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„Ich bin stolz, ein Teil der Löwen zu sein“

Sławomir Szmal vor dem Topspiel gegen den HSV am Dienstag im Interview

Sechs Jahre stand Sławomir Szmal, den alle nur „Kasa“ nennen, im Tor der Rhein-Neckar Löwen und war immer ein großer Rückhalt für das Team der Badener. Im Sommer verlässt der Pole den Klub und kehrt in seine Heimat zu KS Kielce zurück. Bei den Löwen wird er eine große Lücke hinterlassen, weil er nicht nur sportlich, sondern auch als Mensch eine Bereicherung für die Löwen war. Im Interview blickt er auf die spannenden sechs Jahre zurück und verrät, wie er über seinen Abschied denkt. Der Stolz, ein Teil des Klubs gewesen zu sein, ist dabei nicht zu überhören. Doch Szmal denkt auch noch an die anstehende Aufgabe gegen den HSV Hamburg (Dienstag, 19:15 Uhr, SAP ARENA) und will in den restlichen Partien in der Liga unbedingt in der SAP ARENA ungeschlagen bleiben.

Hallo Sławomir, mit den Heimspiel gegen den HSV Hamburg geht es in der Bundesliga für die Löwen weiter. Mit welchen Erwartungen gehst Du in die Partien?

Im Grunde geht es einfach darum, dass wir weiterhin zeigen, dass in dieser Saison keiner in der Bundesliga in unserer SAP ARENA gewinnen kann. Die Halle muss unsere Festung bleiben und für unseren Kontrahenten ein heißer Kessel. Das gilt auch für das Spiel gegen Hamburg.

Mit dem HSV stellt sich der kommende deutsche Meister vor, oder?

Ja, Hamburg wird den Titel holen und wir haben ihnen dabei geholfen, weil wir zwei Mal gegen Kiel gewonnen haben. Wir können im direkten Duell mit dem HSV beweisen, dass wir sie auch schlagen können und genauso stark sind.

Im Hinspiel haben die Löwen knapp mit 32:33 in Hamburg verloren, ist da noch eine Rechnung offen?

Wir wollen dieses Spiel vergessen machen, weil wir es so unglücklich verloren haben. Wir waren über eine weite Strecke die bessere Mannschaft, lagen kurz vor Schluss noch in Führung und haben trotzdem verloren. Das war extrem ärgerlich, weil wir die Riesenmöglichkeit hatten, beim HSV zu gewinnen.

Ist der HSV ein würdiger Meister?

Ja, denn sie haben die Konstanz gezeigt, die man braucht, um ganz oben zu landen. Und der HSV wird auch Meister, wenn sie die Partie bei uns verlieren, das steht fest. Mein Favorit vor der Saison war eigentlich der THW Kiel, aber er hat gegen uns vier Punkte verloren und die fehlen ihm eben jetzt zur Spitze.

Wie beurteilst Du das Abschneiden der Löwen in der Liga?

Wir müssen uns eigentlich ärgern, denn wenn ich mir überlege, dass wir – ich wiederhole mich – vier Punkte gegen Kiel geholt haben und dann in der Tabelle auf Rang drei stehen, ist das zu wenig. Wir hatten die Chance, noch weiter nach oben zu schauen, doch einige unnötige Punktverluste haben uns diese Möglichkeit geraubt. Das ist schade.

Welches Ziel verfolgst Du mit den Löwen jetzt noch in der Liga?

Wir müssen uns darauf konzentrieren, Rang drei zu halten. Der zweite Platz wäre ein schöner Erfolg, aber bei unserem schweren Restprogramm mit Auswärtsspielen in Gummersbach und Lemgo sollten wir realistisch bleiben und zunächst einmal die direkte Qualifikation für die Champions League absichern.

Langsam neigt sich Deine Zeit bei den Löwen dem Ende. Ist der Umzug nach Polen schon geplant?

Nein, damit habe ich mich noch nicht beschäftigt, denn wir haben im Augenblick so viele Spiele, dass dafür gar keine Zeit ist. Ich werde mich darum in der Sommerpause kümmern, dann werden wir uns eine Wohnung in Kielce suchen, irgendwann wollen wir uns ein Häuschen bauen, mal sehen.

Denkst Du bereits an den Abschied von den Löwen?

Ich weiß, dass diese Episode in meinem Leben bald zu Ende geht. Für meine Familie wird sich auch viel ändern, mein Sohn Filip ist im Moment etwas traurig, weil er hier viele Freunde hat, die er verlassen muss. Auch für meine Frau ist es nicht so leicht, aber wir haben die Entscheidung irgendwann gemeinsam getroffen. Und Filip wird in Kielce sicher auch viele Freunde finden und außerdem werden wir den Kontakt zu den tollen Menschen hier weiterhin pflegen.

Fühlst Du etwas Wehmut, wenn Du daran denkst, dass Du die Löwen bald verlässt?

Ja, natürlich tue ich das. Ich hatte hier sechs tolle Jahre als Handballer und werde mich immer positiv daran zurückerinnern, welche Entwicklung als Sportler ich hier gemacht habe. Es ist schade, dass der Abschied so schnell kommt, es wird ganz bestimmt schwer, mich von der Mannschaft zu verabschieden. Ganz sicher ist, dass ich mindestens ein weinendes Auge habe, ansonsten lasse ich das einfach auf mich zukommen, ich kann die Emotionen ohnehin nicht steuern.

Was waren die schönsten Momente in den sechs Jahren bei den Löwen?

Wenn man zurückdenkt, sind das immer die Erfolge. Wir haben schöne Siege gefeiert und uns als Mannschaft und Verein immer weiterentwickelt. Für mich persönlich verbinde ich die Zeit bei den Löwen natürlich mit der Wahl zum Welthandballer 2009, was ohne den Klub nicht möglich gewesen wäre. Tolle Momente waren auch die Teilnahmen am Final Four in Hamburg. Und ich glaube daran, dass es für mich einen tollen Abschluss gibt, wenn wir dieses Mal den Pokal mit nach Hause bringen.

Du hast Spuren in der Geschichte des Klubs hinterlassen. Bist Du stolz darauf?

Ich war und bin ein Teil der Rhein-Neckar Löwen und darauf bin ich natürlich auch stolz. Seit der Geburt des Namens „Rhein-Neckar Löwen“ war ich dabei, was sonst nur noch Uwe Gensheimer sagen kann. Ich bin froh, dass ich die Entwicklung des Klubs mitgestalten konnte und so ein Teil von ihm wurde. Eines ist sicher: Ich werde den Verein weiterhin beobachten und wünsche mir, dass er seine Ziele erreicht.

Was hat Dich bei den Löwen besonders beeindruckt?

Die Geschwindigkeit, mit der sich der Verein weiterentwickelt. Ich kann mich noch gut erinnern, als ich 2005 hierher kam – an die Bedingungen damals. Der Unterschied zu heute ist enorm. Beeindruckend war auch, wie harmonisch die Mannschaften über all die Jahre waren. Es war und ist sehr schön, für die Löwen zu spielen, auch wenn hier manchmal mehr Unruhe als anderswo herrscht.