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Alle wollen Gensheimer (MM)

Kapitän der Rhein-Neckar Löwen am Scheideweg – Vertrag verlängern oder nach Kiel oder Barcelona wechseln?

VESZPREM/MANNHEIM. Schon wer die Aufwärmphase vor der knappen 29:30-Niederlage der Rhein-Neckar Löwen im ungarischen Veszprem beobachtet hatte, wusste bescheid. Uwe Gensheimer feuerte die Kollegen an, klatschte seine Mitspieler immer wieder aufmunternd und energisch ab. Ganz klar, hier war der Kapitän des Champions-League-Teilnehmers bei der Arbeit. Die Frage ist allerdings: Wie lange noch? Gensheimers Vertrag läuft am Ende der Saison aus – und dass der Nationalspieler der Löwen und das Mannheimer Handball-Aushängeschild schlechthin eine neue Herausforderung sucht, scheint dieses Mal nicht nur eine theoretische Möglichkeit, sondern eine realistische Option.

Im Gespräch mit dieser Zeitung bestätigt Gensheimer, dass die Löwen, Serienmeister THW Kiel und der spanische Top-Klub FC Barcelona (wir berichteten) die drei Vereine sind, zwischen denen die Entscheidung fällt – und der 26-Jährige macht sich so seine Gedanken. „Das ist das erste Mal, dass ich so eine schwierige Entscheidung zu treffen habe“, deutet der Rechtshänder an, dass es in der Vergangenheit auch für ihn kaum denkbar schien, die Löwen tatsächlich zu verlassen. Der Nationalspieler ist auch mit Blick auf seine bald 27 Jahre (26. Oktober) auf dem Höhepunkt seiner Karriere – will er noch einmal etwas anderes ausprobieren, würde ein Wechsel im Sommer Sinn machen.

THW rüstet weiter auf

„Ich will auf höchstem Niveau spielen“, war dabei immer Gensheimers Credo, und der Abstand der Badener zum THW Kiel scheint zuletzt weiter zusammengeschmolzen zu sein, was die Kultfigur der Mannheimer Handball-Fans bestätigt. Also ein Plus für den bisherigen Arbeitgeber?

„Die Löwen haben in den vergangenen beiden Jahren eine tolle Entwicklung genommen“, bestätigte Gensheimer, Fakt ist aber auch, dass Kiel mit Neuzugängen wie Domagoj Duvnjak aus Hamburg und Steffen Weinhold aus Flensburg, der Konkurrenz ab 2014 wieder einen Schritt voraus sein könnte. Wer Meister werden will, muss dann wohl das Trikot der Zebras tragen.

„Kann sein“, kommentiert „Gensel“ diese Gedanken mit seinem schelmischen Grinsen, doch ganz so einfach scheint der Fall dennoch nicht. „Es sind eben mehrere Faktoren, die ich gegeneinander abwägen muss. Die private Situation, die sportliche Herausforderung und bei einem Profi-Sportler zählt natürlich auch das Finanzielle. Deshalb soll diese Entscheidung kein Schnellschuss sein“, dementiert Gensheimer, dass schon alles unter Dach und Fach sei.

Für zwei der drei mitbietenden Vereine dürfte die Sache da schon klarer sein. Die Löwen haben ihr Angebot schon vor längerer Zeit vorgelegt und wollen Gensheimer als Gesicht der Löwen und Leistungsträger natürlich halten. Auf den Schecks des spanischen Alleinunterhalters FC Barcelona dürften dagegen die größten Zahlen stehen, wobei die spanische Liga keine große Herausforderung bieten dürfte.

Bliebe noch der THW Kiel, der aber ebenfalls das Für und Wider eines solchen Königstransfers überdenken muss. „Wenn ein Spieler wie Uwe auf dem Markt ist, sollten wir uns für ihn interessieren“, sagte THW-Manager Klaus Elwardt jüngst den „Kieler Nachrichten“, und auch Trainer Alfred Gislason ist bekanntermaßen ein großer Freund von Gensheimers Spielweise. Zudem laufen die Verträger der Kieler Linksaußen Gudjon Valur Sigurdsson und Dominik Klein aus.

Dieses funktionierende Top-Duo auseinanderzureißen und dafür den Löwen-Kapitän einzubauen wäre allerdings ein Luxus-Manöver, dass sich der Branchenführer nach offizieller Darstellung auch nicht mehr als nötig kosten lassen will. Das THW-Angebot soll nach offizieller Darstellung der Nordlichter unter dem der Löwen liegen, womit wieder die sportliche Herausforderung in den Mittelpunkt rückt.

Die liegt bei Gensheimer in dieser Woche beim Lehrgang der Nationalmannschaft, nach fast einem Jahr ist der Linksaußen hier wieder am Ball. Vielleicht hilft ihm die räumliche Entfernung zu den Löwen, um sich über seine Zukunft etwas klarer zu werden. „Wir spielen jedenfalls mit offenen Karten, was eine Selbstverständlichkeit ist, wenn man so lange zusammenarbeitet“, sagt der Linksaußen mit Blick auf die Löwen. Und in ein, zwei Wochen soll die Sache vom Tisch sein“, will sich Gensheimer dann wieder ganz auf seine Arbeit als Kapitän der Löwen konzentrieren können – mindestens bis zum 30. Juni 2014.

Von Thorsten Hof