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Anschwitzen für die neue Saison – Löwen bei der Leistungsdiagnostik
Bevor das Team gemeinsam trainiert, absolvieren die Spieler Laktat-, Sprung- und Belastungstests im Reha-Zentrum der TSG 1899 Hoffenheim
Anschwitzen für die neue Saison: Die Freude bei der Mannschaft in die neue Saison zu starten und wieder voll anzugreifen: unermesslich! Die Freude, dies mit der anstrengenden und herausfordernden Leistungsdiagnostik zu tun: eher zurückhaltend.
Um in der Vorbereitung einen optimalen Grundstein für die bevorstehende Saison zu legen, unterziehen sich die Löwen-Spieler Donnerstag und Freitag unterschiedlicher Fitnesstests. Während ein Teil der Mannschaft in den Trainingsräumen in Kronau von Athletiktrainer Florian Schulz gefordert wird, quält sich der Rest der Profis durch die ungeliebten, aber extrem aufschlussreichen Leistungstests. Aufschlussreich deshalb, weil das Reha-Zentrum der TSG 1898 Hoffenheim sowohl über eine umfangreiche Ausstattung mit modernen Geräten und Messtechnologien verfügt, als auch über fachkundige Leistungsdiagnostiker, die die Profis anleiten, beurteilen und bis an deren Grenzen treiben.
Für die Kooperation mit der benachbarten TSG findet Neuzugang Halil Jaganjac ausschließlich lobende Worte: „Ich wusste es bereits bei meiner Vertragsunterschrift – die Rhein-Neckar Löwen sind ein richtig großer Verein. Hier ist alles organisiert, alle Abläufe sind durchdacht. Die Leistungsdiagnostik in diesem Umfang ist ein sehr hoher Standard. Ich freue mich tatsächlich auf die anstrengenden Tests, denn sie zeigen mir, an welchen Bereichen meines Körpers ich noch arbeiten kann, um besser zu werden.“
Anschwitzen für die neue Saison: Da vergeht sogar dem Lauser kurz das Lachen
Mannschaftskapitän Uwe Gensheimer hat schon zahlreiche Fitnesstests in seiner Zeit bei den Löwen absolviert. Den Laktattest, intensive Steigerungsläufe, bei denen die Spieler in einer kurzen Verschnaufpause Blut abgenommen bekommen, bestreitet er dieses Mal im Duett mit Philipp Ahouansou. Während beide zu Beginn noch lockere Sprüche reißen und sich gegenseitig necken, ist davon knapp 25 Minuten später erst einmal nicht mehr viel zu hören. Auf das Ende der Läufe folgt Schweigen sowie tiefes Durchatmen – die Jungs sind platt. Verständlich, dass dieser Belastungstest der letzte Programmpunkt des Tages ist. Es wären allerdings nicht Philipp und Uwe, wenn diese nicht versuchen würden, mit Blick auf die Ergebnisse ihrer Mannschaftskameraden, ihre Zeiten noch nach oben zu korrigieren. Doch trotz ihrer charmanten Versuche keine Chance – die Damen und Herren der Leistungsdiagnostik sind amüsiert, aber unbestechlich.
Nichtsdestotrotz freut sich der Kapitän, zurück im Kreise seiner Mannschaftskollegen zu sein: „Es ist natürlich schön, wieder alle Jungs zu treffen. Auch wenn wir in zwei Gruppen aufgeteilt sind – es ist ein erstes Zusammenkommen, ein erstes Treffen. Selbstverständlich gehören diese obligatorischen Tests jedes Jahr dazu. Hier im Reha-Zentrum gibt es viele unterschiedliche Testmöglichkeiten. Für uns und für die Trainer ist es wichtig, einen Leistungsüberblick zu bekommen, sodass deutlich wird, worauf der Fokus bei jedem Einzelnen gelegt werden muss.“
Anschwitzen für die neue Saison: Vorbeugung von Verletzungen durch gezielte Messungen
Während Uwe und Philipp sich in Richtung Dusche und daraufhin in den wohlverdienten Feierabend aufmachen, fängt für Joel Birlehm die Leistungsdiagnostik gerade erst an. Der Torhüter präsentiert sich nicht nur in bester Laune, sondern ist motiviert bis in die Haarspitzen. Dermaßen motiviert, dass er, bevor die eigentlichen Übungen erklärt werden, stets eines wissen will: „Wen gilt’s zu schlagen?“ Ganz zum Leidwesen von Joel – die 2,44-Meter-Bestmarke von Philipp beim Sprungtest verpasst er um vier Zentimeter. Trotz aller Enttäuschung: Für den Scherz des Betreuers, aufgrund seiner enormen Sprungkraft sei ein Außenspieler an ihm verloren gegangen, lässt er sich schnell begeistern.
Wie Leistungsdiagnostiker Christian Kloss erklärt, sind für Handballer gerade diese unterschiedlichen Sprungtests aufschlussreich. Sowohl Wiederholungs-Sprünge auf einem Bein von links nach rechts, als auch die Messung von Sprungweite und -höhe inklusive Überprüfung der Landung – all diese Daten liefern wichtige Informationen. So lassen sich dadurch unter anderem muskuläre Ungleichgewichte bei den Spielern erkennen. Diese können daraufhin gezielt trainiert und somit Verletzungen vorgebeugt werden.
Weniger Angst vor einer Verletzung, dafür mehr Angst um die Messgeräte, hat man bei Juri Knorr. Der Rückraumspieler sitzt fest angegurtet auf einem schwarzen Stuhl, seitlich von ihm sind Tastatur und Bildschirm zu erkennen. Was an eine Mischung aus Raumfahrt und Beinpresse aus dem Fitnessstudio erinnert, fällt in Wirklichkeit unter den Begriff der „Isokinetik“. Dabei wird mit Widerstand die Kraft im vorderen und hinteren Oberschenkel der Löwen gemessen. Juri, sichtlich erwartungsvoll, lauscht dem Prozedere der Testung und beginnt die Übung. Mit vollem Einsatz und für diese Übung eher untypischen Geräuschen zieht er dabei sämtliche Blicke auf sich. Nicht etwa, weil Juri diese Töne von sich gibt, sondern die Isokinetik-Station. Auf den Schock, Juri zerlegt die kostbare Messtechnik, folgt die Erleichterung: Es handelt sich lediglich um einen kleinen technischen Ausfall. Keine Probleme also für Astronaut Knorr.
„Wir sind sehr zufrieden mit den Leistungen der Jungs. Wir haben einen sehr guten Eindruck vom Zustand der Spieler – gerade mit Hinblick auf das Anforderungsprofil eines Handballprofis. Die Ergebnisse werden wir jetzt auswerten und anschließend gemeinsam besprechen. Aber ganz klar: Es ist immer ein super Event, wenn die Rhein-Neckar Löwen zu Gast sind“, so Leistungsdiagnostiker Christian Kloss.
Etwa sieben Stunden geht es donnerstags und freitags im Reha-Zentrum zur Sache. Und obwohl bei allen der Schweiß in Strömen läuft und die Belastung teilweise nahe an das Maximum eines Jeden geht, herrscht eine äußerst positive Grundstimmung im und um das Team. Weiter geht es für die Löwen am Sonntag – dann lädt Trainer Sebastian Hinze zur ersten, gemeinsamen Trainingseinheit.