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Am Wochenende kämpfen die Rhein-Neckar Löwen um die Krone (RNZ)

Final Four: Die Badener treffen auf Flensburg – Gensheimer freut sich über Lamadés Verlängerung

Vier Mannschaften, ein Traum. Den vom Pott, vom Triumph im DHB-Pokal. Ab Samstag geht es wieder rund in der Hamburger O2-World. Es ist Final Four-Zeit. Um 14 Uhr treffen die Rhein-Neckar Löwen im ersten Halbfinale auf die SG Flensburg-Handewitt. Danach fordern die Berliner Füchse den SC Magdeburg.

Zwei Siege bis zum Titel fehlen noch. Das klingt verlockend und so einfach, ist in Wirklichkeit aber ein steiniger Weg. Was ein Blick zurück zeigt: Beim Gipfeltreffen im deutschen Pokal kann jeder jeden schlagen. Die Tagesform entscheidet. Löwen-Kapitän Uwe Gensheimer sagt es so: „Mal kamen wir als Underdog, mal als Favorit. Nur geklappt hat es noch nie.“ Seufzt der linke Flügelmann. „Wichtig“, grinst „Gensel“, „wichtig ist vor allem, dass wir unser eigenes Optimum abrufen können.“ Hört sich logisch an. Aber in Hamburg ist eben vieles anders. Da schlottern schon mal die Knie, da sind Nerven aus Drahtseilen gefragt. Vor einem Jahr hatten die Gelben die nicht. Damals war die Ausgangslage ähnlich: Die Löwen kamen mit breiter Brust, hatten Kiel bereits im Vorfeld raus gekegelt, waren die Mannschaft der Stunde. Und dann das: Normalform erreichte keiner. Flensburg nutzte das, gewann mit 30:26. Danach war der Frust bei den Löwen riesig. Völlig geknickt waren sie, stiefelten ohne jegliche Körperspannung in die Katakomben. Vereinzelt kullerten Tränen. Vor Wut, vor allem aber vor Enttäuschung. Geschäftsführer Lars Lamadé erinnert sich daran noch gut. Ungern wohlgemerkt. Wurden die Nordlichter damals möglicherweise gar unterschätzt? Wenn ja, diesmal wird das nicht passieren – zumindest, wenn es nach Lamadé geht. Der Löwen-Macher mit Nachdruck: „Wir werden sowohl Flensburg als auch die anderen nicht unterschätzen.“ Entschlossen hört er sich dabei an, so, als wäre er schon von Kopf bis Fuß auf den Pokal eingestellt. Gensheimer ist das sowieso. Der badische Torgarant befindet sich längst im Tunnel, im mentalen Schwebezustand. Für ihn zählt nur noch eins: die Krone in Hamburg. „Diesem Ziel ordne ich alles unter, denn wir wollen diese tolle Saison unbedingt mit einem Titel abschließen.“

Die Vorzeichen sind gut. Trainer Nikolaj Jacobsen kann aus dem Vollen schöpfen. Selbst Spielmacher Andy Schmid, ohne dessen Ideen die Besten aus dem Südwesten wohl aufgeschmissen wären, hat seine Gehirnerschütterung auskuriert. Lamadé freut das, den Ball hält der Mann aus dem Aufsichtsrat der SAP trotzdem flach: „Klar, haben wir gute Chancen auf den Titel, doch in der Favoritenrolle sehe ich uns nicht.“ Was auch mit den besonderen Umständen in Hamburg zusammenhängt. Mit den vier Fanlagern, mit der einmaligen Stimmung, mit einer Atmosphäre, die auch mal lähmen kann. Lamadé kennt sich damit bestens aus. Er ist Wiederholungstäter. Mit den Löwen ist er nun schon zum achten Mal dabei. Und in den nächsten Jahren könnten weitere Abstecher folgen: Lamadé hat seinen auslaufenden Vertrag bekanntlich bis 2018 verlängert. Wie wurde das eigentlich in der Mannschaft aufgenommen? Schließlich gab es aus Fankreisen zuletzt viel Kritik am „Teilzeit-Manager“! Gensheimer: „Wir haben diese Entscheidung begrüßt. Alle kommen sehr gut mit Lars aus und freuen uns auf die nächsten drei Jahre.“ Ein Manager mit eigener Handball-Vergangenheit ist er aber nicht, bringt das keine Nachteile mit sich? „Nein, warum sollte es das. Er steht in ständigem Austausch mit Trainer Nikolaj Jacobsen und Co-Trainer Oliver Roggisch. Diese Konstellation ist sehr gut.“ Richtig harmonisch soll es hinter den Kulissen zu gehen. Am Wochenende braucht es aber mehr. Da muss jeder brennen, alles geben. Lamadé als Motivator von der Tribüne aus und der Rest auf und neben der Platte.

Alle für einen – und alle für den Titel.

Von Daniel Hund