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Rhein-Neckar Löwen sind von Kopf bis Fuß auf die Champions League eingestellt (RNZ)

Die Rhein-Neckar Löwen empfangen am Freitag Pick Szeged zum Achtelfinal-Hinspiel in der Königsklasse.

Vom Namen her hätte es uns sicher härter treffen können. Schwer wird es aber so oder so.“ Nikolaj Jacobsen, der Trainer der Rhein-Neckar Löwen, wirkt entschlossen, als er das sagt. Voll fokussiert, bereits von Kopf bis Fuß auf die Champions League eingestellt. Auf Pick Szeged, den nächsten Gegner. Schon am Freitag ab 19 Uhr kreuzen die Ungarn in der SAP Arena auf, wollen kämpfen, beißen, überraschen. Denn für die meisten Experten kann es in diesem königlichen Achtelfinal-Duell nur einen geben: die Löwen. Jacobsen kann darüber nur schmunzeln. Der Däne warnt: „Das ist eine sehr, sehr clevere Mannschaft, die auch viel über den Kreis macht.“

Egal, ein Sieg ist trotzdem Pflicht. Aber nicht irgendeiner, möglichst einer, der beruhigt und somit für eine halbwegs entspannte Reise zum Rückspiel sorgt. Was bleibt, ist die Frage, was wäre denn beruhigend? Oder anders: Mit welchem Resultat könnte ein Vollblut-Trainer wie Jacobsen gut leben? „Puh, das ist wirklich schwer zu sagen.“ Grinst der Löwen-Chef: „Normalerweise sagt man ja, dass vier bis sieben Tore schon ein gutes Polster sind.“

Diesmal wäre das auch ratsam, denn im Varosi Sportcsarnok – so heißt die Heimfestung von Szeged – brennt meist die Luft. Dort wird Handball gelebt, der Funke springt über. Jacobsen nickt, spricht von einen echten Hexenkessel, von rund 3500 Zuschauern, die alles geben. Und weiter: „Auch deshalb gehe ich von zwei ganz engen Spielen aus.“

Echte Endspiele also. Bereit sind die Löwen für sie. Auch wenn aktuell ein paar Prozent fehlen. Der eine oder andere Gelbe geht nämlich auf dem Zahnfleisch, kann nicht immer so, wie er gerne würde. Schuld ist das Monsterprogramm, der Tanz auf drei Hochzeiten und ganz nebenbei sind da auch noch die Nachwirkungen der Wüsten-WM in Katar. „Wenn du da nicht müde wirst, wann dann?“, zuckt Jacobsen mit den Schultern. Sein Job ist es, einen gesunden Mittelweg zu finden. Tag für Tag, Woche für Woche. Denn manchmal ist weniger mehr: Beine hochlegen statt Schweißarbeit in der Kronauer Trainingshalle. Jacobsen sagt: „Am Ende zählt nur, dass die Tanks immer wieder voll sind.“

Und der Erfolg gibt ihm recht: In der Bundesliga haben die Löwen gerade mal sechs Verlustpunkte angesammelt. Und das Mitte März 2015, mitten auf der Zielgeraden. Meisterlich – wenn da nur Kiel nicht wäre. Die Punktgleichen, der ruhmreiche Dauerrivale der letzten anderthalb Jahre.

Eigentlich hätte Jacobsen auch allen Grund dazu, ein wenig neidisch auf den Titelhamster von der Ostsee zu sein. Schließlich kann der THW aus dem Vollen schöpfen. Insbesondere im Rückraum sind Weltstars unter sich. Jacobsen schmunzelnd: „Ja, da haben sie sieben Topstars, die auch noch jede Menge Erfahrung haben.“ Aber neidisch? Nein, das ist er nicht, der Löwen-Dompteur. Im Gegenteil: „Wir haben dafür noch eine ganz junge Truppe, die besser und besser werden wird.“ Und die etwas hat, was den „Zebras“ zuletzt – zumindest beim Gastspiel im „Ufo“ – fehlte: die Leidenschaft, das Herz.

Vorzüge, die morgen Abend auch den zweifachen ungarischen Meister in die Knie zwingen sollen.

Von Daniel Hund