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28:26 Löwen siegen im Weltrekordspiel

44189 Zuschauer sorgen für Rekordkulisse in der Commerzbank Arena

Es war ein Spiel, das den Beteiligten wohl noch sehr lange in Erinnerung bleiben wird. Vor allem natürlich den Rhein-Neckar Löwen. Die Badener haben im sogenannten Weltrekordspiel im Rahmen des goldgas Tag des Handballs in der Frankfurter Commerzbank-Arena nach starker erster Halbzeit und durchwachsenem zweiten Durchgang mit 28:26 (17:8) gegen den HSV Hamburg gewonnen, damit den 21. Bundesligasieg in diesem Jahr in Folge gefeiert und ihre Tabellenführung mit 8:0 Punkten verteidigt. Ganz nebenbei war es auch der 25. Bundesligaheimsieg in Serie für die Gelbhemden.

„Wir sind froh über die zwei Punkte, haben eine klasse erste Halbzeit gespielt. Wir hatten uns aber eigentlich vorgenommen, den Sack dann nach dem Wechsel schnell zuzumachen, den HSV nicht mehr ins Spiel kommen zu lassen. Uns hat dann allerdings die Aggressivität in der Abwehr gefehlt, wir sind nicht mehr den letzten Schritt zum Nebenmann gegangen“, sagte Löwen-Rechtaußen Patrick Groetzki: „Da müssen wir weiter an uns arbeiten, im vierten Saisonspiel war jetzt das dritte Mal nur eine Halbzeit gut“, so der Nationalspieler selbstkritisch. HSV-Spieler Hans Lindberg meinte nach der Partie: „Unsere erste Hälfte war nicht so wie wir uns präsentieren wollten. Wir waren zu ideenlos im Angriff. Eine gute Halbzeit reicht eben nicht.“

Ein fast volles Fußballstadion, in dem normalerweise Bundesligist Eintracht Frankfurt drei Punkten hinterherjagt, nur das auf dem Rasen eben ein Handballfeld ausgelegt war. Spieler, die einen der größten Tage ihrer bisherigen Karriere erlebten. Und 44189 begeisterte Zuschauer, womit ein neuer Weltrekord aufgestellt wurde – der alte lag bei 36.651 Besuchern (AG Kopenhagen gegen Bjerringbro-Silkeborg in der dänischen Liga im Jahr 2011) – dass alles steckte in dieser Partie, in der Löwen-Rückraumakteur Alexander Petersson die Ehre hatte, das erste Tor des Spiels zu erzielen – und damit die Löwen in Führung zu werfen. Und es ging gut weiter für die Gastgeber, denn nach sechs Minuten führten diese bereits mit 4:1. Zweimal waren die Badener dabei nach Paraden von Torhüter Niklas Landin per Tempogegenstoß von Patrick Groetzki und Petersson erfolgreich, zudem traf Kim Ekdahl Du Rietz. Die Löwen standen von Beginn an so sicher in der Abwehr wie zuletzt gegen den HC Erlangen (35:18) und schenkten dem HSV Hamburg keine leichten Tore. Beim Stande von 6:3 nach elf Spielminuten legte Gäste-Trainer Christian Gaudin erstmals die grüne Karte für eine Auszeit.

Doch das störte die Hausherren überhaupt nicht, die schossen weiter munter gegen eine recht defensiv agierende Hamburger Deckung aus dem Rückraum ihre Tore. Du Rietz, Stefan Kneer, der kurz darauf nach einem Zusammenprall kurz auf die Auswechselbank musste und dann bis zur Pause mit einem Kopfverband zurück auf das Spielfeld kam, sowie Petersson erhöhten bis auf 9:4. Der Isländer legte dann sogar per Gegenstoß zum 10:4 nach. Da hatte der HSV längst den Torhüter gewechselt, Nationaltorwart Johannes Bitter, für den Max-Henri Herrmann kam, stand klar im Schatten seines Gegenübers Landin.

Danach bekam das Angriffsspiel der Löwen, das bis zu diesem Zeitpunkt quasi fehlerlos verlief, einen Durchhänger. Aber nur einen kurzen. Das konnten die Gäste aber nicht wirklich nutzen, da sie unter anderem einen Siebenmeter vergaben, Jansen traf nur die Latte, die Badener konnten so ihren Sechs-Tore-Vorsprung halten – und durch Bjarte Myrhol anschließend sogar in Überzahl auf 13:6 ausbauen (23.).

Was folgte war eine klasse Schlussphase der ersten Hälfte seitens der Löwen. Die Abwehr stand wie eine Wand, dem HSV gelang zwischen der 23. und der 29. Spielminute kein Treffer, die Gelbhemden konnten sich so von 13:7 durch Tore von Andy Schmid, Mads Mensah und erneut Myrhol bis auf 16:7 absetzen. Den letzten Treffer zum 17:8 erzielte dann Petersson, danach blockte Kneer einen Wurfversuch von Richard Hanisch. Die Löwen hatten bis zur Pause so gerade einmal acht Gegentreffer zugelassen.

Der Start in den zweiten Durchgang misslang den Badenern dann aber gründlich. Nach fünf Minuten und nur einem Löwen-Treffer von Petersson hatte der HSV bis auf 12:18 aus eigener Sicht verkürzt, Trainer Nikolaj Jacobsen nahm die ersten Auszeit, um seine Jungs neu einzustimmen und wachzurütteln. Doch es wurde nicht besser. Die Souveränität und der Biss in der Abwehr hatte der Tabellenführer in der Kabine gelassen, kassierten die Löwen in den ersten zwölf Minuten der zweiten Halbzeit schon acht Gegentreffer – und damit genauso viel wie in der gesamten ersten Hälfte. Und da im Angriff nicht wirklich viel zusammenlief – und die Löwen zudem zweimal in Unterzahl nach Zeitstrafen gegen Kneer und Petersson spielen mussten -, war der HSV nach 42 Minuten beim 20:16 bis auf vier Treffer herangekommen. Der schon sicher geglaubte Sieg geriet plötzlich ins Wanken.

Die Löwen mussten nun um jeden Treffer kämpfen, Gedeon Guardiola fing den Abpraller nach Gensheimers Fehlwurf und traf zum 21:16, Petersson traf mit Wucht aus dem Rückraum zum 22:17,  und erhöhte ebenfalls per Gegenstoß zum 23:17 (46.) – da hatten die Löwen die Partie dank des Zwischenspurts wieder unter Kontrolle. Sie verpassten es aber, sich deutlicher abzusetzten. Die Chancen waren da, doch Gensheimer scheiterte per Siebenmeter, anschließend Petersson aus dem Rückraum.

Der Sieg geriet trotzdem nicht mehr in Gefahr, es wurde allerdings in den letzten Sekunden der Partie noch mal eng. Die Hamburger kamen bis zum Schlusspfiff nämlich noch bis auf zwei Treffer heran, auch wenn das Spiel spätestens nach dem 28:23 durch Myrhol (57.) entschieden war, die „Laola-Welle“ durchs Stadion schwappte und die Löwen-Fans bereits den historischen Erfolg feierten.

Rhein-Neckar Löwen – HSV Hamburg 28:26 (17:8)

Rhein-Neckar Löwen: Landin, Rutschmann (ab 55.) –  Schmid (3), Gensheimer (4/3), Kneer (1), Suton, Myrhol (5), Larsen (1), Groetzki (3), Reinkind, Guardiola (1), Petersson (8), Ekdahl Du Rietz (2), Sigurmannsson

HSV Hamburg: Bitter, Herrmann (16. – 30. und ab 48.) – Schmidt, Schröder (2), Simicu, Jansen (3), Flohr (1), Toft Hansen (2), Lindberg (5/2), Hanisch (5), Mahé (5), Dominikovic, Hens (1), Pfahl (2)

Trainer: Nikolaj Jacobsen – Christian Gaudin.

Schiedsrichter: Holger Fleisch / Jürgen Rieber

Zuschauer: 44189

Strafminuten: 6 – 6

Siebenmeter: 5/3 – 3/2

Jansen an die Latte

Gensheimer scheitert an Herrmann

Gensheimer scheitert an Bitter

Zeitstrafen: Kneer (2), Petersson (2), Reinkind (2) – Simicu (2), Toft Hansen (2), Hanisch (2)

Spielfilm:  4:1 (6.), 10:4 (16.), 15:7 (25.), 17:8 (HZ), 18:12 (35.),  20:16 (42.), 23:17 (48.), 27:22 (55.), 28:26 (EN).

Beste Spieler: Myrhol, Petersson – Hanisch.