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Abschied steht erst ganz unten auf der Liste (MM)

Am Ende der aktuellen Saison wird die Handball-Bundesliga wieder um einen Ausnahmespieler ärmer sein. Nach sechs Jahren verlässt Kreisläufer Bjarte Myrhol die Rhein-Neckar Löwen, seine Karriere wird der mittlerweile zweifache Familienvater dann näher an seiner Heimat Norwegen beim dänischen Erstligisten Skjern Håndbold fortsetzen. Eine Tatsache, die schon länger bekannt ist, mit Hendrik Pekeler vom TBV Lemgo steht seit dem vergangenen Sommer auch sein Nachfolger fest. Doch Myrhol spricht nur ungern über seine Abschiedstournee durch die deutschen Hallen.

„Das macht mich eben ein bisschen traurig“, wehrt der 32-Jährige Fragen in diese Richtung meistens ab. Und derzeit haben ohnehin noch andere Dinge Priorität. „Jetzt an das Ende zu denken, wäre wirklich noch zu früh. Ich habe noch einiges mit den Löwen vor“, betont der Kämpfer an der gegnerischen Sechs-Meter-Linie, der nach seiner Knieverletzung zusehends in Schwung kommt.

Auch die Champions League steht dabei noch auf der Liste Myrhols. Und das Achtelfinale gegen den ungarischen Vizemeister Pick Szeged, das am Freitag (19 Uhr) in der SAP Arena mit dem Hinspiel eingeläutet wird, soll dabei noch lange nicht Endstation sein. Dass es in der K.o.-Runde allerdings keine einfachen Gegner mehr gibt, ist auch dem Dauerbrenner der Gelbhemden bewusst. „Im Optimalfall gewinnen wir unser Heimspiel und fahren mit einem Polster nach Ungarn. Aber wir können das weder planen noch sollten wir uns zu viele Gedanken darüber machen. Am Ende wird sich die über zwei Spiele bessere Mannschaft durchsetzen“, denkt Myrhol gewohnt pragmatisch. Anwurf zum Hinspiel im Achtelfinale der Champions League gegen Pick Szeged ist am Freitag um 19 Uhr in der SAP Arena. Die Partie ist ein reines Unterrangspiel. Eintrittskarten gibt es noch an der Abendkasse. Szeged hat sich als Zweiter der Gruppe D hinter KS Vive Kielce aus Polen für das Achtelfinale der Königsklasse qualifiziert. In der Gruppenphase kam der ungarische Vizemeister zu sechs Siegen und einem Remis. Dreimal ging Szeged als Verlierer vom Platz.

Welch wertvollen Beitrag der Norweger zum Erfolg der Löwen leisten kann, haben seine Auftritte nach seinem Comeback Ende Februar gegen Bietigheim einmal mehr unter Beweis gestellt. Das Zusammenspiel mit Spielmacher Andy Schmid gestaltet sich wie gehabt traumwandlerisch sicher, zuletzt glänzte er beim Auswärtssieg in Hannover mit sechs blitzsauberen Treffern. Seine Meniskusverletzung ist dem Rechtshänder auf den ersten Blick kaum anzumerken, Myrhol beißt allerdings auf die Zähne.

„Die Schmerzen sind da, aber die Ärzte haben gesagt, wenn ich spiele, wird es wohl nicht schlimmer“, fasst er seinen aktuellen Zustand zusammen. Schon in der Hinrunde quälte sich der Vorzeige-Profi mit Knieproblemen, nach Weihnachten unterzog er sich still und leise dann nochmals einem Eingriff, der die Pause bis zum Bietigheim-Spiel nach sich zog. Derzeit pendelt Myrhol zwischen Spiel, Training, Regenaration sowie Reha-Maßnahmen und ist der medizinischen Abteilung bei den Löwen um die intensive Betreuung dankbar. „Was man hier angeboten bekommt, ist schon optimal.“

Der Tanz auf den „drei Hochzeiten“ Meisterschaft, Pokal und Champions League kann also auch für Bjarte Myrhol an Fahrt aufnehmen. Und für einen Profi, der mit Blick auf seine Verletzung von einem „Holzbein“ spricht“, sieht das beim Löwen-Kreisläufer relativ elegant und vielversprechend aus.

 

Von Thorsten Hof