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Abwehr als Schlüssel zum Erfolg (RNZ)

Kassel. (miwi) Der Fanbus der Baden Lions stand am Samstag lange im Stau. Ein umgestürzter Wohnwagen machte die A7 kurz vor Kassel dicht – Vollsperrung. Als die Anhänger der Rhein-Neckar Löwen schließlich in Kassel ankamen, lief die Partie der Badener gegen die MT Melsungen schon. Beim ersten Blick auf die Anzeigetafel der Rothenbach-Halle erschrak die etwa 50 Personen starke Gruppe, weil ihre Mannschaft mit 4:7 in Rückstand lag. Doch die Baden Lions kamen zur rechten Zeit, die Löwen starteten just in diesem Moment die Aufholjagd und feierten am Ende mit 26:23 (15:9) ihren zweiten Saisonsieg. 

Alexander Pettersson konnte nach dem Spiel gar nicht genug feiern. Nachdem sich der Isländer bereits mit den Anhängern „abgeklatscht“ hatte, ermunterte er seine Teamkollegen anschließend zur „Welle“ mit den Fans. Der Neuzugang wollte das neue Wir-Gefühl ein Stück weit untermauern und freute sich außerdem einfach über zwei hart erkämpfte Punkte. „Ich bin richtig kaputt“, gestand der Mann aus dem rechten Rückraum, der in den 60 Minuten zuvor gezeigt hatte, warum sie ihm bei den Berliner Füchsen mehr als eine Träne nachweinen. Aggressiv und kämpfend bis zur Selbstaufgabe in der Abwehr und lange Zeit fehlerlos im Angriff war der Linkshänder ein Garant für die zwei Punkte.

Aber wahrlich nicht der einzige. Denn in der Deckung kämpften alle Spieler sprichwörtlich wie die Löwen. „Unsere Leistung in der Abwehr war ab der 10. Minute überragend“, lobte Trainer Gudmundur Gudmundsson und auf Nachfrage gestand er ein, dass man wohl kaum besser verteidigen könne wie über weite Teile der ersten Halbzeit. Nach dem 4:7 gestatteten die Löwen den Melsungern bis zum Pausenpfiff ganze zwei „Törchen“. Als der Löwen-Coach mit Bjarte Myrhol und Oliver Roggisch im Innenblock spielen ließ, wurde die 6:0-Abwehr zum fast unüberwindbaren Bollwerk. Und weil Abwehrarbeit im Handball zu einem erheblichen Teil Einstellungssache ist, lieferten die 60 Minuten in Melsungen Indizien dafür, dass die Badener in dieser Saison Spieler auf dem Feld haben, die ihren Fans dauerhaft Freude machen können.

Mit einem beeindruckenden und seltenen 10:0-Lauf (!) zogen die Löwen bis auf 14:7 davon und stellten damit bereits früh die Weichen auf Sieg. Der geriet in der zweiten Halbzeit nur noch einmal in Gefahr, als die Kraft des Löwenrudels langsam nachließ und sich im Angriff zeigte, dass bei der neuformierten Mannschaft einige Rädchen noch nicht automatisch ineinander greifen. Bis auf 22:23 kamen die Melsunger heran, ehe Kim Ekdahl du Rietz mit dem 24. Treffer für Beruhigung sorgte. Der Schwede – wie Pettersson neu bei den Löwen – hatte offensiv nicht seinen besten Tag erwischt, gehörte mit dem wichtigen Tor in der Schlussphase aber trotzdem zu den Matchwinnern.

Genauso wie der Jüngste. Beeindruckend, was Marius Steinhauser auf Rechtsaußen zeigte. In seinem zweiten Bundesliga-Spiel überhaupt traf der 19-Jährige ohne Fehlversuch sechs Mal und war neben Uwe Gensheimer bester Löwen-Torschütze. „Wie er trotz seiner Nervosität auftritt, ist toll“, sagte Manager Thorsten Storm: „Wenn man bedenkt, dass er letztes Jahr noch in der vierten Liga in Schwetzingen gespielt hat.“ Die wenigen Fehltritte in der Defensive waren Nachwuchsmann Steinhauser nachzusehen, denn wie der Rest der Mannschaft warf er viel Leidenschaft in die Waagschale.

Nach den beiden Auswärtssiegen fiebern die Löwen ihrem ersten Auftritt vor eigenem Publikum entgegen. Am Mittwoch kommt der TuS N-Lübbecke – wie die Gudmundsson-Sieben mit zwei Siegen in die Saison gestartet – in die SAP Arena. „Wir freuen uns sehr, vor unseren Zuschauern spielen zu können“, sagte der Löwen-Coach. Bislang haben sich die guten Leistungen seiner Mannschaft aber noch nicht überall herumgesprochen, denn bislang wurden im Vorverkauf nur etwa 4 500 Tickets abgesetzt.

MT Melsungen: Vasilakis 7, Vuckovic 3, Hildebrand 6, Allendorf 1, Danner 2, Mansson 1, Fahlgren 3.
Löwen: Petersson 4, Sesum 3, Ekdahl du Rietz 4, Steinhauser 6, Gensheimer 6/3, Myrhol 1, Schmid 2. 
Stenogramm: 4:2 (5.), 7:4 (11.), 7:7 (15.), 7:14 (23.), 9:15 (Hz), 12:15 (37.), 14:16 (40.), 16:20 (47.), 17:22 (50.), 22:23 (55.), 22:25 (59.), 23:26 (Endstand).
Zuschauer: 2505.