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An Essen nicht verschlucken (MM)

Rhein-Neckar Löwen heute beim Tabellenletzten gefordert / Unbequeme Gegner in der EHF-Cup-Gruppenphase

MANNHEIM. Ein mühevoller Arbeitssieg beim Aufsteiger Minden, ein Debakel in eigener Halle im Spitzenspiel gegen Kiel, ein mageres Remis gegen international drittklassige Griechen von Diomidis Argous. Keine Frage: Die Rhein-Neckar Löwen haben zuletzt ein wenig von ihrer imposanten Dominanz eingebüßt, die sie zu Saisonbeginn noch auszeichnete. Nervös werden die Gelbhemden trotzdem nicht – und das hat seine Gründe. „Jedes Bundesligaspiel ist eine schwere Aufgabe. Nach dem Ausfall von Uwe Gensheimer fehlt uns zwar der zentrale Führungsspieler auf und neben dem Feld“, sagt Thorsten Storm, der Manager des badischen Handball-Bundesligisten, aber er ist sich sicher: „Diese Rolle werden nun andere übernehmen. Wir müssen noch enger zusammenrücken.“

Siegloses Schlusslicht

Die Ausgangssituation ist mit 26:2 Punkten nach wie vor komfortabel, vor Saisonbeginn war diese Bilanz den Gelbhemden höchstens von den kühnsten Optimisten zugetraut worden – wenn überhaupt. Beim bislang sieglosen Schlusslicht Essen sollen heute (19.45 Uhr) die nächsten zwei Zähler eingesackt werden, doch Trainer Gudmundur Gudmundsson warnt. Das intensive Videostudium hat ihn beeindruckt: „TUSEM hat sich nach dem Trainerwechsel von Maik Handschke zu Christian Prokop gefangen. Gegen Melsungen hat Essen mit viel Pech verloren, in Wetzlar haben sie dann verdient einen Punkt geholt. Dieses Ergebnis sollte uns Warnung genug sein.“ Und auch ein Blick in die Vergangenheit zeigt, dass die Sporthalle „Am Hallo“ nicht unbedingt ein gutes Pflaster für die Badener ist: Am zweiten Spieltag der Saison 2007/2008 kassierten die favorisierten Löwen dort eine unerwartete 30:35-Niederlage, die schöne Euphorie bei den Gelbhemden nach der Verpflichtung der frischgebackenen Weltmeister Henning Fritz, Oliver Roggisch und Christian Schwarzer war damals erst einmal dahin.

Rechtsaußen Marius Steinhauser war vor fünf Jahren nicht dabei, sondern hatte damals erst mit dem Handballspielen begonnen. Trotzdem weiß er, dass die heutige Begegnung kein Selbstläufer wird. „In dieser Liga kann jeder gegen jeden gewinnen. Wenn ein vermeintlicher Favorit in einem Spiel mal nicht zu 100 Prozent bei der Sache ist, droht ein böses Erwachen“, sagt der Youngster, der das Remis zuletzt in Argous nicht überbewerten will. „Den 20-Tore-Vorsprung aus dem Hinspiel haben wir nicht aus den Köpfen bekommen. Aber wir haben gekämpft, denn wir wollten nicht verlieren“, zieht der Linkshänder noch etwas Positives aus dieser unbedeutenden Begegnung: „Gegen Essen müssen wir nun von Beginn an hellwach sein und uns auf unsere Stärken besinnen. Wir gehen diesmal ja nicht mit einem 20-Tore-Polster in die Partie.“

Apropos Europapokal: Gestern wurde die Gruppenphase im EHF-Pokal ausgelost. Die Löwen treffen auf Tatran Presov aus der Slowakei, HC Motor Zaporozhye aus der Ukraine und KIF Kolding Kopenhagen aus Dänemark. Als Austragungsort für das Final Four am Ende des Wettbewerbs wurde Nantes bestimmt. Doch so weit denken die Gelbhemden nicht. Trainer Gudmundsson stöhnte, als die Gegner der Gruppenphase feststanden: „Losglück ist etwas ganz anderes. Viel schlimmer hätte es eigentlich nicht kommen können. Mit diesen drei Gegnern und den damit verbundenen, entsprechenden Reisestrapazen stehen uns drei richtig hohe Hürden bevor.“

Von Marc Stevermüer