich auch in der Tabelle bemerkbar: Nun beträgt der Vorsprung des badischen Spitzenreiters nur noch zwei Punkte. Aus dem erhofften großen Schritt zum Titel wurde also ein Rückschritt. Dementsprechend geknickt war Jacobsen. Sein Fazit: „Das war heute eine Lehrstunde für uns. Der THW hat uns von der ersten Minute aggressiv angegangen. Sie waren klar besser.“

Los ging es hektisch. 10 285 Zuschauer entfachten in der ausverkauften Sparkassen-Arena einen Höllenlärm. Die Löwen ließen sich davon zunächst nicht beeindrucken: Spielmacher Andy Schmid erzielte in Unterzahl die 2:1-Führung (5.). Es entwickelte sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Vor allem an der Abwehr der Kieler bissen sich die Löwen die Zähne aus. Was sie auch versuchten, sie kamen meistens nicht durch. Und wenn sich dann doch mal eine Gelegenheit bot, war da auch noch Niklas Landin. Der Ex-Löwe krallte sich einige Würfe. In Zahlen: Nach 15 Minuten stand es 7:5. Für die „Zebras“, gegen die Löwen.

Kurz darauf hatte Nikolaj Jacobsen dann erst mal genug gesehen. Er versammelte seine Jungs zur Auszeit, sprach Klartext. Mit hochrotem Kopf tat er das. Seinem Torhüter konnte er keinen Vorwurf machen: Mikael Appelgren war der beste Löwe auf dem Platz. Verhindern konnte der Schwede den THW-Lauf aber auch nicht. Zehn Minuten vor der Pause führten die Nordlichter mit 9:5. Schlimmes deutete sich an. Doch die Löwen fingen sich, kämpften sich wieder auf 9:11 heran.

Dann die Schrecksekunde: Patrick Groetzki stürzte und musste kurz vor der Pause mit schmerzverzerrtem Gesicht zur Bank geführt werden, wo ihm ein Verband angelegt wurde.

Aus der Kabine kam er ohne Trikot wieder zurück, humpelnd und mit hängenden Schultern. Verpasst da nach Kapitän Uwe Gensheimer, der in Kiel von der Bank aus anfeuerte, etwa der nächste Löwe die Handball-EM im Januar? Gut möglich, es ist die Wade. Eine erste genaue Diagnose wird es heute geben. Vieles deutet auf einen Muskelfaserriss hin.

Wie auch immer: Vom Groetzki-Schock erholten sich die Gäste nicht mehr. Die Heim-Sieben spielte sich nun in einen Rausch, zog Tor um Tor davon. Beim 17:11 (39.) war eigentlich bereits die Vorentscheidung gefallen. Auch weil Landin immer stärker wurde. Der THW-Hexer glich einer Wand, massiv und schier unüberwindbar. Der Hauptgrund war für Gensheimer aber ein anderer: „Wir haben keine Mittel gegen die sehr defensive Deckung des Gegners gefunden“, sagte er, während die Kieler Fans im Hintergrund einen Gassenhauer anstimmten: „Deutscher Meister wird nur der THW“, schallte es von den Rängen – mal abwarten…

Weiter geht es für die Löwen bereits am Samstag. Am zweiten Weihnachtsfeiertag gastiert der SC Magdeburg um 17.15 Uhr in der SAP Arena. Ein Gegner, den die Löwen sicher nicht im Vorbeigehen erlegen werden. Neben Gensheimer und Groetzki droht auch Alexander Petersson auszufallen. Der Isländer bekam einen Schlag gegen den Kopf. Jacobsen: „Danach hat er kaum noch etwas gesehen.“

Von Daniel Hund