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Löwen eine Klasse für sich (MM)

Nächstes Spitzenspiel, nächster Sieg: In der Handball-Bundesliga bleiben die Rhein-Neckar Löwen das Maß der Dinge. In einer dramatischen Partie wurden die Füchse Berlin mit 25:23 (11:11) bezwungen.

Die 10 975 Zuschauer zählten die Sekunden herunter, auf der Bank wurde bereits gefeiert. Die Rhein-Neckar Löwen machten es gestern spannend, aber sie blieben in der Schlussphase ganz cool. „Das richtig Schöne an diesem Spiel ist, dass wir es gedreht haben“, sagte Manager Thorsten Storm, während durch die SAP Arena „Spitzenreiter, Spitzenreiter“-Rufe hallten. Bis der Sieg unter Dach und Fach war, musste aber lange gezittert werden.

Gleich nach 49 Sekunden brachte Alexander Petersson die Löwen gegen seinen Ex-Klub in Front. Es war sein erster von acht Treffern. Berlins Trainer Dagur Sigurdsson überraschte mit einem siebten Feldspieler auf der Platte für Torhüter Silvio Heinevetter. Regisseur Bartlomiej Jaszka streifte sich ein Leibchen über, zudem verzichtete der Füchse-Coach zunächst auf seinen Linksaußen Ivan Nincevic und beorderte mit Abwehrchef Denis Spolaric einen zweiten Kreisläufer neben Torsten Laen in den Angriff. Doch das ging erst einmal gründlich schief. Löwen-Schlussmann Niklas Landin parierte den Ball und versenkte diesen mit einem Wurf über das gesamte Spielfeld zum 2:0 (2.).

Die Fans waren schon jetzt bester Laune, doch dann wurde es richtig emotional. Und daran hatten die beiden Unparteiischen Robert Schulze und Tobias Tönnies ihren Anteil. Sie bekamen die Partie nicht in den Griff, ahndeten Laens bösen Rempler gegen Landin und sein hartes Foul gegen Petersson nicht. Dafür musste Oliver Roggisch bei seinem ersten Vergehen gleich auf die Strafbank. Spieler und Fans waren außer sich, sieben Minuten lang passierte überhaupt nichts. Doch dann traf Uwe Gensheimer zum 3:0 (9.).

Sigurdsson beendete sein Experiment, aber das änderte vorerst nichts an der badischen Dominanz. Landin vernagelte seinen Kasten und im Angriff verlief bis zum 8:3 (18.) alles nach Plan. In Überzahl versäumten es die Badener allerdings, ihren Vorsprung auf sechs Treffer auszubauen. Gensheimer und Bjarte Myrhol ließen dicke Chancen aus, Berlin verkürzte dank eines sich steigernden Torhüters Silvio Heinevetter den Rückstand kontinuierlich und profitierte dabei auch von den Wechseln im Löwen-Rückraum. Keine Frage: Wenn Petersson und Kim Ekdahl du Rietz eine Pause bekommen, können die Gelbhemden ihr Niveau nicht halten. Die Folge war der 11:11-Halbzeitstand.

Berlin kam besser aus der Pause, die Löwen hatten ihren Spielfluss verloren und versuchten über den überragenden Petersson zum Erfolg zu kommen. Seine Einzelleistungen hielten die Badener im Spiel, beim Gegenstoß fand er aber ebenso seinen Meister in Heinevetter wie Myrhol. Landin bekam hingegen keinen Ball mehr zu fassen – und schon führten die Füchse 17:15 (39.). Bei den Badenern rückte Goran Stojanovic zwischen die Pfosten und eine 3:0-Serie brachte das 18:17 (44.). In der dramatischen Schlussphase eroberte Gedeon Guardiola den Ball, wenige Augenblicke später und 101 Sekunden vor dem Abpfiff netzte er selbst zum 24:22. Die Arena glich einem Tollhaus, die Party war gestartet.

Löwen: Landin (1), Stojanovic (ab 40. Minute) – Gensheimer (5/1), Myrhol (3), Groetzki (1) – Ekdahl du Rietz (2), Schmid (1), Petersson (8) – Roggisch, Steinhauser, Sesum (1), I. Guardiola, G. Guardiola (3), Bitz (n.e.).

Von Marc Stevermüer