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Abschied mit Fans und ganz viel Schwermut

Rhein-Neckar Löwen verabschieden ein Quintett – und bekommen dabei großartige Unterstützung vor und in der SAP Arena

Abschied mit Fans und ganz viel Schwermut: RN Löwen verabschieden ein Quintett und bekommen dabei Unterstützung vor und in der SAP Arena.
Der Fanclub Baden Lions verabschiedet die Mannschaft in die Sommerpause.

Glücklich ist, der solche Fans hat: Mit wehenden Fahnen, Tröten und Trommeln empfangen die Mitglieder des Löwen-Fanclub Baden Lions zum Saisonfinale ihre Helden vor der SAP Arena in Mannheim. Einen schöneren Anblick kann es aus Löwen-Sicht nicht geben. Und so reicht ein Blick in die strahlenden Gesichter von Martin Schwalb, Jannik Kohlbacher und Co., um zu erahnen, wie sehr sich Fans, Trainer und Spieler während dieser „Corona-Saison“ gefehlt haben.

Erst komplette Geister-Atmosphäre, dann eine Hand voll Trommler, rekrutiert aus dem Aufbau-Team der Löwen, am Ende immerhin 250 Zuschauer: Es war, gelinde gesagt, eine emotional reduzierte Handball-Saison, die in dieser Form überhaupt nicht passt zu dem, was die Sportart im Kern ausmacht. Es geht um vollen Einsatz, leidenschaftliche Zweikämpfe – von der ersten bis zur letzten Sekunde. Und darum, dass der Funke vom Feld auf die Fans überspringt und dann, tausendfach verstärkt, zurückgespiegelt wird hinunter auf die Platte.

Dies alles musste in dieser Saison ausfallen, dies alles hat den Sport verändert. Umso schöner, dass an diesem Sonntag das Leben zurückkehrt in und vor die SAP Arena. Es tut unfassbar gut, die strahlenden Gesichter zu sehen, die aufmunternden Blicke Richtung Spieler, die sagen: Heute gegen Kiel, Jungs, da rocken wir das Ding zusammen! Und tatsächlich: Von der ersten Minute an sind die Löwen auf dem Feld genauso da wie die Löwen auf den Rängen. Sie ziehen gemeinsam in das Duell mit dem Star-Ensemble um Sander Sagosen, Niklas Landin und Hendrik Pekeler – und sie ziehen sich gemeinsam mehr als beachtlich aus der Affäre.

Abschied mit Fans und ganz viel Schwermut – und einem Klasse-Spiel gegen den alten und neuen Meister

Abschied mit Fans und ganz viel Schwermut: RN Löwen verabschieden ein Quintett und bekommen dabei Unterstützung vor und in der SAP Arena.
Geschäftsführerin Jennifer Kettemann verabschiedet Jerry Tollbring.

Das 25:25 gegen den alten und neuen Deutschen Meister, dieser eine Punkt für Prestige und Selbstwahrnehmung, er geht in jedem Falle zu 50 Prozent auf das Konto der Löwen-Fans. Und er schafft einen richtig schönen Rahmen für das, was nach jedem letzten Heimspiel einer Saison nicht unbedingt sehr angenehm daherkommt: die Verabschiedung. Nach vier Jahren RNL sagt Linksaußen Jerry Tollbring Adjö, genauso wie sein schwedischer Landsmann, Kreisläufer und Abwehr-Spezialist Jesper Nielsen, der immerhin drei Löwen-Jahre auf dem Buckel hat.

Zwei Jahre hat Rückraumspieler Romain Lagarde bei den Löwen verbracht, sagt aus persönlichen Gründen „Au revoir“, um zurückzukehren nach Frankreich. Trainer Martin Schwalb verabschiedet sich nach rund eineinhalb Jahren mit einem Tschüss in die Hamburger Wahlheimat. Und Nikolas Katsigiannis, der in der größten Torwart-Not eine wichtige Stütze der Mannschaft wurde, beendet zum 30. Juni sein mehrmonatiges Kurz-Engagement. „Es war mir eine Ehre, bei einem solchen Verein spielen zu dürfen“, sagt die Katze zum Abschluss in der Sky Lounge der SAP Arena.

Löwen-Geschäftsführerin Jennifer Kettemann hat für alle Fünf einen liebevoll gepackten Geschenkkorb aus der Löwen-Geschäftsstelle mitgebracht sowie eine Collage mit den schönsten Erinnerungen in gerahmter Bildform. Arena-Sprecher und Moderator Kevin Gerwin bittet um ein kurzes Wort des Abschieds. Wobei es dann auch bleibt. Allen Beteiligten ist anzumerken: Es war eine superharte Saison, für den Körper, vor allem aber für die Psyche. In diesen ohnehin sehr traurigen Momenten liegt eine große Schwermut, liegen Müdigkeit, Erschöpfung und eine spürbare Leere.

Umso schöner, dass auch jetzt wieder die Fans helfen. Die allermeisten sind nach Spielende und der kleinen Meister-Würdigung für den THW Kiel in der SAP Arena geblieben. Sie verfolgen auf dem großen Video-Würfel die Verabschiedung, sie bedenken ihre Lieblinge mit warmem Applaus und der diesem innewohnenden Anerkennung. Es bleibt zu hoffen, dass dies der Anfang ist für die Rückkehr zur Normalität nach der Sommerpause. Denn wie hat es der scheidende Schwalbe so schön auf den Punkt gebracht: Handball ohne Fans, das ist einfach sch…