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Abschied (7/7): Henning Fritz – Ein Gesicht des Handballs

Bis zuletzt hielt sich Henning Fritz offen, ob seine Karriere als Handballer am 30. Juni enden würde. Der Weltmeister von 2007 wollte alle Optionen prüfen, ehe seine Planungen über den Haufen geworfen wurden. Im Training zog sich der Torhüter einen Anriss des vorderen Kreuzbandes zu und verpasst in jedem Fall das Saisonfinale im Kader der Löwen.

Der Höhepunkt in der Karriere von Fritz war die Weltmeisterschaft 2007 im eigenen Land. Beim THW Kiel stand der Welttorhüter von 2004 in den Monaten zuvor meist nur im Schatten und deshalb fehlte das Selbstvertrauen bei dem Mann, der mit der Nationalmannschaft 2004 Europameister wurde und im gleichen Jahr bis ins Finale des Olympischen Turniers vordrang. Die Kritik an Bundestrainer Heiner Brand war groß, weil der an Fritz festhielt.

Doch der gebürtige Magdeburger rechtfertigte das Vertrauen, steigerte sich im Laufe des Turniers enorm, führte das deutsche Team ins Endspiel, wo Fritz und seine Kollegen Polen mit 29:24 besiegten und von 20.000 Zuschauern in der Kölnarena gefeiert wurden. „Das war von der Atmosphäre herausragend, einmalig“, sagt Fritz rückblickend.

Fünf Monate später wechselte der Held der WM von Kiel zu den Löwen und bildete fortan gemeinsam mit Sławomir Szmal eines der besten Torhüter-Duos der Bundesliga. Fünf Jahre ist er seither bei den Badenern und gehörte in dieser Zeit immer zu den Lieblingen der Fans. „Ich fühle mich hier sehr wohl“, stößt die Zuneigung der Anhänger auf Gegenliebe. Und aus diesem Grund plant Fritz mit seiner Familie nach dem Ende seine Karriere in der Region wohnen zu bleiben.

Zwei Mal stand Fritz mit den Löwen kurz vor einem Pokaltriumph. 2009 erreichten die Badener die Endspiele im Europapokal der Pokalsieger, wo es gegen den KC Veszprém aus Ungarn ging. In Ungarn verloren die Löwen 32:37 und konnten die Begegnung in der SAP Arena nicht mehr drehen. Nach dem 28:28 jubelten die Spieler aus Veszprém, während Fritz wie seine Mitspieler enttäuscht war. Nur ein Jahr später war er dann noch näher am ersten Titel für die Löwen, als es im Endspiel des Final Four in Hamburg gegen den HSV ging. Erst in der Verlängerung siegten die Hamburger mit 34:33. „Das Ziel von uns allen war es, einen Titel für diesen Klub zu gewinnen und es ist schade, dass uns dies nicht gelungen ist“, trauert Fritz den vergebenen Möglichkeiten hinterher.

Neben der WM 2007 gewann Fritz 13 weitere Titel mit der Mannschaft, hinzu kamen die Auszeichnungen zum Welthandballer und zum deutschen Handballer des Jahres (jeweils 2004).

Mit Henning Fritz verlässt ein großes Gesicht des deutschen Handballs die Rhein-Neckar Löwen – und eine starke Persönlichkeit. In den letzten Monaten bei den Badenern saß der Torhüter weite Teile der Spiele nur auf der Bank und trug dies mit Fassung.

STECKBRIEF HENNING FRITZ

Im Verein: 7/2007 bis 6/2012
Erstes Spiel: 29. August 2007 (VfL Gummersbach – RNL 23:32)
Letztes Spiel: 16. Mai 2012 (RNL – SG Flensburg-Handewitt 27:34)
Spiele gesamt: 145

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