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Taktischer Schachzug hat Verjüngungskur zu Folge (MM)

Mit Flexibilität in der Defensive erhöhen die Rhein-Neckar Löwen Richtung Jahresende nochmals die Schlagzahl / Petersson bleibt bis 2017

MANNHEIM. Der Kader der Rhein-Neckar Löwen hat bekanntermaßen eine gute Altersstruktur, doch beim 35:25-Kantersieg gegen den TuS N-Lübbecke vom Mittwochabend sank der „gefühlte“ Altersschnitt noch einmal deutlich nach unten. „Ich hatte das Gefühl, da laufen lauter 20-Jährige herum“, flachste Trainer Nikolaj Jacobsen, der seinen Spielern vor allem mit einer taktischen Maßnahme Beine machte. Erstmals in dieser Saison begannen die Badener mit einer 5:1-Abwehrformation, zogen den Ostwestfalen damit sofort den Zahn, mussten aber auch selbst von Beginn an alles einbringen. „Da muss sich jeder bewegen, das war ein richtig guter Schachzug“, meinte Team-Manager Oliver Roggisch.

Viel zu oft kamen die Löwen zuletzt mit einer gewissen Lethargie in die Begegnungen und mussten einige Spiele regelrecht herumreißen. Auch hier leistete die Defensiv-Formation mit einem weit vorgezogenen Uwe Gensheimer oft gute Dienste. Nun schickte Jacobsen diese Variante vom Start weg aufs Feld.

Ab der ersten Sekunde bereit

Einerseits, um den wurfgewaltigen Rückraum der Gäste zu stoppen, der zuletzt gegen Göppingen für 19 von 29 Toren verantwortlich war. Andererseits, um das eigene Team zu wecken. „In dieser Aufstellung musst du von der ersten Sekunde an bereit sein – und das war meine Mannschaft“, freute sich der Coach über den Raketenstart seines Teams und der daraus resultierenden Spielfreude gegen die tempomäßig völlig überforderten Profis des bislang so auswärtsstarken TuS N-Lübbecke. „Es ist ein gutes Gefühl, wenn man die Sicherheit hat, dass beide Systeme so gut funktionieren“, hatte auch Rechtsaußen Patrick Groetzki Spaß an der Abwehrarbeit.

Vor der eigenen Neun-Meter-Linie störte Gensheimer geschickt die Kreise von Dissinger & Co., hinter ihm stopfte Abwehrchef Gedeon Guardiola die Lücken auf beide Seiten, und auf den Halbpositionen standen Kim Ekdahl du Rietz und vor allem Alexander Petersson wie die sprichwörtlichen Felsen in der Brandung. „Gegen Alex in die Eins-gegen-Eins-Situation zu gehen, macht nicht so besonders viel Spaß“, schmunzelte Coach Jacobsen, der weiß, was er an dem Routinier hat.

Dass gestern die erzielte Einigung über einen weiteren Zwei-Jahres-Vertrag bis 2017 (wir berichteten) offiziell bekanntgegeben wurde, war dann auch keine besondere Überraschung mehr. „Alex ist ein absoluter Schlüsselspieler für uns“, betonte Jacobsen nochmals seine Wertschätzung für den 34-Jährigen, während Petersson selbst die inzwischen bestehende Verbundenheit mit der neuen Heimat als Hauptgrund für sein Bleiben anführte. „Ich hätte sicherlich woanders für mehr Geld unterschreiben können, aber ich fühle mich mit meiner Familie unheimlich wohl in der Region – das gibt man nicht so einfach auf“, sagte der Linkshänder, der wie immer hungrig auf weitere Erfolge ist.

Die nächste Gelegenheit, diesen Hunger zu stillen, bietet sich bereits am Samstag (21 Uhr, SAP Arena), wenn die Löwen in der Champions League gegen Veszprem ihr letztes Heimspiel 2014 bestreiten. Ob dann wieder vom Start weg mit einer 5:1-Formation gearbeitet wird, ließ Jacobsen offen. „Das will ich nicht verraten, Zeitzi liest bestimmt auch Zeitung“, lachte Jacobsen mit Blick auf den gebürtigen Heidelberger Christian Zeitz in Diensten des ungarischen Top-Klubs.

Von Thorsten Hof