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Anpfiff zum Doppelpack gegen die jungen Wilden

Am Donnerstag treffen die Rhein-Neckar Löwen in der VELUX EHF Champions League in St. Leon-Rot auf den kroatischen Dauermeister RK Zagreb

Nach einer rund vierwöchigen internationalen Pause stehen für die Rhein-Neckar Löwen noch drei Spiele der VELUX EHF Champions League in diesem Jahr an. Den Auftakt macht binnen neun Tagen der Doppelpack gegen den kroatischen Serienmeister RK Osiguranje Zagreb, der sich seit 21 Jahren kontinuierlich den Titel im handball-verrückten Land sicherte und mit 20 Champions-League-Teilnahmen so oft wie keine andere Mannschaft an der „Königsklasse“ teilnahm.  Los geht es mit dem Hinspiel am Donnerstag um 20.30 Uhr im Sportzentrum Harres in St. Leon-Rot, das Rückspiel ist dann am 23. November in der kroatischen Hauptstadt – und nach zwei CL-Siegen in Folge können die Löwen mit einem weiteren Doppelschlag klar Kurs auf das frühzeitige Erreichen des Achtelfinales in der wie erwartet engen Gruppe A nehmen, in der nur St. Petersburg schon abgeschlagen ist.

An die Mannschaft aus Zagreb haben die Löwen durchweg positive, weil ungeschlagene Erinnerungen, wenn es auch noch nie einen Heimsieg gab: Durch einen 31:28-Auswärtserfolg und ein 27:27 zu Hause erreichten die Badener in der Saison 2010/11 das Viertelfinale der VELUX EHF Champions League, in der Spielzeit 2008/2009 gab es in der Hauptrunde zwei Remis (33:33, 27:27).

Doch mit der Mannschaft von damals ist der heutige Kader von Zagreb nicht vergleichbar. Seinerzeit hatte man in Kroatien tief in die Schatulle gegriffen, hatte Stars wie Igor Vori oder Ivano Balic zurück nach Zagreb beordert, um dort quasi das Nationalteam im Verein für die Heim-WM 2009 aufzubauen. Doch schon kurz nach der Weltmeisterschaft, die mit der Silbermedaille endete, war Ebbe in der Klubkasse, sukzessive verließen auch internationale Stars wie Kiril Lazarow den 23-maligen kroatischen Meister. Und als vor dieser Saison der Slowene David Spiler als letzter ausländischer Spieler ins weißrussische Brest wechselte, war man wieder da angekommen, wo man in den 1990-er Jahren begonnen hatte: Zurück bei den Wurzeln, ausschließlich mit kroatischen Talenten. Neben dem schwedischen Meister Halmstad ist RK Zagreb der einzige der 24 Teilnehmer der Gruppenphase, der lediglich Spieler aus dem eigenen Land unter Vertrag hat.

Darunter befinden sich aber zahllose Rohdiamanten, die der neue Trainer Boris Dvoršek (Nachfolger des früheren Weltmeisters und Olympiasiegers Slavko Goluza, der nur noch das Nationalteam trainiert) nun schleifen soll, wie die Rückraumspieler Ante Kaleb und Stipe Mandalinic, Kreisläufer Teo Coric oder Torwart Filip Ivic – alles Namen, die man sich für die nächsten Jahre merken sollte.

Die einzigen verbliebenen Routiniers sind die Valcic-Brüder sowie Mannschaftskapitän und Nationalaußen Zlatko Horvat. Und der sprüht vor Lob für die neuformierte Mannschaft: „Trotz oder wegen der angespannten Finanzlage haben wir dieses Jahr ein Team, das mit Erfolgen auf sich aufmerksam machen wird. Diese Spieler sind die Zukunft des kroatischen Handballs, und trotz der fehlenden Erfahrung werden wir kämpfen wie die Löwen.“

Dieses Selbstbewusstsein verkörpert auch Ante Ančić, der in der Klub-Hierarchie vom Manager zum Direktor beim aktuellen Titelträger der multinationalen SEHA-Liga aufgestiegen ist: „Auch wenn wir uns erst im Neuaufbau für die Zukunft befinden, werden wir schon im Jetzt Erfolge einfahren. Nachdem wir letzte Saison das Achtelfinale der Champions League verpasst haben, wird uns das diese Saison nicht mehr passieren.“

Die bisherigen Resultate untermauern diesen Optimismus: Zuhause wurde Celje geschlagen, in St. Petersburg gelang ein deutlicher Auswärtssieg, mit vier Punkten rangieren die Kroaten einen Zähler hinter den Rhein-Neckar Löwen, gleichauf mit Celje und einen Punkt vor Zaporozhye.

Ančić hat ein klares Ziel vor Augen: „Ich denke, wir kämpfen mit Celje um den dritten Platz in der Gruppe.“  Diese Auffassung vertritt auch Trainer Dvoršek: „Veszprem und Rhein-Neckar Löwen sind stärker als wir, alle anderen können wir schlagen. Die junge Mannschaft wird schon während dieser Saison einige Schritte nach vorne machen.“ Mangelndes Selbstvertrauen kann man Zagreb indes auch nicht vorhalten, denn Dvoršek betont: „In drei Jahren soll unsere Mannschaft so weit sein, dass sie sich fürs VELUX EHF FINAL4 qualifizieren kann – bis dahin muss sie allerdings noch Erfahrung sammeln. Und diese Erfahrung kann auch bedeuten, einmal gegen die besten Mannschaften Europas zu verlieren.“

Mal sehen, ob sie diese Erfahrung schon am Donnerstag in St. Leon-Rot machen dürfen.

 

Gegner-Stenogramm: HC Croatia Osiguranje Zagreb (CRO)

Qualifikation: Kroatischer Meister

Trainer: Boris Dvoršek, seit April 2013 (Vorgänger: Slavko Goluza)

Neuzugänge: Sandro Obranovic (NEXE Nasice), Teo Coric (Porec), Leon Susnja (Moslavina), Antonio Kovacevic (Dubrava), Josip Sandrk (Balatonfuredi), Branimir Bouček (Al-Rayyan)

Abgänge: Domagoj Srsen (Brest Meshkov), David Spiler (Brest Meshkov)

Erfolge:

Champions-League-Teilnahmen (inklusive aktueller Saison): 20

Finale (4): 1994/1995, 1996/1997, 1997/1998, 1998/1999

Halbfinale (1): 1999/2000

Viertelfinale (5): 2000/2001, 2002/2003, 2003/2004, 2008/2009, 2011/2012

Achtelfinale (3): 2005/2006, 2009/2010, 2010/2011

Hauptrunde (1): 2007/2008

Gruppenphase (4): 1993/1994, 2004/2005, 2006/2007, 2012/13

Europapokal-Erfolge:

EHF Cup:

Finalist 2004/2005

Pokalsieger-Wettbewerb:

Halbfinalist 2006/2007

Kroatischer Meister: 1991, 1992, 1993, 1994, 1995, 1996, 1997, 1998, 1999, 2000, 2001, 2002, 2003, 2004, 2005, 2006, 2007, 2008, 2009, 2010, 2011, 2012, 2013

Kroatischer Pokalsieger: 1991, 1992, 1993, 1994, 1995, 1996, 1997, 1998, 1999, 2000, 2003, 2004, 2005, 2006, 2007, 2008, 2009, 2010, 2012, 2013

Sieger der SEHA League 2013