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Die Löwen waren gegen Eisenach so hungrig wie nie zuvor (RNZ)

Was die Zebras können, können die Badener schon lange: 42:19-Rekordsieg gegen Eisenach

Coburg. Die gereizten Löwen haben zurückgebissen: Nach dem 46:24-Sieg des Titelrivalen THW Kiel eine Woche zuvor in Lemgo hat nun auch die Mannschaft von Trainer Gudmundur Gudmundsson etwas für das Torverhältnis im Kampf um die Deutsche Handball-Meisterschaft getan und in Coburg gegen den ThSV Eisenach sogar mit 42:19 (22:8) gewonnen. Mit 23 Toren Differenz also, die Löwen haben damit den punktgleichen Kielern nicht nur die Tabellenführung entrissen, sondern dem Serienmeister auch den Rekord bei Auswärtssiegen entrissen.

Der Jubel nach dem überragenden Spiel war bei den Spielern dennoch eher verhalten, schließlich war damit noch nichts gewonnen – außer den beiden Punkten. Und tatsächlich. Nur einen Tag später setzten die Kieler wiederum ein Zeichen und fertigten im Nordderby den Tabellendritten SG Flensburg-Handewitt mit 33:25 ab und verkürzten im Torverhältnis den Rückstand auf die Löwen von 16 auf acht. Die Titelhatz der Zebras und Löwen geht also unvermindert weiter. So spannend war das Finale in der Bundesliga selten und schon seit vielen Jahren nicht mehr. Und schon am Mittwoch (20.15 Uhr) versuchen die Rhein-Neckar Löwen wieder im Heimspiel in der SAP Arena gegen die MT Melsungen vorzulegen.

„Jedes Tor kann entscheidend sein“, sagte Rechtsaußen Patrick Groetzki nach dem Triumph gegen Eisenach ganz nüchtern – er wusste, dass die Kieler zurück schlagen können. „Das war mehr als das Optimum. Wir waren von der ersten bis zur letzten Minute sehr konzentriert“ sagt der Nationalspieler. „Alles andere können wir nicht beeinflussen.“

Es gab mehr als einen Klassenunterschied in der HUK Coburg Arena, in die die Thüringer ausweichen mussten, weil ihre heimische Halle nicht allen Erfordernissen der HBL entspricht. Tatasächlich sind die Eisenacher durch die Niederlage endgültig in die 2. Liga abgestiegen. Jubel unter den Zuschauern gab es daher lediglich als gleichzeitig die Coburger Handballer ihr Auswärtsspiel in Pforzheim gewannen und damit in die 2. Liga aufgestiegen sind.

Die Eisenacher müssen sich vorgekommen sein wie in einem 60-minütigem Sommergewitter mit einem kräftigen Torhagel, der bis zur letzte Sekunde nicht nachlassen wollte. „Von solch einem Ergebnis habe ich nicht einmal geträumt“, sagte Trainer Gudmundur Gudmundsson und erklärte dann, wie es überhaupt dazu kommen konnte: „Wir haben uns vorbereitet wie auf die Spiele gegen Barcelona oder Hamburg. Torhüter Niklas Landin hat viele Bälle gehalten, was zu Kontern und leichten Toren geführt hat. Dazu war es nicht leicht für Eisenach mit den vielen Verletzten.“ Die Thüringer mussten mit ihrem letzten Aufgebot auskommen und hatten keinerlei personelle Alternativen. So kam eins zum anderen und letztendlich der Bundesliga-Rekordsieg zustande, der die Löwen weiter von ihrer ersten Deutschen Meisterschaft träumen lässt.

Und dann erklärte Gudmi, warum er 17 Sekunden vor Schluss noch eine Auszeit genommen hat. Beim Stand von 41:19 für die Zuschauer völlig unerklärlich. Sie fanden es jedenfalls empörend und stimmten ein Pfeifkonzert an. Gudmundsson: „Es ging darum, dass für uns jedes Tor zählt, im Vergleich zu Kiel.“ Und wie die Norddeutschen nur einen Tag später demonstrierten hatte der Löwen-Coach damit durchaus recht. Zumal nach der Auszeit dem überragenden Andy Schmid noch per Siebenmeter der Treffer zum Rekordsieg gelang.

Von Hasso Waldschmidt