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Abwehr und Appelgren wuchten Löwen ins Final-Four-Finale

Deutscher Meister schlägt Magdeburg 31:24 (16:10) und steht im Endspiel um den DHB-Pokal

Die Rhein-Neckar Löwen stehen im Finale des DHB-Pokals. Am Samstagnachmittag setzte sich der zweifache Deutsche Meister gegen den zweifachen Pokalsieger SC Magdeburg mit 31:24 (16:10) durch. Grundlage für den Erfolg war eine überragende Leistung von Löwen-Torwart Mikael Appelgren. Der Schwede hielt 16 Würfe und veredelte damit eine bärenstarke Vorstellung der gesamten Abwehr, in der neben dem Innenblock aus Hendrik Pekeler und Kim Ekdahl Du Rietz vor allem Alexander Petersson herausragte. Gegen den Magdeburger Superstar Michael Damgaard zeigte sich Petersson in fantastischer Form, steuerte außerdem im Angriff fünf Treffer bei und traf damit einmal weniger als Mads Mensah (6) und zweimal weniger als Pekeler (7). Beim SCM war Robert Weber mit zwölf Toren erfolgreichster Schütze.

Für die Löwen geht es morgen weiter mit dem Finale, das wie schon das Halbfinale um 15.15 Uhr angepfiffen und live von ARD und Sky Sport übertragen wird. Der Gegner ist dabei, glaubt man unter anderem der Aussage von Kim Ekdahl Du Rietz, egal: „Das spielt keine Rolle“, antwortete der Schwede auf die Journalistenfrage nach einem Wunschgegner. Letztendlich wurde es die TSV Hannover-Burgdorf, die sich im zweiten Halbfinale gegen die HSG Wetzlar mit 24:19 durchsetzte. Den Knackpunkt für den eigenen Sieg sah KEDR wenig überraschend in der Defensive: „Wir hatten einen überragenden Torhüter und eine Super-Abwehr, wodurch wir kaum einfache Tore zugelassen haben. Im Sechs-gegen-sechs haben wir es sehr gut gemacht.“ Matchwinner Appelgren rückte nicht sich, sondern seine Vorderleute ins Rampenlicht: „Ich bin sehr zufrieden mit der gesamten Deckung. Das war auch unsere Idee, über Ballgewinne und schnelle Gegenstöße leichte Tore zu machen.“

Magdeburg fehlerhaft, Löwen eiskalt

Im Hamburger Hexenkessel vor 13.200 überwiegend frenetischen Zuschauern erwischten die Löwen direkt den besseren Start. Alex Petersson verteidigte offensiv gegen Michael Damgaard und machte das so gut, dass der sonst so starke Rückraumschütze in der ganzen ersten Halbzeit auf einen einzigen Treffer kam. Überhaupt die Abwehr: Die 6:0-Formation machte über die gesamte Spielzeit einen Riesenjob. Dahinter überragte Mikael Appelgren: Seiner ersten Parade gegen Matthias Musche ließ der Schwede 15 weitere folgen, nahm zahlreiche freie Würfe weg und legte das Fundament für eine famose Löwen-Leistung. Durch Ballgewinne und schnelle Gegenstöße zogen die Gelbhemden nach fünf Minuten auf 5:1 davon, nach 13 Minuten stand es 8:4. Magdeburgs Coach Bennet Wiegert nahm kurz darauf die erste Auszeit – ändern konnte er am Spielverlauf damit aber nichts. Seine Mannschaft produzierte gegen die aggressive Löwen-Abwehr weiter Fehler am Fließband, welche der Deutsche Meister genauso verlässlich zu eigenen Toren verwertete. Mads Mensah legte mit unbändigem Willen die Treffer zum 9:5 und 10:5 nach, Pekeler mit seinem ersten Tor das 11:6. Eine traumhafte Kombination über Andy Schmid und Mensah schloss wieder Pekeler zum 12:7 ab. Nach 30 Minuten zeigte der Videowürfel ein 16:10 für die Löwen.

Dass in Durchgang zwei keine echte Spannung mehr aufkam, lag am weiterhin brillanten Zusammenspiel zwischen Löwen-Abwehr und Appelgren. Zudem trug im Angriff wirklich jeder seinen Teil zum Erfolg bei. In den ersten zehn Minuten nach der Pause waren es insbesondere Petersson und Pekeler, die mit je drei Treffern alle Hoffnungen auf eine Magdeburger Wende zunichtemachten. Mit einer Wahnsinnskeule aus sechs Metern erzielte Petersson das 20:13, kurz danach das 22:13 per Gegenstoß. Als Andy Schmid Pekeler am Kreis zum 25:17 freispielte, war die Vorentscheidung gefallen. Magdeburg kam zwar beim 25:19 noch einmal auf sechs Treffer heran, knapper wurde es aber nie wieder. Stattdessen legten die Löwen wieder einen Zahn zu und zogen auf 27:19 weg. Fünf Minuten vor dem Ende schraubten die Gelbhemden das Ergebnis auf 30:20, ließen die Partie dann aber austrudeln und wechselten fleißig durch. Der mit einem Wadenkrampf ausgewechselte Petersson durfte sich genauso wie die ganze Mannschaft feiern lassen. Aus dem begeisterten Löwen-Fanblock schallte „Oh, wie ist das schön!“.

Jacobsen kann endlich lachen

Der Wahnsinnsstimmung passte sich auch Löwen-Trainer Nikolaj Jacobsen an, der sich auf der Pressekonferenz erleichtert zeigte, „endlich einmal nicht als Verlierer hier zu sitzen.“ Seiner Mannschaft zollte er großen Respekt, lobte jeden Spieler einzeln und sprach von einer starken Leistung. Er und seine Jungs hätten gewusst, dass gegen diese tolle Magdeburger Truppe alles habe klappen müssen: „Und das war dann auch der Fall.“ Der Sportliche Leiter Oliver Roggisch erinnerte daran, dass man noch nichts gewonnen habe. „Wir können noch ein paar Minuten feiern und müssen dann in die Köpfe bekommen, dass erst eine Halbzeit bei diesem Final Four gespielt ist. Auch für das Finale müssen wir voll fokussiert sein.“ Auf dem Weg zum Ziel, erstmals den DHB-Pokal zu gewinnen, haben die Löwen einen wichtigen Schritt gemacht. Einen von zweien.

Rhein-Neckar Löwen – SC Magdeburg 31:24 (16:10)

Löwen: Appelgren, Palicka; Schmid (2), Bliznac, Sigurdsson (4), Radivojevic, Baena (1), Tollbring, Mensah (6), Pekeler (7), Groetzki (3), Reinkind (1), Taleski, Petersson (5), Ekdahl Du Rietz (2)

Magdeburg: Quenstedt, Green; Musa (1), Chrapkowski, Musche (3), Pettersson, de la Pena, Cosena, Christiansen (1), Mertens, O’Sullivan (2), Bezjak (1), Weber (12/8), Kalarash, Damgaard (3), Zelenovic (1)

Trainer: Nikolaj Jacobsen – Bennet Wiegert

Schiedsrichter:  Peter Behrens / Marc Fasthoff

Zeitstrafen: 0 – 2

Strafminuten: / – Schmid (2), Pekeler (2)

Siebenmeter: 8/8 – /

Zuschauer: 13.200

Spielfilm: 0:1, 5:1, 5:3, 7:3, 7:4, 8:4, 9:5, 10:6, 11:7, 13:7, 13:8, 14:8, 16:10 (HZ), 18:12, 20:13, 22:13, 22:15, 23:15, 24:17, 26:19, 27:20, 30:20, 31:24 (EN)

Bilder: Marco Wolf