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Am Ende fehlt die Kraft

Löwen unterliegen in Veszprém nach starker Leistung

 „Wir wollen sehen, wo wir im Vergleich zu einer der besten Mannschaften Europas stehen“, hatte Löwen Trainer Nikolaj Jacobsen vor der Partie angekündigt. Keine Frage, das Starensemble aus Veszprém zählt auch dieses Jahr wieder zu den Topfavoriten auf den Gewinn der VELUX EHF Champions League. Umso höher ist die Leistung der Löwen einzuschätzen, die am Samstagabend im Hexenkessel der Arena Veszprém den Gastgebern alles abverlangten, sie in der ersten Halbzeit phasenweise sogar dominierten und zwischenzeitlich mit drei Treffern führten.  Am Ende konnten die Löwen ihr Niveau aber nicht halten, zudem schwanden in der 2. Hälfte die Kräfte, und die Ungarn zogen mit dem 27:24 (10:11) Erfolg den Kopf noch mal aus der Schlinge. „ Die Rhein-Neckar Löwen waren sehr gut auf uns vorbereitet, zudem sind wir in der ersten Hälfte immer wieder an Niklas Landin gescheitert“, bilanzierte Veszpréms Trainer Carlos Ortega nach der Partie. Für den spanischen Coach der Ungarn war die Partie „wohl das beste was man im europäischen Handball sehen kann.“  Sein Gegenüber Nikolaj Jacobsen war trotz der Niederlage stolz auf seine Mannschaft. „ Die erste Halbzeit war nahezu perfekt, am Ende konnten wir leider unser starkes Niveau nicht halten und haben auch einige Bälle zu leichtfertig vergeben. So etwas nutzt eine Spitzenmannschaft wie Veszprém eben aus. Trotzdem bin ich stolz auf meine Mannschaft, wie sie sich hier präsentiert hat.“

Was die Badener vor allem in den ersten 30 Minuten boten war fantastisch. Wurden die Löwen im Gruppenspiel vor einen Jahr in Veszprém zu Beginn förmlich überrant, bestimmten sie am Samstag die Partie. Nach etwas mehr als einer Viertelstunde führten die Gäste erstmals mit drei Toren (7:4), Veszpréms Trainer Carlos Ortega nahm seine erste Auszeit, doch die Löwen präsentierten sich in der kompletten ersten Hälfte als die bessere Mannschaft. Beweglich und aufmerksam in der Abwehr, routiniert und abgeklärt im Angriff, es schien als knüpften die Löwen problemlos an die zuletzt gezeigten starken Leistungen gegen Montpellier und Minden an. „ Wir waren am Anfang zu nervös, wir wollten das Spiel zu schnell entscheiden. Das funktioniert gegen eine Mannschaft wie die Löwen nicht“, sprach Veszpréms Toptorschütze Momir Ilic nach der Partie. Der ehemalige Kieler erzielte wie Löwen Kapitän Uwe Gensheimer neun Tore und war gemeinsam mit Torhüter Roland Mikler der beste Spieler seiner Mannschaft, die erst nach rund zwanzig Minuten ins Spiel fand. Bis zur Pause hatte der Favorit den Anschluss wiederhergestellt, und lag beim 10:11 Rückstand wieder in Reichweite des Tabellenführers der Bundesliga.

Den besseren Start in die zweite Hälfte erwischten dann die Ungarn, Christian Zeitz nutze eine Zeitstrafe gegen die Löwen um bei 14:13 die Gastgeber erstmals wieder in Führung zu bringen. Die Löwen kämpften jedoch, und ließen sich auch von der unglaublichen Stimmung in der Arena Veszprém nicht verunsichern. „Es ist immer wieder beeindruckend hier zu spielen, man versteht auf dem Feld nicht einmal seinen Nebenmann, deshalb muss man hier schon wirklich perfekt spielen wenn man eine Chance haben will“, zollte Löwen Spielmacher Andy Schmid dem ungarischen Publikum Respekt. Für Veszpréms Trainer Carlos Ortega „sind unsere Fans einfach ein zusätzlicher Spieler.“

Beim 15:15 erzielte Uwe Gensheimer dann aber letztmals den Ausgleich, ehe in der Schlussphase jedoch die Kräfte nachließen. Zudem häuften sich nun die unglücklichen Entscheidungen der beiden kroatischen Schiedsrichter.  Beim 19:21 Zwischenstand aus Sicht der Löwen schien zehn Minuten vor dem Ende die Wende nochmals möglich, doch zunächst vergab Uwe Gensheimer in Überzahl den möglichen Anschluss, ehe im Gegenzug Ilic in Unterzahl für Veszprém traf. Spätestens beim 23:19 (51.) war die Partie entschieden, Veszprém zog nun angetrieben vom bärenstarken Torhüter Roland Mikel bis auf 26:21 (55.) davon, ehe die Badener die letzten Minuten noch zur Ergebniskorrektur nutzten. Am Ende siegten die Ungarn, aufgrund der deutlichen Leistungssteigerung in der zweiten Halbzeit, verdient mit 27:24 (10:11).  

MKB-MVM Veszprém – Rhein-Neckar Löwen 27:24 (10:11)

MKB-MVM Veszprém: Mikler, Alilovic (n.e.); Gulyas (2), Ivancsik, Schuch, Ruesga (1), Ilic (9/4), Nilsson, Nagy (4), Zeitz (2), Ugalde (3), Marguc (1), Rodriguez (1), Terzic, Sulic (4), Kancel

Rhein-Neckar Löwen: Landin, Rutschmann; Schmid (2), Gensheimer (9/2), Kneer (1), Suton (n.e.), Sigurmannsson (n.e.), Myrhol (1), Mensah (2), Groetzki (2), Reinkind, Guardiola (1), Petersson (5), Ekdahl du Rietz (1)

Trainer: Carlos Ortega – Nikolaj Jacobsen

Schiedsrichter: Dalibor Jurinovic / Marko Mrvica (CRO)

EHF Beobachter: Henrik La Cour Laursen

Zuschauer: 5019 (ausverkauft)

Zeitstrafen: 3-4

Siebenmeter: 4/4 – 2/2

Strafminuten: Schuch (2), Nagy (2), Terzic (2) – Kneer (2),Guardiola (4), Petersson (2)

Beste Spieler: Mikler, Ilic – Landin, Gensheimer