Veröffentlichung:

Rhein-Neckar Löwen: Als Spitzenreiter lebt es sich besonders schön (RNZ)

Der Sieg in Flensburg beflügelt die Rhein-Neckar Löwen – Am Samstag spielen sie zuhause gegen Lemgo

Heidelberg. Andy Schmid lächelte. Es war aber kein freudiges Lächeln, eher ein verlegenes. So, als sei dem Spielmacher der Rhein-Neckar Löwen etwas unangenehm. Irgendwie konnte es Schmid nämlich offenbar selbst nicht glauben, was die Gelben da wenige Minuten zuvor geschafft hatten: Die Badener hatten sich einen Auswärtssieg an der Ostsee erkämpft, der gefühlt eigentlich keiner war. Flensburg dominierte, Flensburg kontrollierte, Flensburg führte permanent. Bis, ja bis die Partie plötzlich kippte. Löwen-Keeper Niklas Landin machte ab der 45. Minute den Unterschied, spielte sich in einen Rausch.

Alles in allem eine Wende, mit der eigentlich niemand mehr gerechnet hatte. Völlig verrückt war die und kaum in Worte zu fassen. Selbst Schmid, immerhin einer der Hauptdarsteller im Tollhaus Campushalle, war ratlos. Schmid, der Ehrliche: „Ich kann mir das selbst nicht so richtig erklären.“ Womit wir wieder bei diesem Lächeln wären. Das flimmerte übrigens in tausende Haushalte. Sport1 machte es möglich, hielt live drauf, als der sympathische Schweizer sein Fazit zog.

Doch er hätte auch andere Sachen sagen können. Positive Dinge. Zum Beispiel, dass die Moral im Löwen-Rudel bombastisch ist, dass aufgeben für Uwe Gensheimer und Co. ein Fremdwort ist. Lars Lamadé tat genau das. Der Geschäftsführer zur RNZ: „Dieses Spiel hat einmal mehr gezeigt, welch tolles Team wir sind.“ Jeder kämpft für den anderen.

Und draußen steht einer, der sein Handwerk versteht. Gemeint ist Nikolaj Jacobsen, der Kommandant des badischen Handball-Flaggschiffs. Ein echter Taktikfuchs. Sein Systemwechsel in der Abwehr war der Schlüssel zum Erfolg. Der Däne sprengte sein 6:0-Bollwerk und stellte auf eine 5:1-Formation um. „Diese Umstellung hat sich wirklich bezahlt gemacht“, freute sich Lamadé, „danach lief es eindeutig besser.“ Sprach’s und schickte noch ein zweifaches Sonderlob hinterher: „Andy Schmid und Niklas Landin haben ihre Weltklasse mal wieder unterstrichen.“

Der Lohn ist jedenfalls fürstlich: Durch den 29:26-Coup in der „Hölle Nord“ konnten die Löwen wieder an den punktgleichen Zebras aus Kiel vorbeiziehen. Und als Spitzenreiter lebt es sich besonders schön. Die Tabelle wird dann zum Hingucker. Auch Lamadé wird da schon mal zum Statistik-Fan. Überwerten will er den aktuellen Höhenflug aber nicht. Im Gegenteil. Er hält den Ball flach, verzichtet auf Kampfansagen: „Auch für einen Sieg in Flensburg bekommt man im Endeffekt leider nur zwei Punkte.“ Sagte er. „Wobei dieser Erfolg schon sehr wichtig für die Mannschaft war, gerade nach der unnötigen Niederlage gegen Kiel.“

Der starke Mann im Löwen-Hintergrund war diesmal übrigens nicht live mit dabei. Sein zweiter Job – Lamadé sitzt auch noch bei der SAP im Aufsichtsrat – ließ das nicht zu. Folglich fieberte er am TV-Gerät mit. Hat er eigentlich im Vorfeld mit einem Triumph im hohen Norden gerechnet? „Gehofft habe ich es schon“, schmunzelte er, „aber bei der Flensburger Heimstärke kann man nicht von einem Sieg ausgehen.“

Am Samstag ist das anders. Dann gastiert der TBV Lemgo ab 19 Uhr in der Mannheimer SAP Arena. Da ist ein Sieg Pflicht. Auch wenn die Ostwestfalen am Mittwoch ein dickes Ausrufezeichen setzten: Lemgo, das mittlerweile bekanntlich auf den Ex-Löwen Tim Suton bauen kann, schoss Minden mit 38:21 aus der Halle. Lamadé warnt schon mal: „Die werden uns das Leben richtig schwer machen. .“

von Daniel Hund