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Männer die im Zirkel schwitzen
Löwen-Trainer Sebastian Hinze zeigt, was er unter der von ihm formulierten Arbeitsmoral versteht
Am Anfang haben sie alle gut lachen. Um kurz vor 10 Uhr am Montagmorgen ist die Welt der Löwen-Profis noch in Ordnung. Man schäkert, grinst, lächelt, neckt sich. Nach mehr als vier Wochen Sommerpause gibt es einiges zu erzählen, herrscht munteres Treiben in der Trainingshalle in Kronau. Um punkt 10 Uhr ist es damit vorbei.
Okay. Das lockere Warmmach-Spielchen nimmt sich noch ganz lustig aus. Die Löwen-Spieler befinden sich auf Trainingsleibchen-Jagd bzw. -Flucht, je nach dem, ob man selbst ein gelbes oder blaues Leibchen bekommen hat. Benji Helander hat offenbar richtig Lust, wirft sich ins Getümmel, lässt sich kaum abschütteln. Auch die daran anschließende Parteiball-Runde macht den Jungs noch Spaß. Aber dann.
Männer die im Zirkel schwitzen: 30 Grad am Vormittag
In seiner kurzen Ansprache vor der Einheit nimmt Cheftrainer Sebastian Hinze das böse Wort in den Mund: Zirkel-Training. Unschöne Erinnerungen werden wach an Schulsporthallen, gellende Pfiffe, wütend gebellte Kommandos. Gedanken und Bilder schießen durch den Kopf: Medizinbälle, Holzbänke, Felix Magath. Und tatsächlich: Wer einen der Löwen-Spieler vor und nach der Einheit gesehen hat, glaubt kaum, es mit ein und derselben Person zu tun zu haben.
Eines muss man dabei bedenken. Um kurz nach 10 Uhr an diesem Montagmorgen bewegt sich das Thermometer in der Kronauer Trainingshalle Richtung 30-Grad-Marke. Ein lockerer Aufgalopp sieht anders aus. Die Gesichter um kurz vor 12, als die Einheit vorbei ist: hochrot, schweißgebadet. Die Blicke: etwas verloren. Ja, dieser Sommer wird heiß. Und ohne Fleiß kein Preis. Wir alle kennen das. Und auch die Handball-Profis der Rhein-Neckar Löwen müssen da durch.
Die Zirkel-Training-Hölle besteht aus mehreren Stationen. Vier Hütchen markieren die Kampfbahn für Tempo-Training. Zwei Stationen sind den Themen Dehnen und Stabilisieren gewidmet. Per Side Steps müssen die Jungs so schnell es geht mehrere Bodenmatten umkurven. Und zu guter Letzt gibt es eine Pass- und Koordinationsübung.
Männer die im Zirkel schwitzen: Arbeitsmoral nach Sebastian Hinze
Das alles geschieht unter den Argusaugen Sebastian Hinzes. Wenn ihm etwas nicht passt: Trillerpfeife! Der Vergleich zu einem Drill wäre übertrieben. Aber es ist schon ein ganz besonderer Zug drin in dieser Veranstaltung. Ein Zug, der den Löwen gut zu Gesicht steht. Nach einer Saison zum Vergessen weiß jeder, was die Stunde geschlagen hat. Nicht umsonst hat der neue Chefcoach das Wort von der „Arbeitsmoral“ in der Auftakt-Pressekonferenz verwendet.
Dieses Wort wird ab der ersten Trainingseinheit mit Leben erfüllt. Und man hat nicht das Gefühl, dass es die Spieler nicht begrüßen würden. Das Lachen ist beim Zirkel-Training vielleicht kurz verschwunden. Aber es kehrt, mit Blick auf die Art und Weise, wie man davon profitieren wird, ganz schnell wieder zurück.