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Von wegen „Stille Nacht“ (MM)

Mannheim. Die Punkte hatten die Rhein-Neckar Löwen nach dem 30:26 gegen den Aufsteiger TV Hüttenberg auf der Habenseite, doch nach dem letzten Heimspiel des Jahres wollte sich die besinnliche Vorweihnachtsstimmung nicht so recht einstellen. Erst dröhnte es nach dem Abpfiff in der Kabine der Löwen in ungewohnter Lautstärke, dann rauschte Trainer Gudmundur Gudmundsson erst einmal in Richtung Eishockey-Nebenhalle zum Abkühlen – von wegen „Stille Nacht“.

Vor allem die plötzliche Leistungsverweigerung einiger seiner Spieler nach dem verheißungsvollen 22:13-Zwischenstand (36.) brachte den kleinen isländischen Vulkan zum Brodeln. Gegen die sichtlich limitierten Mittelhessen musste beim 26:24 (54.) sogar noch um die bereits erlegte Beute gezittert werden. Ein Gegner mit mehr Qualität hätte das wohl ausgenutzt. „Wir haben alles falsch gemacht, was man falsch machen kann. Das war total unnötig und vor allem die Art und Weise, wie wir diesen klaren Vorsprung weggeben haben, ist enttäuschend“, wird den Coach diese Partie wohl auch noch an seinem heutigen 51. Geburtstag beschäftigen. „Ich freue mich über die Punkte – über mehr aber auch nicht“, verabschiedete sich Gudmundsson in die Feiertage.

Und die bergen am Montag (17.30 Uhr) beim Bergischen HC noch eine üble Stolperfalle. „Wenn wir uns dort so wie in der zweiten Hälfte gegen Hüttenberg präsentieren, wird es schwierig“, staunte auch Geschäftsführer Thorsten Storm über den Leistungsabfall, der sicher nicht nur mit den personellen Problemen, Verletzungssorgen und dem anspruchsvollen Programm zu erklären ist.

Denn während sich der Großteil der Mannschaft verausgabte und den absoluten Willen zeigte, liefen einzelne wie etwa Spielmacher Børge Lund zeitweise wie abwesend übers Parkett, haderten mit ihren Nebenleuten oder suchten wie Ivan Cupic nach einem Fehlwurf ohne Bedrängnis eher den kurzen, netten Plausch mit dem gegnerischen Torhüter, anstatt die nötige Spannung aufzubauen. Auch einige der konstanten Kämpfernaturen im Löwen-Trikot zog das sichtlich nach unten.

Thorsten Storm blieb ein gewisses Gefälle im Kader ebenfalls nicht verborgen. „Wir müssen da genau hinschauen und eventuell Veränderungen vornehmen“, meinte der Manager. Spätestens jetzt dürften längerfristige Verträge keine Freifahrtscheine mehr sein. „Die Spaßhandballer müssen wieder in der Überzahl sein, daran wird der Verein arbeiten“, ärgerte sich Storm, dass vor der ansprechenden Kulisse von fast 8000 vornehmlich jungen Fans, wieder einmal die Chance auf einen glanzvollen Jahresabschluss leichtfertig vergeben wurde.

Nach eigener Aussage „stinksauer“ war nicht zuletzt Rechtsaußen Patrick Groetzki, der den „Schlafwagenstil“ nach der vermeintlichen Vorentscheidung monierte. „Dafür gibt es keine Ausreden“, grummelte der Youngster, dem Storm nachdenklich hinterher sah: „Wenn nur jeder so brennen würde …“

Von Thorsten Hof